Dein Fest, mein Bräutigam, ist guter Lieder werth,
Du hast sie auch mit Recht von meiner Pflicht begehrt;
Ich aber dörfte sie dir bald mit Recht versagen.
Mit Recht? Wieso? Gedult, ich muß den Neid erst fragen,
Ob und wie weit sich hier mein Kiel erklären soll.
Ich schreibe was ich will, so wird die Schmähsucht toll
Und wüntscht mir insgemein mehr Sorgen auf den Nacken,
Als Holl- und Engelland muß heuer Stockfisch packen.
Man liset mehr als steht und als ich selbst gemeint:
Der Bogen, ist noch naß, da schon die Mutter weint,
Aus Kummer und Verdacht, als sucht ich durch mein Singen
Den grundgelehrten Sohn ums Waßergeld zu bringen.
Vertheidigt meine Kunst der Mägdgen Ruhm und Zucht,
So wird ein jeder Reim mit Vorwiz durchgesucht,
Um auch nur einen Schein von Sodoms finstren Sünden
Und etwan wieder mich Gelegenheit zu finden.
Ein ungerathner Sohn des weisen Epicur
Glaubt alles, was er wüntscht, hält Laster und Natur
Und Gott und Bauch vor eins und darf es doch wohl wagen,
Mich als den Aretin in Zechen rumzutragen.
Dort grunzt das Murmelthier, der falsche Pietist,
Der nur wie Sodoms Frucht von außen kostbar ist,
Und wenn ich oft aus Zwang ein Scherzgedichte schreibe,
So will er mir sogleich mit Ebals Fluch zu Leibe.
Ein Schulfuchs, der den Kopf voll griechscher Würmchen trägt,
Brodt, Käse, Buch und Kiel in eine Schachtel legt,
Die Eselsbrücke tritt, die Kinder römisch nennet
Und recht rabbinisch thut, wenn er die Frau erkennet,
Und denn ein Jungfernknecht, der Band und Spizen kauft,
Mit Latten und Confect in Ball und Opern lauft,
[300]Toback als Gift verdammt, das Schuhwachs bey sich träget
Und fast auf jeden Tritt den Haarzopf rückwärts schläget,
Die beide, ja noch mehr, als dieses Blat kaum fast,
Stehn bald vor Rachgier roth und bald vor Furcht erblast,
Wenn Clio, die doch wohl nicht leicht an Stümper dencket,
Den Narren unversehns in ihrem Busen kräncket.
Ich schwaze dann und wann und halt es vor erlaubt.
Man hört ja überall, wie eins das andre schraubt.
Ists ohne Bitterkeit, so darf ein zornig Lachen
Ein frey und sinnreich Wort nicht gleich zu Keilen machen.
Was ist es denn nun mehr, wenn meine Muse spricht,
Bav sey ein ehrlich Kerl, nur dichten könn er nicht.
Im Herzen war Despreaux dem Chapellain gewogen,
An dem er doch mit Recht das Reimen durchgezogen.
Was kan mein Blat davor, wenn Flaviens Gestalt
Sich hier im Spiegel sieht? Ich mache sie nicht alt;
Sie zancke mit der Zeit und nicht mit mir im Lesen,
Die Runzeln sind ja eh als meine Schrift gewesen.
Das will ich wohl gestehn, daß, wenn ein Ignorant
Sein naseweises Maul bey Celien verbrand
Und Beßre neben sich durch stolzes Geld verdrungen,
Mein Satyr dem Horaz bisweilen nachgesungen.
Auch dies verschweig ich nicht und denck, ich habe Grund,
Die Boßheit durchzuziehn, wenn manches Heuchlers Mund
Des Allerhöchsten Wort zum Hochmuthsdeckel brauchet,
Des Nechsten Schwachheit schimpft, vor Eifer schnaubt und rauchet,
Von außen Feuer speit, von innen sicher lacht,
Mit Beichtgeld Wucher treibt, den Pöbel rasend macht
Und, wenn die Obrigkeit sein Maul, wie billig, schmeißet,
Dazu noch orthodox und gar ein Märtrer heißet.
