Paul Hilscher
Curiöse Gedancken von Wütenden Heere
Aus dem Lateinischen ins Teutsche übersetzet /
von M.M.

Der Inhalt der gantzen Dissertation

[3] Der Inhalt der gantzen Dissertation.

Das Thema oder Haupt-Punct / wovon die Disputation handelt / wird vorgestellet §. 1. und dabey (1.) dessen Nahme / nach (α) seiner Etymologia und Ursprung / und [β] nach der Synonymia oder unterschiedenen Benennungen. Es wird genennet 1.] exercitus furiosus, §. 2. 2.) Das wütende Heer § 3. Von Wodano einen Abgotte / also benennet. §. 4. Der auch denen Thüringern bekannt gewesen. §. 5. wird unterschiedlich geschrieben. §. 6. 3.] die Familie des Helleqvini §. 7. Der Ursprung derselben und warum sie also genennet worden / §. 8. 4) andere Benennungen mehr. §. 9. [γ] nach der Homonymia; und was unter mancherley wütenden Heeren / allhier vor eines zu verstehen / § 10. II. Dessen Beschreibung, §. II. dabey zusehen (A) wer denn diejenigen gewesen / daraus dieses Heer bestanden? [3] (1.) insgemein die Seelen / nach derer Meynung / so den Abgott Wodanum verehret / §. 12 und zwar dererjenigen so in Schlachten geblieben / wie etliche fürgegeben. §. 13. Wie auch die ungetaufften Kinder / die entzückten / wie die Vagantes Scholastici gelehret / die Kinder der Aelpe wie andere wollen. §. 14. die Seelen aus den Fege-Feuer /wie sie selber bekennet. §. 15. Zum Theil Teufel /zum Theil Seelen / nach Bellovacensis Meynung §. 16. Will solches beweisen. §. 17. fast gleiches Exempel. §. 18. Daß es Teufel gewesen / wird bewiesen §. 19. [2] Insonderheit / von Eccarto, dessen Beschribung und Benennung angezeigt wird §. 20. wird also genennet / nach etlicher Meynung [ι] von Eccarto Brifacensi §. 21. Welchen man zun Thor-Hüter desVenus- und Hörselbergers gemacht hat. §. 22. [β] von Hegecarto einen Könige in Beyern. (γ) von Eccardo einen Marg-Grafen / (δ) von Eccone Repcovio. §. 23. [ε] eine andere Meynung aus der Bedeutung des Wortes. §. 24. ist von Anfange genennet worden derdrüyde Heyrath / §. 25. Denn es scheinet / als ob die Druyden auch weiland in Thüringen sich aufgehalten / §. 26. Die eigentliche Meynung / §. 27. B. Die Art und Weise der Erscheinung (1) nach der Gestalt /als Menschen / Pferde etc. als gantze Heere / als Jäger / etc. und warum? §. 28. (2) nach, der Anzahl / und woher [4] so viel Teufel? §. 29. [3] nach der Farbe §. 30. 4 nach der Offenbahrung / es wurde nicht nur gesehen / sondern auch zuweilen gehoret. §. 31. (5) nach der abergläubischen Beehrung. §. 32. [C.] Die Ursache /(1) des Menschens Boßheit / GOttes Zulassung / des Teufels-Handlung. §. 33. [2] nach des Pöbels Meynung: Wodanus, Frau Hulda, Diana, Herodias, Berchta. §. 34. auch die Zauberey. §. 35. (D.) Die End-Ursache / auf Seiten GOttes der Menschen Verbesserung so aber nicht erfolget; auf Seiten ds Teufels die Einführung des Abergaubens §. 36. (E) die Adjuncta oder was disen anhängig [1.] der allgemeine Orth. §. 37. Der besondere: Der Hörselberg / so ein grosses Schallen und Geheule von sich gebet. §. 38. ist ein notabler und merckwürdiger Orth §. 39. (2) die Zeit der Währung / §. 40. Der Erscheinung / so allgemein / §. 41. So insonderheit. § 42. Jährliche Celebrirung und Begänguüß. §. 43. Der Beschluß derDissertation. §. 44.

[5]

1.

§. 1.

