[243] Ein Abschied

›Du willst nun gehn?‹ Weisst du denn nicht, dass ich schon lang
von dir gegangen bin? Dass nur ein Schatten noch,
ein Schein vor deinen Augen steht, den du nur siehst?
Fest glaubt ich mich gewappnet mit dem Panzerhemd
heiter klirrenden Hasses wider eine Welt,
nur wenige Eisenmaschen standen offen noch
von ungefähr – die fandest du und trafst mich gut!
Wie einsam war ich schon – und war's noch nicht genug!
Jetzt kann ich erst leicht mit vielen spöttisch und freundlich sein,
in Stunden, wo der Ekel überlistet ist –
jetzt tanzen die Götter mir auf der flachen Hand!
Und das dank ich dir und meinem geflickten Eisenwamms.
Du aber wusstest nicht, was du gethan – du stehst
und fragst: ›Du willst nun gehn?‹ – Und bin doch schon so weit! –
O sichre dir in der Brust dein umfühlend Herz –:
Wertvolleres Erbteil spendet uns die Erde nicht.

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TextGrid Repository (2012). Hartleben, Otto Erich. Gedichte. Meine Verse 1883-1904. Ein Abschied. Ein Abschied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-3736-1