[197] Des Sommers Ruhe

Der Duft der Gräser zieht zur Stadt hinein,
und alles Leben sättigt Sonnenschein.
Selig und träg, in wohligem Ermatten
lieg ich zurückgelehnt in luftigem Schatten.
Still lächelnd, wie ein dummvergnügtes Kind,
blinzl ich zum Fenster, wo der warme Wind
mit rotgestreiften Jalousieen spielt,
wo dann und wann das Licht ins Zimmer schielt.
O tiefes Glück, befreit von Wunsch und Denken,
sich ganz in heitres Spielen zu versenken,
ob alles Werdens Angst zu triumphieren –
sich in des Sommers Ruhe zu verlieren.

Notes
Entstanden 1890.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Hartleben, Otto Erich. Des Sommers Ruhe. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-381F-F