Wir haben uns vorgenommen / von dem wütenden Heere / wie man so nennet / etwas zu reden / bey dessen Erklärung aber wir uns also verhalten werden /daß / ob wir wohl beschlossen / diese Materie als eine ordentliche Historie zu tractiret / dennoch auch andere Exempel / so sich hiehr schicken / unterweilen mit berühren werden. Der Inhalt des Thematis oder Haupt-Punctes / davon wir handeln wollen / ist diese:In Thüringen träget sich dieses zwar öfftermahlen zu / am meisten aber / und die Weynacht- und Fastnacht-Zeit / daß nicht allein auf dem Lande und in freyen Felde / welches sonst mehrentheils zugeschehen pfleget / sondern auch in denen Flecken und Städten selbst / ein hauffen Gespenster /Poltergeister / und seltzame Gesichter / unter welchen sich auch wohl lebende / als schon vorlängst verstorbene Persohnen zuweilen præsentir en, in grosser Anzahl / als eine Schwadron Reuter / und Rotte Fuß-Knechte vorbey ziehet / und ist dieses nicht etwa eine nichts-würdige Fabel oder Gedichte / sondern eine gewisse [6] und glaubwürdige Sache / die im geringsten / nicht in Zweifel zuziehen. Vor diesem Teufels-Heere gebet voran ein alter ansehnlicher Mann / einen Stab in der Hand führende / den man den getreuen Eckhard nennet / und vermahnet das Volck / welches häuffig / wie doch unser Vorwitz geartet ist / herzulaufft / daß sie aus dem Wege gehen / und sich nach Hause packen sollen / damit ihnen nicht durch ihre Verwegenheit / etwas übels / dessen sie wohl entübriget seyn könten / begegnen möge. Hinter ihm folgen diese Schreck-Bilder / derer wohl mehr als hundert sind / mancherley Art / von ungeschickter und greulicher Gestalt / etliche haben keine Köpffe / andere haben das Angesichte auf der Brust / etliche haben zerstümmelte Hände und Arme / andere lauffen auff einem Beine / wieder andere legen die Beine auf die Schultern / und lauffen nichts desto weniger auffs allergeschwindeste fort. Es sind etliche / welche auf die Arth /wie etwa vorzeiten Ixion von denen Poeten fabulir et worden / an die Räder gebunden / u. umgedrehet werden / man höret ein Geschrey der Jäger [7] und Schallen der Wald-Hörner / und Bellen der Hunde / man erblicket ein Gesichte der Hasen / die in vollen Lauffe daher gesprungen kommen / man höret Säue gruntzen / Löwen brüllen / u.s.f. Und sagt man daß dieses Gespenste / in diesem Lande seinen Auffenthalt auff dem Hörselberge haben solle. (a)


(a) Dieses sind Worte des Heideri Vol. 2. Orat. 28.p. 1222. hievon kan man auch lesen Agric. Sprüchw. n. 667. Du bist der treue Eckhart / etc.Vechn. univ. Germ. p. 129. L. Felleri Supplem. in Horat. p. 1290. Andere Exempel des wütenden Heeres kan man nachschlagen bey dem Delr. disqvis. mag. l. 2. qv. 27. Sect. 2. 293. 294. 295. conf. p. 441. 419.

2.

§. 2.

Den Anfang der Erklärung machen wir billig von dem Nahmen oder Titul. Es wird genennet: Exercitus Furiosus. Exercitus oder ein Kriegs-Heer / nicht wegen der Anzahl alleine; Denn es freylich in der Vielheit bestehet / und aus vielen zusammen gesetzet zu seyn erscheinet; sondern auch wegen seiner Gestalt und Beschaffenheit / weil es sich Rotten und Schwadronen-weise offenbahret. Furiosus oder wütend / unsinnig / wird es genennet / fürnehmlich um zweyerley Ursachen [8] willen. Erstlich wegen der euserlichen und seltzamen Zeichen / die sich bey dessen Erscheinung ereignet / da mancher auf einen Pferde / das nur zwey Füsse gehabt / geritten / ein anderer an ein Rad / das von freyen Stücken fortgelauffen / gebunden gewesen / wieder ein anderer nachdem er seine Füsse auff die Schultern gelegt / das Ansehen gehabt / als führe er auf einen Wagen / davon; Hernachmahls wegen des eigenen Ausspruches des so genannten treuen Eckharts / wenn er Befehl aus den Wege und nach Hause zugehen gegeben / damit von diesen wütenden u. unsinnigen Gespenstern / niemanden möge Leides geschehen.(b)


(b) Besiehe den 31. §. wie auch Prætorii Saturn. prop. 55.

