[36] Verwandlung

1.

Es lag ein lockiger Knabe
Am blüh'nden italischen Strand,
Zum blauen, ewigen Aether
Das flammende Aug' gebannt.
Die Glieder streckten sich wonnig
Im üppig schwellenden Grün.
Die hohen, schlanken Palmen
Umrauschten wie Harfen ihn.
Es schlangen sich Rebengewinde
Von Palme zu Palm' empor,
Draus blickten purpurne Trauben,
Wie küssende Lippen, hervor.
Es guckten mit gaukelnden Häuptern
Die Rosen aus duft'gem Gesträuch,
Wie blühende Mädchengesichter,
Erröthend und nickend zugleich.
[37]
Es raschelte fröhliches Leben
Durch schattige Blätternacht,
Gesänge von tausend Kehlen
Sind rings in den Zweigen erwacht!
Besä't ist mit silbernen Segeln
Des Meeres unendlicher Plan,
Drauf schimmert die Morgenröthe
Als zweiter Ozean.
Der Knabe schaut so selig
Meer, Erd' und Aethergezelt,
Und staunt in den herrlichen Himmel,
Und freut sich der herrlichen Welt!
Der Träumer, von allen Wonnen
Italischen Himmels umglüht,
Es ist das Bild meiner Liebe,
Wie sie mir einst geblüht.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Grün, Anastasius. Gedichte. Gedichte. Blätter der Liebe. Verwandlung. 1. [Es lag ein lockiger Knabe]. 1. [Es lag ein lockiger Knabe]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-0D6F-3