Sagt, die ihr Warheit liebt und Gott und Klugheit kennt,
Ists Unrecht, daß man die mit Hasenschrote brennt,
Die, so an Sanftmuth stets dem Meister folgen sollen
Und doch so ungestüm bey Lastern fromm thun wollen,
Bey Lastern, die ihr Wiz in fremde Schmach verhüllt,
Ihr Wiz, der vor der Zeit der Wollust Ohr gefüllt,
[301]Jezt aber seinen Rest, den die nicht gar verschwendet,
Nach Pharisäerart aufs Kezermachen wendet!
Die sind es überhaupt, die etwan meine Schrift,
Ich weis oft selbst nicht wie noch wo, aufs Leder trift;
Die sind es, wie gesagt, die mit verdorbnen Augen
Verleumdung, Groll und Gift aus meiner Dinte saugen
Und nachmahls über mich ein gottlos Zeter schreyn.
So machts Polylogus, der stets den ersten Stein
Auf meine Muse wirft. Ach, Schwezer, lerne faßen:
Wer Glas auf Sparren trägt, muß ungeworfen laßen.
Du sammlest, hörst und liebst die Mährchen aus der Stadt,
Weil jedes Plauderweib erlaubten Zutritt hat.
Da eifert Pinehas, da muß die Canzel schmählen
Und, was ein Schaaf versehn, der ganzen Heerd erzehlen.
Bleib, tummer Praedicant, bey deiner Concordanz
Und geifre weiter nicht auf meinen Dichterkranz!
Wo nicht, so freue dich auf meines Phoebus Pritsche
Wie unser Choerilus, auf Deutsch Magister F(ritsche).
Ein Narr mag noch so toll und unvernünftig schmähn,
Er soll mir doch den Kiel nicht aus den Händen drehn.
Die Warheit steht bey mir viel höher an dem Brete
Als Strephon in der Gunst der geilen Apfel-Käthe.
Ich lieb und lobe das, was Lieb und Lob verdient,
Und lob es, wenn mir auch dadurch kein Glücke grünt.
Hingegen soll mich auch wohl nichts bewegen können,
Theranders albres Zeug ein Heldenlied zu nennen,
Den Heuchler Ecobol vor fromm und engelrein,
Clarindens schlüpfrig Maul vor Klugheit auszuschreyn,
Der Unschuld um Gewinn ein Laster anzulügen
Und durch gedungnes Lob die Nachwelt zu betriegen.
Dir, werther Bräutigam, versagt nun meine Pflicht
Aus Furcht der Tadelsucht das Brautlied weiter nicht;
Vielmehr ergözt es mich und meine Pierinnen,
Den Beyfall deiner Gunst durch Neider zu gewinnen.
Wer, wohlgeprüfter Mann, wie längst von dir geschehn,
Die Händel dieser Welt vernünftig eingesehn,
Der wundert sich nicht mehr, wenn gleich die besten Sachen,
[302]Man mein es noch so gut, uns Haß und Unruh machen.
Hier frage dich nur selbst und sinne weiter nach:
Wie mancher lohnt dir jezt mit Undanck, Spott und Schmach,
Der, wenn ihm nicht dein Fleiß in seinem Kummer riethe,
Bey Wechselbriefen jezt noch arme Ritter briethe.
Doch solch verdrießlich Zeug gehört nicht zu der Lust,
Die nun zum dritten Mahl die Glut verliebter Brust
In neue Flammen treibt. Las Amt und Sorge warthen,
Die Liebe führt dich auch im Winter in den Garthen,
Den Sehnsucht und Genuß mit Edens Früchten ziert
Und wo der Küße West die Grillen weiter führt,
Als Zemblens fauler Schnee von Misisippi lieget
Und unsers Landes Ruhm mit seiner Leinwand flieget.