3.

§. 3.

Im Teutschen wird es genennet: Das wütende Heer. Das Wort Heer heisset bald so viel als Krieg / bald so viel als eine Armee / eine Menge Kriegs-Volck (c) in welchen Verstande es auch allhier vorkommt. Wüten ist hier so viel als Toben / Lermen machen / grausam und thöricht thun. Der vortrefflich / und berühmteSchefferus führet uns bey diesen Worte zurücke auff dessen uhralte Ankunfft / denn da er die alte Religion derer Schweden beschreibet / gedencket er unter andern [9] auch des Wodani: Germanos wütens Heer appellare hodieqve strepitum illum nocturnum spectrorum larvarumqve, qvasi dicant: Wotanum cum satellitio suo (d) d.i. Die Teutschen pflegten noch heutiges Tages ein nächtliches Gepolter und Gereusche der Gespenster / Wütens-Heer zu nennen / als wolten sie sagen: es sey der Wotanus mit seinen Trabanten und Bedienten.


(c) man schlage nach nomina propria Germ. p. 5. wie auch Scheræi Miscell. hier. P. 2. p. 117 (d) Scheff. Upsal. antiq. c. 7. p. 72.

4.

§. 4.

Es ist aber der Odinus (der auch Wodanus genennet wird) ein sonderlicher Abgott bey denen Alte gewesen / dem Thuroni einem andern Abgotte in allen zuwider. Diesen hielt man vor den Urheber alles guten /von jenem sagte man / komme alles Böse her; und wie der eine oben im Himmel seine Behausung habe /also sey der andere in der Häle ein schädlicher Bösewicht. Er habe allerhand Verrichtungen / er tödte und nehme das Leben / er beherberge und nehme auf sonderlich die Reichen / und im Kriege Erschlagene /nach ihrem Tode / er bringe der Verstorbenen Seelen[10] hervor / und errege Krieg / er lehre die schwartze Kunst und Zauberey / und glaubten die Alten gäntzlich / er bringe Hungers-Noth und alles Unglück zuwege / wofür die Menschen höchsten Abscheu zu haben pflegen. Dahero gekommen / daß man ihn mit der Römer Göttern verglichen / und bald Jovem, baldMercurium, bald Plutonem und auf andere Art mehr benehmset hat. Wann er um Hülffe angeruffen ward /erschien er als ein alter Reuter von vortrefflicher Grösse / mit einem weissen Schilde bewaffnet / aber einäugig; Wiewohl er niemahls ungebeten und von freyen Stücken kam / zuweilen mit grossen Geplerre und als mit Kriegs-Leuten umbgeben. Welches Gelegen heit gegeben / daß noch heutiges Tages die Schweden aus alter Gewohnheit / den mächtigen Tumult dieses Ungethümes / dem Odino zuschreiben / meinendeOdinus ziehe daselbst einmahl fürüber. (e)


(e) Von dem Abgott Wodano, über dieses / was etwa kürtzlich nur erzehlen / Corvin. in Lexico, O laus M. de pop. Septent. l. 3. c. 3. Joh. Magnus Hist. Goth. l. 1. c. 9. p. 37. und anderswo mehr / kan man ausführliche Nachricht haben in Arnolds Altsächsischen Wochen- und Götzen-Bildern / c. 4.l. 3. Alexander Rossens unterschiedliche [11] Gottesdienste in der Welt. 5. Abth. am 260. Blat. Voss. de Orig. Idolol. l. 1. c. 37. p. 273. l. 2. c. 13. p. 374. Am allerbesten aber hat von ihme geschrieben.Joann. Scheffer in Upsal. antiqv. c. 7. p. 67. sqq. ingleichen in dem vorhergehenden Capitel.

5.

§. 5.

