[von Johann Wilhelm von Stubenberg]

[39] Auf der Gemüt- und Geblüt-vollenkommenen
Freulein von Greiffenberg / der Teutschen
Clio unsers Isterstrandes / übermänschliche
Englische Geistliche Gedichte

Cherubin und Seraphin / seyn deswegen höchstgepriesen
in dem höchstem Himmels- Chor / weil durch sie mehr wird erwiesen
unsers Gottes Ehrenlob: soll dann gleicher Werke brauch
nicht bey Menschen machen auch gleiches Ruhms Lobopffer- rauch?
Lebenswehre ist / was des wehrt: doch je mehr man findt zu loben
an dem Lobensunterstand / höher wird er recht erhoben.
Weil ein Weltschmukt Schönheit ist / wo das Lob auf Weiber fällt:
die mit solcher ausgeputzt / allen Ruhm ihr Ruhm erhält.
Ihr / Ihr doppeltschönes Kind Clio unsers deutschen Landes!
Seyt ein Menschen- Seraffin / Engel unsers Donaustrandes!
Weil sich nicht nur mehr als schön Euer Leib und Euer Geist
sondern Gottes Schönheit selbst EuerOrpheus-stimm' uns weist!
O Ihr die Ihr Schönheit liebt / liebet ehret diese Schöne!
Was Gott Schönheit Tugend acht / Ihr zufolgen sich gewöhne.
weil Sie dieses alles zeiget / muß bekessen jedermann
daß die Schönheit sich nicht schöner als in Weibern weisen kan!

Mit diesen Eilzeilen verehrt seine hochgeachte Freundinn / Dero ergebenster Diener

der Unglükkselige.

[von Wolfgang Helmhard von Hohberg]

[40] Sonnet


Wie wann der grüne May die Felder tapeziret
mit Schmeltzwerck der Natur / das Bienlein freyen flug
auf frische Blümlein nimmt; mit künstlich-edlem Zug
und angenehmen Raub / ihr Nectar draus formiret:
Also der Himmelsgeist berühret und anführet
mein Freulein / euren Geist / daß er wahrhafftig klug
nimmt weid' in Gottes Wort; uns kostfrey und genug
erwünschtes Honig schenkt / draus man viel Nutzen spühret.
Dort wo der Wiesen Schoß heilsame Kräutlein trägt
das Bienlein wohnet gern: Eur keuscher Geist sich setzet
auf reines Blumwerk nur und guten Einfall hegt.
deß Bienleins Stachel offt empfindlich hart verletzet:
der Stachel eurer Wort uns sanfft das Hertz bewegt
und es ohn Schmertzenstich mit Süssigkeit ergetzet.

Zu schuldigen Ehren / dieses aufsetzend / befihlet sich / zu beharrlichen Gnaden der unter der Hochlöbl. Fruchtbringenden Gesell schafft unverdient-genannt

Sinnreiche.

[von Sigmung von Birken]

[41]
Hände von weiß-seidnem Flor /
(die die Hände der Natur
mit saffirnen Fäden sticken / )
betet an / die Männer-welt:
jeder will auf dieses Feld
einen Lieb- und Ehrkuß drücken,
Was soll wohl alsdann geschehn /
wann die schöne Hand so schön
schreibt ein geistigs Kunstgedichte?
wer kein Mopsus ist / der richte.
Eine Schnee-Alpaster-Stirn
(die mit güldnem Locken-zwirn
Sonne-strahlend ist behangen / )
Männer-hertzen an sich rückt:
jeder wünschet sich bestrickt
und in dieses Netz gefangen.
Wie / wann unter Haar und Stirn
wohnt ein göttlichs Geist-Gehirn?
ach die selbste Lieb / zu lieben
so ein Bild / sich fühlt getrieben.
Ein Corall-gezinkter Mund /
redt und lacht die Hertzen wund.
Stirn-gestirne / die da winken
aus des Aug-runds schwarzer Nacht /
machen / durch die Einfluß-Macht /
Männer-augen Liebe trinken.
Noch mehr Feur dem Hertzen gibt /
wann das Aug ein Kunstbuch liebt /
[42]
wann der Engel-Mund erklinget
und gantz Englisch redt und singet.
Von des Hertzens doppel-wall /
schallt der Liebe Gegenschall /
alle Hertzen an sich neiget;
wo der Rosen-Busem bebt /
sich mit lindem Athem hebt /
sein beseeltes Marmor zeiget.
Diß der Liebe Vestung ist /
da sie brüstet sich und rüst /
da sie Pfeile pflegt zuschärffen:
alles ihr zu unterwerffen.
Aber / wann diß Herzen-dach
deckt der Tugend Schlaffgemach /
ist der Keuschheit Pfortenrigel;
wann darinn Gotttempel thront;
wann der Künste-Geist bewohnt
diese zween Parnassus-hügel:
wer wolt halten nicht hochwehrt
so ein göttlichs Bild der Erd?
wer wolt nicht / von ihm zulesen /
achten vor ein himmlisch Wesen?
Schönste Freulein / schönster Geist /
(wie Euch dieses Buch uns weist / )
Künste-Fürstin / Dichter-Krone!
Ihr giest Geist und Flammen ein.
Alle Welt Poet soll seyn /
daß man Eurer Tugend lohne.
[43]
Adel unsrer Dichter ey!
Euer Lob der Inhalt sey
forthin unsrer bästen Lieder /
fließ' in seinen Einfluß wieder.

Nürnb. den 30. Jan. A. 1662.


Mit diesem Opfer hat sich der Hochfürtrefflichen Teutschen Kunst-Göttinn zu Gnaden empfehlen sollen

der Erwachsene.

[von Jakob Sturm]

Catharin-Regina Freulein von Greiffenberg;

durch Buchstab-wechsel / bringt diese Reimzeit:

Ja greifet je gar fein nach obern grünen Flur.

Erklärung.

Hier / was der Himmel hegt / wird Göttlich aufgespielet:

drum hat Uranie das beste Theil erzielet.

hier schaut Sie Himmel-auf / und küsst der Sternen Spur:

Ja greifet je gar fein nach obern grünen Flur!


glükkpreisende hat es nachgeopfert

Jakob Sturm.

[44][45][1]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Greiffenberg, Catharina Regina von. Gedichte. Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte. [Ehrenverse]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-E667-B