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Sei dir die Seele geweiht, du Seele und Seelengeliebter,
Sei dir das Haupt auch geweiht, soll nicht mir schwindeln das Haupt.
Taumelnd, vermag ich es nicht von deinem Gaue zu scheiden:
Schwierige Dinge gescheh'n nimmer so schnell und so leicht,
Rohe entbehren der Kraft des flügelversengenden Falters,
Zärtlingen kömmt es nicht zu, Opf'rer der Seele zu sein.
Ruhe bei Trennung von dir, kann immer aus Zwang nur entspringen;
Kühnes Verweilen bei dir, hat nur Verblendung zum Grund.
Was ich im Herzen verbarg ward von den Neidern verrathen:
Denn ein verborgenes Wort bleibt ja nicht lange geheim.
Willst du, es bleibe stets frisch und grünend der Zweig deines Wuchses,
Frommt es, du pflanzest ihn mir an das befeuchtende Aug'.
Als ich mein Herz einst erblickt im Ring deines lockigen Haares,
Sprach ich: »Gefang'ner, wie geht's, sage wie lebest du hier?«
Und es entgegnete: »Ja, wie solltest nicht du mich beneiden?
Wird doch nicht fürstlicher Rang jeglichem Bettler zu Theil.«
Wahrlich, dir kömmt es nicht zu mit mir, o Hafis, zu verkehren:
Wächter der Hunde zu sein sei hier im Gau dir genug.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. 59.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-294B-4