Wie nun dessen Verehrung bey denen mitternächtischen Völckern sehr gemein gewesen / also hat es auch bey denen Teutschen nicht daran gefehlet. Denn gleichwie es der Warheit sehr ähnlich zu seyn scheinet / daß die alten Teutschen die Celtæ und Gothen /so wohl der Sprache / als dem Geschlechte nach von einen Ursprunge herstammen; (f) also findet man auch / daß einerley Götter von ihnen verehret worden sind. Es schreibet der Bischoff von Upsal Ohden tanto opinionis fulgore clarum suisse, ut ipsum non secus, qvam datum mundo lumen omnes gentes amplecterentur, nec ullus orbis locus extaret (Saxone testante) qvi numinis ejus potentiæ non pareret (g) oder: Es sey der Abgott Ohden in der Menschen Gedancken so berühmt gewesen / also daß ihn alle Völcker nicht anders als ein Licht der Welt aufgenommen / und sey kein Ort in [12] der Welt (wie auch Saxo bezeuget) der dieses Abgottes Gewalt nicht unterwürffig sey / und gehorsam leiste. Und halte ich gäntzlich davor / es habe von diesem Abgotte seinen Nahmen derjenige Strich des Hartzwaldes / so an die Pfaltz gräntzet /welchen man den Odens Wald nennet. Ingleichen hält Arnoldus davor / ob sey auch daher benennet worden Odens-Oes ein Flecken nicht weit von Nürrenberg gelegen / gleich als sey er diesem Odino geheiliget gewesen (h). Ich übergehe noch viel teutsche Worte /welche von diesen Götzen herstammen / und mit seinem Nahmen einige Verwandniß zu haben scheinen.(i). Wenn aber / wie gedachter Schefferus schreibet /die uhralte Religion der Schweden / aus dem Mitternächtischen Winckel / fast in gantz Europam ist ausgebreitet worden; so wolte ich sagen / daß mit dem Volcke aus selbigen Orthen / der Götzen-Dienst desWodani auch in Teutschland kommen sey; Wie denn etliche den Ursprung der Thüringer von den Gothen /und aus denen Mitternächtischen Oertern ausdrücklich herführen / (k) und sind einige der Meynung der Thüringer Nabme komme her von dem Abgott Thorone, (l) Es gehören [13] aber diese beyde Götzen Thorus und Othinus zusammen / als welche vorzeiten zugleich verehret worden. Massen auch Schefferus dieses bezeuget: juvat, qvod scriptores, qvotiens superstitionis priscæ meminerunt, nusqvam Thorum solum, nominent, sed ei semper Othinum conjungant (m) d.i. Es ist zu wissen / daß wenn die Scribenten derer Alten Superstition oder Aberglauben gedencken / niemahls den Abgott Thorum alleine nennen / sondern ihme allemahl den Othinum an die Seite setzen. Daraus ist abzunehmen / wie weit gedachtes Heer dem Wodano seinen Nahmen zudancken habe / und daß dieser Wodanus vor einen GOtt alles Bösen gehalten worden / und ein militarisches Gespenste gewesen / welches die Seelen hervorbringen könne / und was des Dinges mehr ist.


(f) Hiervon ist zu lesen Morhof. Unterricht von der teutschen Sprache und Poesie / fürnehmlich das 2.Cap. [g] Olaus M. am angezogenen Orte [h] am angeführten Orte / am 38. Blat. [i] also führet der Engelländer Verstegan, so wohl das Engelländische Wort Wood, als auch das teutsche Wort Wüten / aus einem Ursprunge her. Ingleichen Arnold das Wort Vode / oder [14] Wode / oder Vede / welches so viel als Schaden / Gefahr / und zwar die aus Krieg / Zanck und Streit entstehet / bedeutet / und noch heutiges Tages in einen bekannten Gesange gefunden wird: alle Vede hat nun ein Ende; Wie auch Wort Oed / ein Oed / welches so viel heisset / als ein wüster einsamer Ort / am 37. und 38. Blat. Man schlage auch nach Scheff. c. 7. p. 68. 70. 80. 81. (k) Man lese hievon Heider. Orat. 1. de Thuring. s. 25. Vol. 2. p. 1091. und Orat. 2 s. 26. p. 1111. 1112. [l] besiehe Scheff. p. 80. Heid. an angeführten Ort. p. 1089. (m) am angezogenen Orte. p. 88.

6.

§. 6.

