[295] [297]Der Buchstabe Dâl.

1.

Du sah'st, o Herz, was Gram der Liebe
Nun abermals für Folgen hat,
Und wie der Holde mir enteilte,
Und was dem treuen Freund er that.
Ach, welch' ein Spiel war's, das bethörend
Die Zauberin Narzisse trieb!
Ach, wie benahm sich die Berauschte
Mit jenem, der stets nüchtern blieb?
Durch Freundes Kaltsinn nahm die Thräne
Des Abendrothes Farbe an;
Sieh, was mein Stern, der liebelose,
Bei diesem Anlass mir gethan!
Aus Leïla's Wohnung schoss am Morgen
Ein Blitz hervor mit wildem Glanz,
Und weh, Mĕdschnūn, dem Herzenskranken,
Verbrannte er die Garben ganz!
Gib, Schenke, mir des Weines Becher!
Was des verborg'nen Zeichner's Hand
Vollbracht durch seines Zirkels Wendung,
Das wurde Keinem noch bekannt.
Was Jener, der so reich bemalte
Des azurblauen Himmels Rund,
Vollbrachte hinter'm Räthselschleier,
Das ward noch keinem Menschen kund.
Die Liebe fachte in Hafisen
Den Feuerbrand des Grames an;
O seht doch nur, was einem Freunde
Ein alter Freund hat angethan!

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. 1.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2CB4-4