[101] [103]1.
Die Einsetzung deß Abendmahls

Auff die Melodie: Jesus Christus vnser Heyland.

1.
Als das Fest der Ostern nahe:
Vnd der HE rr Messias sahe/
Daß Ihn Judas schon bedacht
Zu liefern in der Feinde Macht.
2.
Wolt' Er das Gesetz erfüllen/
Seines Vaters Eyfer stillen/
Vnd der Höll' erhitzte Glut
Außleschen durch sein reines Blut.
3.
Drumb hieß Er zwey Jünger gehen:
Vnd den Speise-Saal bestehen/
In dem vor der letzten Stund/
Er könnt' auffrichten seinen Bund.
4.
Als sich nun der Tag geneiget:
Kam/ auff dehn das La i gezeiget:
Das durch Blut den Würger stillt:
Vnd erster Mütter Frucht erhilt.
5.
Vnd nach dem Er/ vnser Leben/
Sich hat' an den Tisch begeben/
Sprach Er zu der Jünger Zahl:
Wie offt wüntscht ich nach diesem Mahl!
[103] 6.
Wie hab ich mit euch begehret/
Eh' der Creutz-Tod mich beschweret/
Diesen Abschied zu begehn/
Der mich mein höchstes Pfand sol stehn!
7.
Liebsten/ glaubt: es geht aufs scheiden/
Ich kan/ weil ich nun muß leiden/
Vnd zum Thron gehn durch viel Schweiß/
Nicht essen mehr die Oster-Speiß.
8.
Man wird mir den Safft der Reben
Künftig nicht zu trincken geben/
Bis mein aufferweckte Leich
Beherrschen wird deß Vatern Reich.
9.
Vnd in dem die Jünger aßen:
Nam Er recht bedachter maßen
Das Ihm vorgelegte Brodt/
Vnd danckte/ wie gewöhnlich/ Gott.
10.
Brachs/ gabs vnd spach: Nembt vnd esset/
Diß ist mein Leib: vnd ermesset/
Daß der für euch hingereicht/
In herber Todesangst erbleicht.
11.
Als das Mahl zu ende kommen/
Hat Er Wein im Kelch genommen/
Vnd bot den der werthen Schaar/
Zum Zeichen heisser Liebe dar.
12.
Nemt/ (die Worte ließ Er hören)
Was ich kan zu letzt verehren:
Alle trinckt: diß ist mein Blut.
Diß ist die purpurrothe Fluth/
13.
Die für Euch vnd viel wird müssen
Mit fünfffachen Strömen fliessen/
Zu zahlen was die verderbt.
Die Adams Schuld auff sich geerbt.
[104] 14.
Der Bund ist Neu' vnd erhellet/
Was im Alten vorgestellet:
Dort sind Schatten: Hier steht klar/
Was dort nur abgebildet war.
15.
Ihr hierbey mögt stets bedencken/
Daß Ich euch nicht mehr kan schencken/
Vnd das nicht sey grösser Huld/
Als wenn man stirbt vor fre ide Schuld.
16.
Lob sey dir O wahres Leben:
Das für vns vnd vns gegeben
Durch den Tisch/ den du beschickt
Mein nach dir schmachtend Hertz erquickt.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Gryphius, Andreas. Gedichte. Oden. Oden. Das vierte Buch oder Tränen über das Leiden Jesu Christi 1657. 1. Die Einsetzung deß Abendmahls. 1. Die Einsetzung deß Abendmahls. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-1A53-7