10. Lied an die Gesundheit
Englisch
Desgleichen aus Dodsley's Collect T.V. p. 21. Das Lied ist insonderheit des Sylbenmaasses und Tons wegen hier gegeben; denn sonst gestehet der Herausgeber, daß die Gattung der Englischen Poesie, wo an das Wort eines Registers z.E. Nacht, Unglück, Einsamkeit, Gesundheit, Melancholey, u.d. gl. grosse Oden, Hymnen und Gesänge fabricirt, und die gewöhnlichsten loci communes darüber, mit Farben übermahlt, und mit Beiwörtern vollgestopft, strophenweise ausgeschüttet werden, nicht nach seinem Geschmack sey. Die Arbeit ist weder Poesie, noch lyrische Weise, weder Allegorie noch Abhandlungen, und doch besteht ein grosser Theil der gepriesenen Dodsleyischen Sammlung aus Stücken der Art.
Gesundheit, Himmelskind!
Der besten Gaben Quelle du,
Aus der uns Segen, Lust und Ruh
In süssen Strömen rinnt.
Womit erzürnt' ich dich?
Daß du die kleine Hütte fliehst,
Wo Alles dich so gern genießt
Und athmet dankbarlich.
Seit du von mir entflohn,
Ist Leben und Vergnügen hin,
Und keine Pflanze will mir blühn
Und ich verwelke schon –
In bester Jugend Grün.
Du solltest noch mir Freundin seyn,
Mit Lebensfrüchten mich erfreun
Und meine Blüthen fliehn.
Du liebst das freie Land,
Ich suche dich durch Thal und Höhn
Dich zu erathmen, dich zu sehn,
Wohin? wohin? gewandt.
[255]Ich tauch' ins kalte Meer
Und trinke Quellen, wo dein Bild
In jeder Well' und Woge quillt,
Und dürste lechzender.
Ach, als ich dich genoß,
Wie war mir jeder Morgen neu,
Wie athmet' ich so frisch und frei
In deiner Güte Schoos.
Wo bist du, seelge Zeit?
Was fand ich denn auf aller Welt,
Das mich um dich entschadet hält,
O Lebens Fröhlichkeit.
O kämst du wieder mir,
Und schlüge wieder frisch mein Herz,
Ich lachte Glücks und Ruhmes Scherz
Und diente, diente dir.
Auf frühem Thaualtar,
Brächt' ich, mit emsig reiner Hand,
Dir täglich meines Herzens Pfand,
Gebet und Liebe dar.
Und Fleiß und Mäßigkeit
Sollt' hie und da am Altar stehn,
Und Unschuld mir zur Seite gehn,
Die frohe Lebenszeit.
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