Allhier kan in acht genommen werden / wie dieses Wort nicht einerley / sondern unterschiedlich geschrieben werde. Der eine schreibt es / das wütend Heer (n) ein anderer Wodens-Heer und Wütens-Heer(o) mancher Wüts-Heer (p) wie auch Wütis-Herr / (q) recht ist es auch wenn man / nach der so unterschiedlichen Art zu reden / schreibet Gwodens oder Odens-Heer / oder auch Othens- und Otens-Heer.


[n] Agric. in deutschen Sprichw. 667. p. 306. (o) Scheffer p. 81. Loccen. c. 3. Antiqv. Svec. Goth. p. 16. (p) interpres Ludov. Lavat. de Spectris. l. 1. c. 18. (q.) Jacob von Lichtenberg Entdeckung der Artick. von Zauber. [15] Wie ihn Thomasius anführet in der Disputation de vag. Schol. §. 64.

7.

§. 7.

Das ist nun eben dasjenige Heer / welches von etlichen des Helleqvini Familie tituliret wird. So iemand des Vincentii Bellovacensis Worte / mit welchen er dieser Familie gedencket / gegen einander hält / der wird befinden / daß selbige auch nicht in einer geringen Anzahl bestanden / denn er nennet es nicht allein eine Familie / sondern gibt ihr auch hin und wieder den Nahmen eines Heeres; Und bestehe aus Seelen die das Fege-Feuer reinigen solle; und habe sich in der Gestalt sehen lassen / darinnen sie sich zuvor auff der Welt und in Leben præsentiret. (r) Aber möchte iemand fragen / warum wird es des Helleqvini Familie genennet? Hier muß ich bekennen / daß mir unmöglich falle richtigen Bescheid darauf zu ertheilen. Denn ausser dem daß ich selbsten zweifele / ob das Wort nicht verfälscht sey / so sind ihrer viel selbst nicht einig / ob man es die Familie des Helleqvini oder Helliqvini oder Carliqvini, [s] oder Herkelina, und Herleurina schreiben solle / (t) und finde also keinen rechtschaffenen Ausleger dessen / auff den ich mich verlassen und dem ich trauen könne / ohne einige Fabel und zweiffelhafftige Erklärung / [16] die ich aber vor keine Wahrheit ausgeben kan.


[r] Vinc. Bellovacensis in Spec. Histor. Vol. 3. l. 30.c. 118. und Antonin. hist. P. 3. tit. 18. c. 5. f. 22. Der es aber von jenem ausgeschrieben. (s) Diese drey Nahmen findet man bey angezogenen Autore [t] vielleicht ist auch hieher zu ziehen (nehmlich zu dieser Familie des Helleqvini) und also / das / was Perrus Blesensis de Curialibus s. aulicis sera nocte sæpe vagantibus ep. 14. anführet / von denen Kriegs-Leuten des Herlekini und Herleurini, zucorigiren / daß er vielleicht des Helleqvini sagen wollen / denn die Codices gaben dieses gar unterschiedlich / und variren in lectione, also daß man keines recht unverfälscht antreffen kan / wie dieses auch gar wohl von P. Johann Busæo in acht genommen worden / in notis ad hunc locum, dessen Muthmassung aber daselbst / ich hier nicht so wohl tadeln / als was mir in Sinn kommen / anzeigen wollen. Delr. Disq. Mag. l. 2. qv. 27. Sect. 2. p. 282.a.

8.

§. 8.

