Die tragische Kunst

Wohl soll die Kunst euch stets erfreu'n,
Selbst durch das blut'ge Trauerspiel,
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Nur müßt ihr nicht das Mittel scheu'n,
Durch das sie's hier erreicht, dies Ziel.
Die Sonne lacht euch ohne sie,
Euch ohne sie das Morgenroth,
Allein der Schmerz erquickt euch nie,
Und nie der Tod, der bitt're Tod.
Sie nöthigt Beide, es zu thun,
Sie führt sie nah' genug heran,
Daß keine Kraft in euch mehr ruh'n,
Daß jede sich nur steigern kann;
Sie hält sie dennoch fern genug,
Daß euch ihr Stachel nicht verletzt,
Und daß nur, wer schon selbst dem Fluch
Verfallen ist, sich noch entsetzt.
Verkehrt sie denn mit Tod und Schmerz,
So thut sie's, stiller Hoffnung voll,
Daß eben dadurch euer Herz,
Wie nie, von Leben schwellen soll,
Und das ein einziger Genuß,
Wie keine Lust ihn euch gewährt,
Euch Seel' und Sinn erfrischen muß,
Wenn sie das Grauen selbst verklärt.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Hebbel, Friedrich. Gedichte. Gedichte (Ausgabe letzter Hand). Epigramme und Verwandtes. 8. Gereimte. Die tragische Kunst. Die tragische Kunst. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-392C-D