Ringelgedicht

Auf einen Brandweinbrenner, der geraume Zeit Reuter, und Marcketender gewesen, zuletzt aber Abt geworden.


Mit einem Helme hatte man
Den Fuselbrenner Tulipan
Im Lager vor Namur erblicket,
Doch keinen Hut vor ihm gerücket;
Ihn drückete der Kirchenbann.
Itzt aber ehrt man ihn gebücket,
Weil er die Inful aufgethan.
Verstand hatt' er zwar keinen Gran;
Denn oft gieng ihm, wann er genicket,
[64]
Das Aquavit im Kolben an,
Und öftrer dacht er gar nicht dran,
Den zuzudecken, wie sichs schicket,
Mit einem Helme.
Was macht ihn denn zum grosen Mann?
Die Kunst vielleicht, die ich nicht kann,
Wie man nur schwätzt, und doch entzücket?
Nein! aber eins hat ihm geglücket:
Und dieses Eins hub ihn hinan.
Er trat auf dieses Lebens Bahn
Mit einem Helme.

Notes
Erstdruck in: Lyrische Bluhmenlese III, hg. von Karl Wilhelm Ramler, Leipzig (Weidmanns Erben und Reich) 1774.
License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Götz, Nicolaus. Ringelgedicht. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-E55F-7