Der Kuckuk

Du Rufer zwischen Rohr und Sträuchen,
Schrei immer muthig durch den Wald!
So lange deine Stimm' erschallt,
Wird weder Gras noch Laub verbleichen.
Uns spricht der Scheinfreund, so wie du,
Allein bei guten Tagen zu.
Auch du verschweigst nicht deine Lieder,
Vielleicht aus edler Ruhmbegier,
Und Echo gibt die Töne dir
So schnell als andern Vögeln, wieder.
Du thust, was mancher Dichter thut:
Du schreist mit Lust und schreist dir gut.
Zwar singst du nicht wie Nachtigallen:
Doch meldest du, mit gleicher Müh',
Des Frühlings Rückkunft, so wie sie,
Und auch ein Kuckuk will gefallen.
So kann ein Brocks, so will Suffen
Des grünen Lenzen Ruhm erhöhn.
Du nennest immer deinen Namen;
Dein Ausruf handelt nur von dir.
In dieser Sorgfalt scheinst du mir
Beredten Männern nachzuahmen;
Gleichst du dem großen Balbus nicht,
Der immer von sich selber spricht?

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Hagedorn, Friedrich von. Der Kuckuk. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-3132-A