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Gibt es frohere Gedanken
Als an Becher und an Wein?
Und durch sie möcht' ich ergründen
Was das Ende werde sein?
Soll das Herz noch lang sich grämen
Weil die Tage schnell vergeh'n?
Mögen Herz und Tage schwinden!
Doch was wird wohl dann gescheh'n?
Trinke Wein, nicht Gram, und höre
Auf den Rath des Gauklers nicht;
Soll man auf die Worte achten
Die der nied're Pöbel spricht?
Sag' dem kraftberaubten Vogel:
»Gräme selbst dich über dich!«
»Wird, wer Netze aufgerichtet,
Deiner je erbarmen sich?«
Klug ist's, wenn du nach Gewünschtem
Strebest mit der Mühe Hand:
Dass dann Ungewünschtes folge,
Ist dir nur zu wohl bekannt.
Gestern las der Greis der Schenke
Uns dies Räthsel vor; – im Glas
War es deutlich eingegraben –:
»Welches Ende nimmt wohl das?«
Mittels Pauke, Lied und Harfe
Ward Hafis durch mich verführt:
Welcher Lohn mir, dem Verruf'nen,
Für dies Treiben wohl gebührt?

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. 10.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2717-A