9.

Wie dieser Himmel, dessen Blau verloren
Von schwarzen Wolkenballen rings bedeckt,
Sank schweres Leiden auf den armen Toren,
Von Angst und Grauen ward mein Sinn erschreckt.
Da hab ich mit dem Ruck, der eingeboren
Als rätselhafte Macht uns, mich gereckt
Und niederstampfend der Vernichtung Schauer,
Erstürmt der Lebensfreistatt Wall und Mauer.
Erlitten hatt' ich tiefste Niederlage,
Des geistigen Todes glaubt' ich mich gewiß,
Da mir wie eine jäh geträumte Sage
Das Sein zerrann in Dunst und Finsternis.
Das Leben ward mir zur verwünschten Plage –
Was fehlte viel, daß ich den Schein zerriß? ...
Nun das Genick ich zog aus seiner Schlinge,
Schätz' ich das Leben hoch und – doch geringe.
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Ich glaube fast, das Ding will mir sich schmiegen,
Seit ich's mal recht verächtlich angeschaut,
Und konnt ich's lange Zeit nicht unterkriegen,
Nun gibt's von selbst sich, tut mir sehr vertraut.
Als dank' es mir, läßt es wie Stahl sich biegen,
Daß ich's nicht weggeworfen nachtumgraut ...
Ich kann es ohne Last der finstern Schemen
Mit Sinnen auf die leichte Schulter nehmen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Henckell, Karl. Gedichte. Buch des Lebens. Neues Leben. 9. [Wie dieser Himmel, dessen Blau verloren]. 9. [Wie dieser Himmel, dessen Blau verloren]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-4EFA-F