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Jener Peri gleiche Türke,
Gestern Nacht verliess er mich:
Was an mir hat ihm missfallen,
Dass er nach Chătā entwich?
Seit ich jenes Aug' nicht schaue,
Dem das Weltall offen stand,
Hat kein Sterblicher begriffen,
Was aus meinem Auge schwand.
Dichter stieg der Rauch nicht gestern
Aus der Kerze Herzensgluth,
Als er nun durch inn'res Feuer
Über meinem Haupte ruht.
Fern von Seiner Wange fliesset
Stets aus meines Auges Quell
Eine Sündfluth aller Übel,
Und ein Strom von Thränen hell.
Schwerer Gram der Trennung machte,
Dass ich hin zu Boden sank,
Und im Schmerze blieb ich liegen:
Fehlte doch der Heilungstrank.
»Durch Gebete bring'st du wieder
– Sprach das Herz – zur Liebe Ihn.«
Und nun bring' ich im Gebete
Meine Lebenstage hin.
Ziemt mir wohl der Pilgermantel?
Meine Kibla ist nicht dort.
Wesshalb müh' ich mich? die Freude
Eilte aus dem Dorfe fort.
Als der Arzt mich gestern schaute,
Sprach er in des Mitleid's Ton:
»Weh! dein Übel überschreitet
Das Gesetz der Heilung schon.«
Eile, Freund, um nachzuforschen
Dem Befinden des Hafis,
Eh' man dir die Nachricht bringet,
Dass er diese Welt verliess.

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TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. Lyrik. Diwan des Hafez. Erster Band. Der Buchstabe Te. 72.. 72.. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2A8D-8