Rose und Lilie

Die Rose liebt die Lilie,
Sie steht zu ihren Füßen;
Bald lös't die Glut ihr schönstes Blatt,
Es fällt, um sie zu grüßen.
Die Lilie bemerkt es wohl,
Sie hätt' das Blättlein gerne;
Der Wind verweht's, und Blatt nach Blatt,
Jagt er in alle Ferne.
Die Rose doch läßt nimmer ab,
Läßt immer neue fallen;
Sie grüßt, und grüßt sich fast zu Tod,
Doch keines trifft von allen.
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Das letzte fängt die Lilie
Und thut sich dicht zusammen.
Nun glüht das Blatt in ihrem Kelch,
Als wär's ein Herz voll Flammen.

Notes
Entstanden 1841.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Hebbel, Friedrich. Rose und Lilie. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-3C6E-3