Lob der Gedult

Aus den Worten Pauli an die Römer in dem fünfften Cap. und 3. 4. 5. vers.

1.
Der Himmel brennt mit lichten Blitzen/
Der harten Donner Rasen knallt/
Die hart-erschreckte Lufft erschallt/
Indem die Schweffel-Feur umspritzen;
Die Erde zagt ob Fall und Todt.
Gedult/ ihr Christen/ ist euch Noth.
[108] 2.
Der Abgrund reist/ die Klufft steht offen!
Der Satan dräut mit List und Zwang/
Hier ist nur Folter/ Glut/ und Strang
Verfolgung/ Pfahl und Schmach zu hoffen!
Wol dem/ der leider sonder Schuld;
So glänzt der Heiligen Gedult.
3.
Wer diß was JESUS vorgeschrieben/
In unerschrocknem Hertzen trägt/
Wird durch den Sturm-Wind nicht bewegt/
So wird/ was stets ihm Treu verblieben/
Durch Marter/ Zangen/ Bley/ und Schwerdt
In heiliger Gedult bewehrt.
4.
Laßt Jammer/ Pein/ und Trübsal wüten/
Mich hat ihr Pochen nicht erschreckt/
Dieweil durch sie Gedult erweckt/
Wann Feinde/ Quaal und Nord ausbrüten/
Ist jemand wohl der recht versteh;
Wie nah Gedult dem Herrn geh?
5.
Gedult ist/ durch die wir erfahren/
Wer standhafft/ wer voll Heucheley/
Wie mächtig Jesus in uns sey/
Wie Gott uns könn' in Weh bewahren/
Wie der/ der einig ihm vertraut:
Sich doch zuletzt errettet schaut.
6.
Erfahrung hofft; ob Pfeil und Degen
Ihr schon an Hertz und Gurgel stehn/
Und Dolchen durch die Brüste gehn.
Wil man sie auf den Holtzstoß legen:
So hat sie doch vorhin verspürt/
Daß Gott aus Grab/ und Feuer führt.
7.
Die Hoffnung die so tieff sich gründet/
Baut auf den Grund/ den nichts umreist/
Was/ wenn der Donner um sich schmeist/
Sich fest und unerschüttert findet.
Die ists/ die (schmäht schon jederman!)
Doch nicht zu Schanden werden kan.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Gryphius, Andreas. Gedichte. Vermischte Gedichte. Lob der Gedult. Lob der Gedult. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-1F72-0