[35] [37]12.

O du, auf dessen Angesichte
Der Herrschaft Licht sich offenbart,
Und dessen Geist die Weisheit Gottes
Bezeugt auf hundertfache Art!
Dein Schreibrohr – möge Gott es segnen! –
Erschloss dem Glaubensreiche schnell,
Mit einem einz'gen schwarzen Puncte,
Verhundertfacht den Lebensquell.
Auf einen Ahriman fällt nimmer
Des grössten Namens lichter Strahl;
Dein ist die Herrschaft, dein das Siegel:
D'rum ord'ne an nach eig'ner Wahl!
Wer einen Zweifel wagt zu setzen
In Salomon's erhab'ne Macht,
Der wird vom Vogel wie vom Fische
Mit seiner Weisheit ausgelacht;
Und setzt von Zeit zu Zeit der Falke
Auf's Haupt sich eine Krone auch,
So weiss doch nur des Kafes Vogel,
Was Herrchersitte sei und Brauch.
Ein Schwert das von des Himmels Segen
Das Wasser seines Stahl's erhält,
Setzt, ohne Hilfe eines Heeres,
Allein sich in Besitz der Welt.
Es schreibt dein Rohr mit schönen Lettern
– Auf Freund und Gegner nimmt's Bedacht –
Die Formel die das Leben mehret,
Den Zauberspruch, der's schwinden macht.
Der du im Urstoff eine Schöpfung
Der Alchimie der Ehre bist,
Und dessen Glück vor allen Stürmen
Des Missgeschick's gesichert ist!
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Fällt nur ein Schimmer deines Schwertes
Auf Schachte und auf Minen hin,
So färbt er mit des Strohes Farbe
Den hochrothwangigen Rubin.
Mein Glas ist leer von Wein, o Kaiser,
Ist's durch ein Menschenleben schon!
Sieh, dies behaupte ich, der Diener,
Und Zeuge ist der Vogt davon.
Ich weiss gewiss, dein Herz erbarmet
Der armen Nachtdurchwacher sich,
Im Falle du um meine Lage
Beim Morgenwind erkundigst dich.
Bring' hurtig Wasser uns, o Schenke,
Doch soll's vom Weinhausquelle sein,
Auf dass vom eitlen Klosterstolze
Wir uns die Kutten waschen rein.
Seitdem in der Familie Adam's
Die Herrschaft ihr Beginnen fand,
Hat Keiner noch, wie du, hienieden
Dies Wissen nach Gebühr erkannt.
Dir thut der Himmel nichts zu Leide,
Du bist den Engeln gleichgestellt;
Die Welt ist frei von Grausamkeiten,
Seit du die Zuflucht bist der Welt.
Wenn schon der Blitzstrahl der Empörung
Selbst Adam traf, war er gleich rein,
Ziemt's uns so minder zu behaupten,
Wir könnten frei von Sünden sein.
Hafis, mit Achtung spricht zu Zeiten
Der Kaiser deinen Namen aus:
D'rum schmolle nicht mit dem Geschicke,
Und kehre reuevoll nach Haus!
O Zufluchtsort der Unterthanen,
O edler Gabenspender du,
Sei diesem armen Manne gnädig,
Denn schon viel Unglück stiess ihm zu!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. Lyrik. Diwan des Hafez. Dritter Band. Der Buchstabe Je. 12.. 12.. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2F10-B