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Ein Sprosser zog einst eine Rose
Mit seinem Herzensblute gross;
Da stürmt des Neides Wind verheerend
Mit hundert Dornen auf ihn los.
Ein Psittich lebte einst zufrieden
Und sehnte sich nach Zucker nur;
Da löscht der Waldstrom des Verderbens
Vom Hoffnungsbild ihm jede Spur.
Des Auges Glanz, die Frucht des Herzens
War Er, und nie vergess' ich mehr,
Wie Er so leicht von mir geschieden
Und mir das Herz gemacht so schwer.
O hebe, Karawanenführer,
Mir die gefall'ne Ladung auf,
Denn nur in Hoffnung deiner Güte
Verfolgt' ich dieser Sänfte Lauf.
Verachte nicht den Staub der Wange
Und nicht des Auges hellen Thau:
Schuf doch der türkisfarb'ne Himmel
Aus diesem Lehm den Freudenbau.
Ach, wegen jenes Neiderauges
Des Mond's, den wir am Himmel schau'n,
Muss in des Grabes Hause wohnen
Mein Mond mit bogengleichen Brau'n!
Hafis, du hast zu spät rockiret;
Nun schwand die Möglichkeit sogar.
Was thu' ich nun? Das Spiel der Tage
Ist Schuld, dass ich nicht achtsam war.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. 3.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2A81-F