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Selig ist das holde Lüftchen,
Das mit Ambra schwanger geht,
Und, von Lust nach dir getrieben,
Schon am frühsten Morgen weht.
Eile, o beglückter Vogel,
Als mein Führer mir voran,
Denn mein Auge schmolz aus Sehnsucht
Jenem Thürstaub bald zu nah'n.
Meiner Harmgestalt gedenkend,
Die da schwimmt im Herzensblut,
Blickt man auf zum neuen Monde
Dort am Rand der Abendgluth.
Kömmt dereinst mit deiner Liebe
An sein Ziel mein Lebenslauf,
Spriesst, statt Gras, aus meinem Grabe
Eine rothe Rose auf.
Athm' ich noch, von dir geschieden?
O der Schmach! Doch du verzeih'st:
Denn was wäre sonst die Tugend,
Die man Schuldvergebung heisst?
Nur allein von deinen Freunden
Lernt die Luft was Liebe sei,
Denn sie reisst am weissen Morgen
Sich das schwarze Kleid entzwei.
Ruf' in deinem zarten Sinne
Nicht so schnell den Unmuth wach,
Weil ja dein Hafis so eben
Erst: »Im Namen Gottes!« sprach.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Ḥāfeẓ, Šams o'd-din Moḥammad. 5.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-2F17-E