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Wer ist's, der mir die Treue wahrt
Dem Edelsinn zu Liebe,
Ein Bischen Gutes mir erweist,
Wenn ich auch Böses übe;
Bei Harfen- und bei Flötenton
Zuerst den Freund mir kündet
Und dann bei'm Weinpocale sich
In Treue mir verbindet?
Am Holden, der mich tief gekränkt
Und mir das Herz entzogen,
Verzweifl' ich nicht; es wird vielleicht
Sein Herz mir noch gewogen.
Ich sprach: »Den Knoten löste ich
Noch nie von jenen Haaren.«
Er sprach: »Ich liess mit Diebeslist
Sie gegen dich verfahren.«
Der rauhe Mann im woll'nen Kleid
Vernahm noch nichts von Liebe;
Erkläre ihm des Rausches Sinn,
Weil er sonst nüchtern bliebe.
Mir unbekanntem Bettler kann
Ein solcher Freund nicht passen:
Mit Gassenzechern wird ein Fürst
Nicht im Verborg'nen prassen.
Leicht kann mich jenes Ringelhaar
Beleid'gen allerwegen:
An Banden und an Ketten ist
Dem Schelme nichts gelegen.
Gar zahlreich ist des Grames Heer:
An's Glück will ich mich wenden,
Und Fāchrĕddīn Abdūs-Sămēd
Wird Trost im Grame spenden.
Vor Seinem ränkevollen Aug'
Sollst du, Hafis, dich wahren;
Ist jenes Haar doch, schwarz wie Nacht,
In Listen sehr erfahren.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. 128.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2BEE-C