[245] [247]77.

Schon lang ist's, dass der Sehnsucht Brand
Die Seele mir verzehrt
Durch Wünsche, die mein ödes Herz
Zu jeder Stunde nährt.
Der Mann in meinem Auge ist
Getaucht in Herzensblut,
Weil Seiner Wange Sonnenquell
In meinem Busen ruht.
Ein Lebenswasser ist das Nass
Aus jenem Zuckermund,
Ein Abglanz jenes hellen Mond's
Der Sonnenscheibe Rund.
Seit ich den Vers vernahm: »Ich blies
Von meinem Geist ihm ein«,
Erkannte ich, Sein sei ich ganz
Und Er, Er sei ganz mein.
Geheimnisse der Liebe fasst
Nicht jedes Herz; fürwahr,
Die sinnigen und hohen sind
Nur meiner Seele klar.
Schweig', Prediger, und deute mir
Den Glauben länger nicht:
Mein Glaub' in beiden Welten ist,
Nur was mein Liebling spricht.
Erkenne bis zum letzten Tag'
Es dankbar an, Hafis,
Dass Freund und Gast vom ersten an
Dir jener Götze hiess.

Lizenz
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link zur Lizenz

Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. 77.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2790-5