[305] 20. Auf die unglück seelige Tugend

1.
Tugend / duck dich / bis das Wetter
deiner Plag vorüber gehr /
dir des Gottes aller Götter
unerhörte Hülff bey steht.
laß das Braussen
nur versaussen.
Ungelück hat auch sein Ziel /
währt nit länger als Gott will.
2.
Gott will seine letzlich schutzen:
Ihrer Feind tollkühne Macht
kan Er bald mit Spotten trutzen;
ihre Ränck' Er nur verlacht.
Ihr ersinnen
und beginnen /
muß Ihm dienen zu dem Ziel /
welches Er erheben will.
3.
Tugend mustu kläglich schwimmen
in der Thränen Wasserflut:
Lasse nur das Dächtlein glimmen
deines Christen-Helden-Muht.
[306]
Laß' im Weinen
auch erscheinen /
daß das endlich sey dein Ziel /
was der Höchste haben will.
4.
Ube dich nur in dem Schweigen /
in Pythagors Nutzen-Kunst.
Durch die Wort sein Recht bezeigen /
ist höchstschädlich / auch umsonst /
durch Vertragen /
hilfft der Magen
zu des Leibs Gesundheit Ziel.
Gott schickt letzlich / was man will.
5.
Wort entzünden / Wort erhitzen /
sind des Zornes Zunderfleck:
Auf sie folgen Unglücks-Blitzen /
nehmen doch kein Trübsal wegk.
Weißheit-Stille /
bringt die Fülle
süsser Freud' / erwartt das Ziel /
da der Himmel helffen will.
6.
Laß dich schmähen / laß dich schelten.
Ehr nit achten / ist ein Ehr.
[307]
Tugend-Kron / kan alls vergelten /
litte man auch noch viel mehr.
Laß nur doben!
der / so droben /
leitet selbst dich zu dem Ziel.
Trotz / wehrt / was Er haben will!

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TextGrid Repository (2012). Greiffenberg, Catharina Regina von. Gedichte. Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte. Kunst-Gesang in Funfzig Liedern: untermischt mit allerhand Kunst-Gedanken. 20. Auf die unglück seelige Tugend. 20. Auf die unglück seelige Tugend. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-E702-9