60.
Gebündnis-Sonnet an eine Frauens Person

O Blume dieser Zeit! ist wohl ein Wunsch zu finden
Der recht bequem für euch/ indem die grosse Welt
Sich mit dem Jahr verneut/ und viel auf Wünschen hält/
Und doch nichts wünscht als was mit Zeit und Welt muß schwinden/
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Eur ewig hoher Geist verlacht was uns wil binden
Und pocht die Eitelkeit die über morgen fällt/
Er höhnt die rauhe Noth und lacht was nach uns stellt/
Und sucht nicht als durch Gott in Gott sich zu entzünden.
Gott/ den der in der Zeit euch über Zeit bewehrt/
Vergönn euch/ die nunmehr das dritte Jahr beschwert/
Mit diesem so viel Lusst/ als Drangsal euch betrübet.
Er gönne mir/ daß ich an eurem Beyspiel seh
Daß/ wenn er ferne scheint/ er gleichwol in der Näh/
Zu recht-und seiner Zeit auch küsse die Er liebet.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Gryphius, Andreas. 60. Gebündnis-Sonnet an eine Frauens Person. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-1E73-5