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Du dessen Reizen sich die Sonne
Als Spiegelhälterin verdingt,
Vor dessen Maal der schwarze Moschus
Das Rauchgefäss im Kreise schwingt!
Ich wusch den Hofraum meines Auges:
Doch hat's mir Nutzen wohl gewährt?
Des Heeres deiner Wahngebilde
Ist so ein Winkel ja nicht werth.
Und jener schwarze Punkt im Auge,
Des Lichtes Ausfluss, ist wohl nur
Ein Widerschein von deinem Maale
In meines Sehvermögens Flur.
Um vor dem Schicksal zu erscheinen
Glückwünschend, wie ich's sonst wohl that,
Fehlt leider noch die frohe Kunde
Dass deiner Liebe Fest genaht;
Und um den Himmel selbst als Sclaven
Mit einem Ring im Ohr zu schau'n,
Fehlt leider noch das holde Winken
Von deinen neumondgleichen Brau'n.
O Schönheitssonne! Du beherrschest
Der Anmuth und der Gnade Höh'n;
Herr, bis zum Auferstehungstage
Verspäte sich dein Untergeh'n!
Wie lebst du, armes Herz, gefangen
In Seinem krausen Lockenhaar?
Denn mir, mir stellte deine Lage
Der Ostwind gar verworren dar.
Ein hold'res Bild als deine Züge
Liess jener Künstler nie uns schau'n,
Der das Thŭgrā dir ausgefertigt
Der moschusgleichen Augenbrau'n.
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Schon heben sich der Rose Düfte:
So tritt denn freundlich bei mir ein,
Du dessen Wange, Glück verheissend,
Mein Frühling ist, mein Blumenhain!
Worüber soll ich Klage führen
Tret' ich vor den Gebieter hin?
Erklär' ich ihm die eig'ne Ohnmacht,
Wie, oder deinen harten Sinn?
Hafis, es war der Liebe Schlinge,
In die schon mancher Staarkopf ging:
Lass falschen Wahn dich nicht bethören:
Ist deine Kraft doch zu gering.

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TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. Lyrik. Diwan des Hafez. Zweiter Band. Der Buchstabe Waw. 3.. 3.. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2BBA-F