[158] Zwei Welten

An der Grenze zweier Welten
Steh ich heitern Sinnes da,
Meine Schrecknisse zerschellten,
Seit ich klar die Scheidung sah.
Tausend Fäden der Entthronten
Locken spielend mich zurück,
Und vom Herd des Altgewohnten
Schluchzend winkt ein sterbend Glück.
Stiller ist mein Herz geworden,
Das so schmerzgewaltig schlug,
Als, die Götzen zu ermorden,
Ich die Axt des Ketzers trug.
Nimmer nun zurück begehr' ich,
Doch den Fluch verlor mein Mund,
Mein Gesicht zur Neuwelt kehr' ich,
Tiefrer Lebensquellen kund.
[159]
Was vom Schoß des Einst empfangen,
Wandl' ich langsam bildend um,
Jedem fiebernden Verlangen
Bleibt die Weltentwicklung stumm.
So, der Erbe meiner Ahnen,
Wandernd aus der Väter Zeit,
Münd' ich in die neuen Bahnen
Freiheitschöner Menschlichkeit.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Henckell, Karl. Gedichte. Buch des Kampfes. Zwei Welten. Zwei Welten. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-500C-1