Promenade

In dieses grünen Parks Revieren
Fließt milder Hauch von Baum zu Baum,
Die jungen Mädchen gehn spazieren,
Das Leben ist ein Liebestraum.
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An Tante Marlitt just ergötzt sich
Die breite Bonne neben mir,
Ein Greis in braunem Schurzfell setzt sich:
Evviva Wurst und Lagerbier!
Mit sorgenhaft vergrilltem Blicke
Spazierstockt ein Rentier daher:
»Auf nichts Verlaß! Die Welt voll Tücke!
Die Kurse sinken immer mehr.«
Ein Dutzend Kinder schlingt den Reigen,
Der Springbrunn silberne Funken speit,
Die Strahlen sprudeln, springen, steigen –
O wunderschöne Jugendzeit.
Am Brückenpfeiler dort zerschellen
Die Fluten, gurgelnd rauscht es hohl,
Ein Weib starrt trostlos in die Wellen
Und seufzt: »Wie wär' mir drunten wohl!«
Sie flieht den Strom mit leisem Stöhnen,
Frech gafft ein Geck ihr ins Gesicht,
Die Eisenhämmer drüben dröhnen,
Der Qualm verschlingt das Sonnenlicht.

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TextGrid Repository (2012). Henckell, Karl. Gedichte. Buch des Lebens. Züricher Bilder. Promenade. Promenade. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-4DC3-F