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Nichts von deiner Lage schriebst du,
Während mancher Tag schon schwand;
Wär' ein Trauter hier, ich hätte
Manche Nachricht schon gesandt.
Nein, an meinem hohen Ziele
Lange nimmermehr ich an,
Tritt nicht deine Huld entgegen
Manchen Schritt mir auf der Bahn.
Kam das Weinfass in die Krüge
Und erschloss die Rose sich,
Dann geniess' der Lust und labe
An so manchem Glase dich!
Kandel ist, vermengt mit Rosen,
Für mein Herz nicht Arzenei:
Menge lieber manche Küsse
Manchem zarten Vorwurf bei!
Eile, Frömmler, dich zu retten
Aus der Zechgesellen Kreis:
Denn der Umgang mancher Bösen
Gibt dich der Verwüstung Preis.
Von des Weines Schande sprachst du,
Sprich nun auch von seinem Ruhm
Und verbanne nicht die Weisheit,
Bät' auch mancher Nied're d'rum.
O Ihr Bettler an der Schenke!
Gott ja habt zum Freunde Ihr:
Darum sollt Ihr nicht auf Gnade
Hoffen bei so manchem Thier.
Wie so schön der Greis der Schenke
Zu dem Hefetrinker spricht:
»Sprich von dem verbrannten Herzen
Mit so manchen Rohen nicht!«
Lust nach deiner Sonnenwange
Hat Hafisen ganz verbrannt;
Blick', o Glücklicher, auf Manchen,
Der nur Unglück hat gekannt!

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. 27.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2995-B