[161] St!

Die Zwitter und die Zitterer,
Die zischelten zusammen,
Ob's schon zur Zeit sei, die Censur
Aus Deutschland zu verdammen.
Der Erste sagt', es müsse gehn;
Der Zweite sprach: es macht sich;
Der Dritte setzt die Brille auf
Und hat erst noch bedacht sich.
[162]
Die Zwitter und die Zitterer
Sie disputirten leise;
Sie schloßen Thür und Fenster zu,
Und das war äußerst weise.
Der Vierte sprach: seid nicht zu schnell!
Hübsch vorsichtig, ihr Leutchen!
Es ist noch manches Hinderniß
Für solch Ziel zu beseit'gen!
Da dachten gleich die Zwitter nach
Den letzten Interdicten;
Die Zitt'rer aber sahen sich
Bedenklich an und nickten.
Der Fünfte sprach: 's ist noch nicht Zeit;
Die Fürsten sind dagegen!
[163]
Die beiden Letzten wollten sich
Die Sach' noch überlegen.
Sie zankten leis' und zischelten,
Die Zitt'rer und die Zwitter;
Sie sahen scheu und duckten sich
Wie Schafe beim Gewitter.
Ein Secretair, der räuspert' sich:
Da fuhr'n sie auseinander;
Sie hatten einen Schreck gekriegt,
Und zitterten selbander.
Die Zwitter und die Zitterer,
Sie schwiegen nicht sehr lange;
Doch ward bei dem Politisirn
Den Meisten angst und bange.
[164]
Sie zischelten und zankten leis',
Auf daß es Niemand höre;
Ob die Gedankenfreiheit jetzt
Schon einzuführen wäre.

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TextGrid Repository (2012). Glaßbrenner, Adolf. Gedichte. Verbotene Lieder. St!. St!. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-D71E-3