[357] [359]22.

Ich sprach: »Dein Mund und deine Lippe,
Wann thun sie wohl was ich begehrt?«
Er sprach: »Vom Herzen wird von ihnen
Was du nur heischen magst gewährt.«
Ich sprach: »Es fordert deine Lippe
Ägyptens reichen Zoll zum Lohn.«
Er sprach: »Ein Handel, so wie dieser,
Wird Keinen mit Verlust bedroh'n.«
Ich sprach: »Wer hat den Weg gefunden
Zu jenem Puncte, deinem Mund?«
Er sprach: »Nur dem, der Feines kennet,
Gibt man dies zarte Mährchen kund.«
Ich sprach: »O sei kein Götzendiener
Und lebe nur mit Gott allein!«
Er sprach: »Im Gaue wahrer Liebe
Soll dies und jenes Sitte sein.«
Ich sprach: »Die Lust an einer Schenke,
Sie ist es die das Herzleid stillt.«
Er sprach: »Glückselig ist zu nennen
Wer je ein Herz mit Trost erfüllt.«
Ich sprach: »Es passt im Glauben nimmer
Das Weinglas zu dem Mönchsgewand.«
Er sprach: »Doch nach des Wirthes Glauben
Nimmt man sie Beide wohl zur Hand.«
Ich sprach: »Was frommt dem alten Mann
Der süssen Schönen Mundrubin?«
Er sprach: »Durch Küsse, süss wie Zucker,
Macht er zu einem Jüngling ihn.«
Ich sprach: »Die Zelle zu betreten,
Wann fühlt sich wohl der Herr geneigt?«
Er sprach: »Wenn sich vereint am Himmel
Der Mond und Jupiter gezeigt.«
Ich sprach: »Für deine Wohlfahrt beten
Ist stets Hafisens frommer Brauch.«
Er sprach: »Ein Gleiches thun die Engel
In allen sieben Himmeln auch.«

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. 22.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2D0D-3