Kein Mensch wird klug gewiegt noch ohne Schellen jung:
Der zeigt sie durch den Geiz und jener durch den Trunck,
Der dritte durch den Wahn von aufgeblehtem Wißen
Und andre durch ein Band, um das sie sich geschmißen.
Doch nirgend kommen wohl mehr Kappen an das Licht
Als da, wo Cypripor den süßen Maulkorb flicht.
Von Schilde sagt man sonst viel lächerliche Streiche,
Dies Schilde, wie mich dünckt, liegt in der Venus Reiche.
Hier währt jahraus jahrein das tümmste Fastnachtsspiel,
Hier schwermt man mit Vernunft, mit Augen, Mund und Kiel,
Legt Masquen an und ab und fährt bald auf, bald nieder;
Hier kommt ein junger Fuchs und schmeichelt um die Glieder
Der reichen Calaris, die sich so heilig stellt,
Als wäre schon ihr Geist im Leben jener Welt;
Dort giebt Philargyrus vor jeden Kuß zwey Gulden;
Hier muß sich Selimor im Wind und Schnee gedulden,
Bis daß sein Engelsbild, um die er gerne friert,
Ihn durch das Hinterhaus ins Vörderstübchen führt;
Und dort fährt Sylvia mit ihrer Brandtweinflasche,
So bald der Bräutgam kommt, erschrocken in die Tasche.
Balantes giebt sein Weib vor 7000. aus,
Der andre Hochzeittag macht sieben Nullen draus.
Serran will beßer thun, verliebt sich in die Farbe,
Bekommt sie und zugleich die Keuschheit mit der Narbe
[303]Und ist so glücklich dran als Cres, der gute Greis,
Der fast vor Kopfweh stirbt und keinen Rath mehr weis,
Als daß er an der Treu von seinem jungen Kinde
Den lezten Trost (doch nur mit Glaubensaugen) finde.
So gehts, wenn unser Zweck auf falsche Gründe baut.
Die Tugend und der Werth der angenehmen Braut
Entdeckt, mein Gönner, schon dem Reste deines Lebens
Ein beßer Wiederspiel. Du hast dich nie vergebens
Noch ohne Frucht bemüht, und wie dein kluger Schluß,
Was viele sonst verwirrt, in Ordnung bringen muß,
So lehrt er auch nun hier bey diesem, was er liebet,
Wie gut sich dein Verstand zu guter Wahl geübet.
Geneuß daher einmahl der oft versagten Ruh
Und bringe deine Zeit mit beßrer Muße zu.
Du hast bereits bisher in deinen jungen Jahren
Genug gereist, gesehn, gehört, geprüft, erfahren
Und glücklich angebracht; auch Cato läst beym Wein
Den angebohrnen Ernst bisweilen Vivat schreyn.
Dein dritter Ehrentag erfodert gleiche Freude,
Drum las die Todten ruhn und gieb dem Wittwerkleide
Von nun an gute Nacht. Neun Jahr im Trauren gehn
Legt rechte Lieb an Tag und will fast beßer stehn,
Als wenn man, da die Frau noch auf der Baare lieget,
Der schönen Nachbarin das Kind in Zukunft wieget.
Nun kommt es auf den Wuntsch; der aber fällt mir schwer,
Mein Phoebus hat davon vorlängst den Kasten leer
Und weis wie Isaac dort, und zwar der Worte wegen,
Die schon der Reim verbraucht, fast weiter keinen Seegen.
Jedoch, was er nicht weis, das kan des Himmels Huld:
Die Hochzeitwoche prangt mit Eintracht und Gedult,
Die lezte wird der Eh das Creuz erträglich machen,
Die erste mit der Braut in deinen Armen lachen,
Bis daß die Martinsgans des Storches Amt vertritt.
Der aber bringe dir so viel Vergnügung mit,
Als Mopse wilder Zucht mein Knittel hier getrofen
Und Mägdgen dieses Jahr auf Schlittenwetter hofen.