[58] An Nantchen, bei Uebersendung einer Locke

Wenn mein treuer Reisewagen,
Der, wie oft schon! über Land
Unser frohes Herz getragen,
Längst im Ofen ward verbrannt;
Und der Mantel – ach! wir schliefen
Einst auf ihm so traulich ein! –
Wird für Liebende zu Briefen
In Papier verwandelt seyn;
Und in Wülferode's Lauben,
Die du selbst mit mir gepflanzt,
Unter dem Gewölb' von Trauben
Einst mein froher Enkel tanzt;
[59]
Und von mir, zur Erde wieder
Heimgekehrt, nichts übrig ist,
Als vielleicht noch ein Paar Lieder,
Die man endlich auch vergißt:
Dann ist nichts sich gleich geblieben,
Als nur dieser Locke Haar,
Unverändert, wie im Lieben
Amarantens Herz sonst war.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Goeckingk, Leopold Friedrich Günther von. An Nantchen. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-E076-C