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Seit sich Suleïma nach Ĭrāk begeben
Liess Lust nach ihr mich manches Leid erleben.
Der du die Sänfte meiner Freundin leitest,
Wie gern bestieg' das Thier ich, das du reitest!
Der Freundin fern, quillt Blut mir aus dem Herzen;
O Fluch den Tagen bitt'rer Trennungsschmerzen!
Lass' den Verstand im Sīndĕrūd begraben,
Und trinke Wein bei'm Sang ĭrāk'scher Knaben!
Du Sänger, dessen Lied und Wort wir preisen,
Sing' pers'sche Verse zu ĭrāk'schen Weisen!
Es heisst der Jugend wieder mich gedenken
Der Harfenton, der Tactschlag holder Schenken.
Reich' mir den Rest vom Wein; den Rest vom Leben
Will ich, berauscht und froh, den Freunden geben.
Komm, gib den schweren Becher mir, o Schenke,
Damit dich Gott aus voller Schale tränke!
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Vereint mit Jenen die dir sind ergeben,
Erkenn' und nütze das vereinte Streben!
Mir grünt des Lebens Lenz auf deinen Weiden:
Gott schütze dich, du Zeit der Liebesfreuden!
Nie nützte ich die Stunde der Genüsse,
Wofür ich nun im Quell der Trennung büsse.
Du Rebentochter bist zwar schön zu nennen,
Doch muss man sich von dir zuweilen trennen.
Messias nur mit seiner freien Seele
Verdient, dass er der Sonne sich vermähle.
Der Jungfrau Gunst muss ich, der Greis, entsagen:
Umarmung nur und Küsse darf ich wagen.
Verschmäh' sie nimmer, die dir folgt, die Zähre:
Denn kleine Bäche bilden grosse Meere.
Von Freunden trennt das Los mich immer wieder:
So singe denn, Hafis, ĭrāk'sche Lieder!