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Ausser deiner Schwelle bin ich
Jeden Zufluchtsort's beraubt,
Habe ausser diesem Thore
Keine Stelle für mein Haupt.
Meinen Schild werf' ich zu Boden,
Zieht der Feind sein rasches Schwert:
Bin ja mit dem Schwert der Klage
Und des Seufzers nur bewehrt.
Wesshalb soll vom Dorf der Schenke
Wenden ich mein Angesicht?
Gibt es doch für mich hienieden
Eine bess're Strasse nicht.
Wird die Garbe meines Lebens
Von des Schicksals Brand verzehrt.
Nun, wohlan! in meinem Auge
Hat sie keines Halmes Werth.
Sklave des so kühnen Auges
Jenes Schlanken nenn' ich mich,
Der, berauscht vom Hochmuthsweine,
Nie auf And're blickt als sich.
Allenthalben droht am Wege
Eine Schlinge mir Gefahr,
Und die einz'ge Zufluchtsstätte
Bietet mir Sein Lockenhaar.
Reite mit gehalt'nem Zügel,
Kaiser du im Schönheitsland!
Denn wo wäre nicht ein Kläger
Aufgestellt am Strassenrand?
Thue Keinem was zu Leide,
Handle sonst wie's dir beliebt,
Weil's nach unserem Gesetze
Keine and're Sünde gibt.
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Seinen Fittich hält der Unbild'
Adler um die Stadt gespannt,
Und es liegt kein Klausnerbogen
Und kein Seufzerpfeil zur Hand.
Gib den Herzensschatz Hafisens
Nicht dem Haar und Maale Preis,
Weil denn doch nicht jeder Schwarze
Solch' ein Gut zu hüten weiss.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. 73.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2D56-0