Mein Kreuz

An meinen Werken bin ich aufgenagelt,
Ich bin so tot, wie sie lebendig sind.
Mein Blut ist all in sie hineingeflossen.
Zerwühltes Himmellager. Schwefelwerk
Baut heiß und gleißend, schwer und schwarz sich auf.
Ich bin so tot, wie sie lebendig sind
Und fühle hinter meinem Haupte rascheln
Wie welken Kranz den Saft der mir entstieg.
Der mich verließ
der treulos floß hinüber.
Wie eine Schmähschrift
Zischelt sich's ins Ohr mir:
Ich bin so hoch, wie die da niedrig sind.
Und bin so ganz verkehrt an jedem Sein,
Ein Spielzeug strenger Himmel, das zerbrochen
Von Anbeginn.
Und mürrisch läßt
Es mich im Winkel – und schwingen blühend
Hin hohe Reigen. Frageliebesblick
Munterer Weltenmädchen
Plaudert.
Und wie ich niederschaue totverloren,
Da wiehert auf das Kaffeehaus und reicht
Aus spitzem Keil, dem tintengiftumgrünten –
Aasfliegen strotzen so im Schillerpanzer –
Mir einen Wisch mit Lauge.
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Von Doktor So und so.
Und Jüngerfrauen,
Die stehn gar mildiglich verwundert, unverwandt
Zu mir empor zu schauen.
Dann ruft der Topf sie
»Leben Sie recht wohl, Herr Hille!«

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TextGrid Repository (2012). Hille, Peter. Gedichte. Blätter vom fünfzigjährigen Baum. Mein Kreuz. Mein Kreuz. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-6A07-2