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Es will des Morgenwindes Hauch
Nur Moschusduft verstreuen;
Es will die Welt, die alte, sich
Nun abermals erneuen.
Es will der Erg'wan dem Jasmin
Den Onixbecher spenden
Und die Narzisse ihren Blick
Nach Anemonen wenden.
Die Tyrannei des Trennungsgram's,
Die lang den Sprosser quälte,
Will dringen unter Wehgeschrei
Bis zu der Rose Zelte.
Lass ungeschmäht aus der Moschee
Mich nach der Schenke ziehen:
Die Predigt währt ja gar zu lang,
Auch will die Zeit entfliehen.
O Herz, wenn du die heut'ge Lust
Auf morgen übertragen,
Wer will des Lebens Capital
Dir zu verbürgen wagen?
Lass dir im Monate Schăbān
Den Becher nicht entwinden,
Denn diese Sonne will dem Blick
Für einen Mond entschwinden.
Die Rose ist ein theures Gut:
Benütze ihr Verweilen:
Sie kam auf diesem Weg' und will
Auf jenem bald enteilen.
O Sänger, hier im trauten Kreis
Lass tönen deine Lieder!
Sagst du noch lang: »So war es einst,
Und so will's werden wieder?«
Hafis ist deinetwegen nur
In's Land des Sein's gekommen;
Bald will er weiter zieh'n: d'rum komm
Und – Abschied schnell genommen!

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. 99.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2D6E-B