[73] Die Väter

Mit blauem Aug', mit blondem Haar
Ein Mann von kräft'gem Wuchse war,
Auf Herrmann's Denkmal steht er;
Er wirft den Blick durch Flur und Wald,
Und ruft, daß es wohl mächtig schallt:
Mein Vaterland, mein Vaterland,
Du hast zu viele Väter!
Er bricht 'nen grünen Eichenzweig
Als Wanderstock sich ab sogleich,
Und durch die Länder geht er,
Und was er hört und was er sieht,
[74]
Er ruft zu Allem, was geschieht:
Mein Vaterland, mein Vaterland,
Du hast zu viele Väter!
Er ist gewandert hin und her,
Er hub den Blick, so thränenschwer,
Zu Gott und innig fleht er:
O schling' um unser Vaterland
Der Liebe und der Eintracht Band!
Mein Vaterland, mein Vaterland,
Es hat zu viele Väter!
O Mutter, deutsche Freiheit, du,
Ließ' dich dein Lüsten einst in Ruh',
Es reute dich nicht später!
Jetzt ist kein Glück in unserm Haus,
Jetzt rufst du selber mit mir aus:
Mein Vaterland, mein Vaterland,
Du hast zu viele Väter!

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TextGrid Repository (2012). Glaßbrenner, Adolf. Gedichte. Verbotene Lieder. Die Väter. Die Väter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-D705-A