Anneme Sunntig früeih, se gangi in mine Gidanke
uf der Stroß spaziren, und wie's eim eppen au go cha,
chummi witer, as i weiß und as i ha welle.
Drum 's isch au so heimlig gsi und d'Sunne het gschiene
rechts und links an d'Dörfer und an die gwiißgete Chilchtürn,
und die Chilchtürn stöhn und bschauen enander vo witem,
über 's Weizefeld und über die duftige Matte,
und 's will kein der Afang mache: »Nochber, fang du a!
Bisch rat du der ältst und hesch die chräftigste Glocke?« –
»'s het jo no nit Nüni gschlage«, seit er zum Nochber,
»und sie tränke no an alle Brunne und hole
in der Metzg no Fleisch und flechte de Chindere d'Zupfe.«
Sieder gangi und gang, und los, wie d'Vögeli froh sin,
wil es Sunntig isch und wil sie elleinig im Feld sin,
und pfif au mi Morgepsalm und d'Vögeli lose,
luege nenander an und denke, das isch e Lehrjung,
seig er, wer er well in sine plüschene Hose.
Nu i gang dur d'Rebberg uf in mine Gidanke,
– 's het scho weichi Trübli gha und zitige Beeri –
[186]bis es zsemmelütet an allen Enden und Orte
übers Stoppelfeld und über die grasige Matte;
und es lüpft mer's Herz und 's Wasser schießt mer in d'Auge:
»Gohsch jez in kei Chilche, und goht der Sunntig di nüt a?«
sagi zu mer und lauf und chumm no, ebe wil's Zit isch,
anne Chilchhof uffem Gupf und schlenkere 's Gertli,
woni gha ha, weg und denk: Jez gangi uf Grotwohl
zue der nächste Türen in und setz mi, wo's Platz isch,
zu de Mannen oder Bueben oder uf d'Orgle.
Und jez loset, was der Pfarer predigt und gseit het;
chani 's it sage wie er, se will is sage, wie i 's cha. –
Vreneli, leng mer e Stuhl und jag z'erst d'Hühner zur Tür us.
Betet hei sie, wie bi üs und gorglet und gsunge.
Wo sie gsunge hen, se stigt der Pfarer uf d'Chanzle
und dreiht's Stundeglas und rüttlet's e wenig und chlopft druf;
's het nit welle laufe, und druf, wo d'Orgle verbrummt het,
fangt er e Predig a vo sellem Tauben und Stumme,
wo ne fremde Ma am galiläische Meer her
gwandlet seig und heig dem Chranke d'Finger ins Ohr gleit
und uf d'Lefzgen au, und wiener ›Hephata‹ grüeft heig:
›Hephata, tue dich auf!‹ se seig dem Chranken uf eimol
's Wasser in d'Auge gschosse. ›Nei loset, wie brusche die Welle!‹
heig er gseit, wie pfift der Wind so lieblig im Schilfrohr!
Nei, wie singt der Fischer dört so lieblig am Ufer!‹
Und der Vater und d'Mutter seig schier vor Freude vergange.
[187]»'s isch e chräftig Wort, das Hephata«, seit er, »vom Himmel,
's tut's kei Dokter no, kei Apotheker vo Sulzburg.«
Jo 's mueß chräftig si; wol möchti 's au nemol höre,
hani denkt, und wie n is denk, se seit er: »Und tönt's nit
wo me numme loset, an allen Enden und Orte
und uf alle Matten, in alle menschliche Herze?
Am Dreikünigtag wie isch der Bode mit Schnee deckt,
hart und chalt, voll Gsöm und Gwürm e leidige Chilchhof.
Tribt e Gräsli, lacht e Blüemli, zittigt e Chörnli?
's duuren ein die arme Vögel, Spatzen und Finke,
und die arme Lüt in ihrem verrissene Plunder.
Wuchen um Wuche vergoht. Es isch scho Pauli Bikehrung,
's wird nit anderst, numme d'Not wird größer und herber,
d'Liechtmeß chunnt, 's isch no wie almig; d'Fasten isch au do,
und der Vogt und 's Gricht, der Kaiser und sini Saldate
zwinge 's nit. Kei Menschewort dringt aben in Bode,
bis im Merz en andere chunnt und ›Hephata‹ usspricht,
›Hephata, tue dich auf!‹ ›Wie weiht der Tauwind so liebli‹,
seit der Vater zum Suhn, wo mit enander in Wald göhn,
und chnüpft 's Brusttuch uf, – ›wie wird der Bode so lucker!
Loos, wie's rislet und tropft, und lueg doch, wie alles so grün wird.‹
Und deheim seit d'Mutter: ›Gang, Töchterli, weidli ans Fenster,
loß mer de Früehlig in d'Stube mit sine heitere Auge
und löhnt d'Schöfli us, der Hirt fahrt ebe durs Dorf ab.
[188]Jez chunnt alles in Trieb und schießt in heimlichi Chnospe,
in de Gärten, im Feld, an alle Bäumen und Hecke;
und der Vogel, wo vor churzem d'Wegstür nit gha het,
isch e riche Buur. Er het in alle Reviere
Würmli uf der Weid, in alle Bündtene 's Zehntrecht,
hat si eige Huus und Hof. Die flißige Huusfrau
baut e Bettli dri, und wemme näume derzue chunnt,
nei, se bhüetis Gott, was lit im Bettli verborge?
Goldni Eili, rund und chli, mit Düpflene gsprenklet.
Was isch in de Chnospe, was isch im Eili verborge?
Niemes weißt's und niemes luegt und nieme cha's uftue.
Tag um Tag vergoht, der Ostermentig und -zistig,
bis die Stimm vom Himmel tönt und ›Hephata‹ usspricht.
Und jez rüeft es Tag und Nacht und Sunntig und Werchtig:
›Hephata, tue dich auf!‹ und 's höre 's alli und folge.
Und me het nit Auge gnug zum freudige Bschaue:
's Chnöspli tut si uf. O lueg die schöne Zirinkli!
's Vögeli fliegt vom Nest; o lueg e Stübli voll Chinder! –
He, es währt vom Ostertag e freudige Firtig
bis zum Pfingstfest, Tag und Nacht und Sunntig und Werchtig;
's glitzeret zendum wie Gold und Silber und Demant,
's weiht e Blüteduft ab alle Bäumen und Hecke,
's tönt, me weiß nit was, in alle Gärten und Matte
wie Klavier- und Harfeton und silberne Glöckli;
wo me lost und wo me luegt, isch Leben und Lebe,
d'Gluckere goht selbzwölft und d'Lämmli weiden im Grüne,
d'Halme schieße, d'Ähre schwankt, d'Sägese juckt scho,
und me seit Gottlob und Dank und wartet afange
uf e warme Rege. Was seit der Barometer?
Obe will er usen und 's Rüttle bringt en nit abe,
und der Himmel isch zu, wie zu den Zeiten Eliä,
zweites Buch der Könige Kapitel das siebzehnt. – –