Die Luft

»Trüber Schleier der Luft, der uns den goldenen Tag raubt,
Uns mit Seuchen und Frost, uns auch mit Launen betrübt!«
Also zürnete ich. Da klangen liebliche Töne,
Und in entnebelter Luft fangen mir Genien zu:
»Sterblicher, hast Du die Morgen-, die Abendröthe gesehen?
Hast Du den lieblichen Ton Deiner Geliebten gehört?
[171]
Sahst Du den Regenbogen und trankst mit der Blume den Thau auf,
Der in der Rose Dir lacht, der in der Traube Dir glüht?
Unzufriedner, küsse den Saum des wallenden Schleiers,
Durch den Aether und Licht, Athem und Speise Dir ward!«

Notes
Erstdruck in: Schillers Musenalmanach für 1796.
License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Herder, Johann Gottfried. Die Luft. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-5B5D-A