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Es entbehrt, wenn ich Ihn schaue,
Leicht mein Herz die Wiesenflur;
Gleich Zipressen liegt's in Banden,
Hat, gleich Tulpen, Maale nur.
Keines Menschen Brauen bogen
Neigt sich mein Zipressenbaum;
Denn der Welt entsagt, wer wohnet
In des Winkels engem Raum.
Dass das Veilchen Seiner Locke
Gleichen will, bringt mich in Gluth;
Was dem schwarzen, schnöden Dinge
Doch für Zeug im Hirne ruht!
Nichts als finst're Nacht und Wüsten;
Komm' ich je am Ziele an,
Wenn die Fackel seiner Wange
Mir nicht leuchtet auf der Bahn?
Weinen muss die Morgenkerze,
Und mit ihr zugleich auch ich:
Denn um mich Verbrannten kümmert
Nimmermehr mein Götze sich.
Auf der Wiese wandelnd, blicke
Nach dem Thron der Rose hin:
Denn als Truchsess reicht die Tulpe
Den Pocal der Königin.
Weinen muss ich, gleich der Wolke
Des Bĕhmēn auf dieser Flur:
Den Genuss des Sprossernestes
Hat ja, sieh, der Rabe nur.
Deine Locken überfallen
Nachts das Herz beim Wangenschein:
Wie so kühn sind diese Räuber,
Brechen Nachts bei Fackeln ein!
Das betrübte Herz Hafisens
Bangt nach Liebesunterricht,
Hat nicht Lust an schöner Aussicht
Und verlangt nach Gärten nicht.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. 84.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2EF8-9