Bellovacensis gedencket unter andern eines Canonici der Aurelianen sischen Kirchen / Namens Joannis, welcher seinem verstorbenen Haußhalter Natalem mit welchem er es bey Lebzeiten abgeredet / daß er doch aus dem Fege-Feuer zurücke kommen / und [17] ihme eine und die andere Relation thun wolle / gefraget: »Ich bitte euch / ihr wollet mich doch berichten / ob ihr auch mit unter den Kriegs-Heer seyd / welches man des Helleqvini nennet? Dem er geantwortet: Nein mein Herr / dieses Heer gehet nicht mehr /sondern hat neulich aufgehöret / weil es nunmehro genung gebüsset. Man hat aber bißher Helliqvinus falsch / vor Carliqvinus gesaget. Denn es ist Carl der V. gewesen / der seine Sünden lange büssen müssen / und erst neulich durch Vorbitte des heiligen Dionysii erlöset worden«. Siehe doch / wer dieses Wortes Ursprung herführet /dieser vermeinte Heilige / so in einem Regen-Rocke erscheinet (von welchem er gesagt / daß er schwerer sey / als der grosse Thurm zu Parma / gleichwohl aber ihme schöne und annehmlich vorkomme / weil er die Hoffnung habe wieder zu Gnaden zu kommen) in welchem er seine vor seiner Erstickung begangene Sünden büssen müsse. Man solte aber gewaltig fehlen /wenn man allhier durch Carln den V. entweder jenen Römischen Käyser / oder einen König von Frankreich dieses Namens verstünde. Massen beyde erst hernach gelebet haben / [18] wenn man von der Zeit / da dieser Scribente gelebet / anrechnet. Muß es also ein anderCarolus V. gewesen seyn / der etwa um das 12. Seculum gelebet. Ob nun aber wohl itzterwehnte Namen /sonderlich / wenn man sie gegen die pronunciation der Frantzösichen Sprache hält / nicht eben allen Beyfall verliehren werden / iedennoch wie diese Sache bey nahe mir Fabeln gespicket / also machet sie eines ieglichen Meynung wo nicht gar zu Schanden / doch zweiffelhafftig. Ich meines Theils / so sehr ich mich auch bemühet / hinter dessen eigentlichen Ursprung und Grund zu kommen / habe doch allemahl nachlassen müssen / und hat geheissen; NON LIQVET ET AMPLIUS. d.i. Es ist die Sache noch nicht ausgemacht / es muß ferner nachgesonnen werden.

9.

§. 9.

Dieses wären also meines Wissens die vornehmsten Namen / welche ob sie wohl vom Anfange / gewissen Gespenstern gegeben worden / hat man ihnen doch mit der Zeit / über diese noch andere zugetheilet.Martinus Crusius ausser dem / daß er das wütende Heer nennet / so hat er es auch das Heer der Furien /und das Toden-Heer tituliret. In übrigen erinnere ich mich / wie einiger [19] Autor es von der Zeit / das Fastnacht-Heer / von dem Orte / das Hörfelbergische Kriegs-Heer genennet. (x)


(u) Crus. Ann. Svev. P. 3. l. 11. c. 18. p. 653. ad annum 1544. und P. 1. l.c. 4. p. 15. (x) also hat es auch Vechneri brev. univers. Germ. p. 129. erkläret Prætorius in Blocks-Berg. P. 1. c. 1. p. 24 und das andere aus Heidero p. 17.

10.

§. 10.

Da wir denn allhier / nachdem wir dieses Heer zu erklären vor uns genommen / nicht verstehen / ein solches wütendes Kriegs-Heer / welches wegen seiner grimmigen Grausamkeit des menschlichen Namens nicht würdig; (y) oder das Heer der Hexen und Zauberinnen / welche auf eine gantz wütende Art und Weise zu gewisser Zeit / auf Ziegenböcken / Gabeln /Schweinen oder Melck-Gelten / auf den Blocks-Berg fahren sollen; (z) oder sonst etwa ein wütend Heer /das in nachfolgenden §. nicht beschrieben ist.


(y) Also nennet zum Exempel Joh. Ludov. GottfriedP. 5. Monarch. Rom. p. 68.

Dasjenige Kriegs-Volck so mit der Passauer-Kunst umbgehet / das wütende Heer / conf. §. 30. (z) Eben so nennet auch die Zusammenkunfft der Hexen und Unholden Hildebrand in Theurgia p. 152. Frey-Herr [20] von Lichtenberg Entdeckung der Artickel von Zauberey. item Prætor. Riebe-Zahl p. 479. und andere mehr.

11.

§. 11.

Beschreiben es also insgemein / daß dieses wütende Heer nichts anders sey / als eingelarvte Teufel / welche in menschlicher Gestalt auf Pferden Hauffen-weise auf der Erden sich sehen lassen. Solte sich aber jemand bedüncken lassen / als schweifften wir mit dieser unserer Beschreibung zu weit aus / der besinne sich nur auf das / was wir oben erinnert haben. (a) Doch halte man davor / daß hier absonderlich des so genannten Eckbarts Familie beschrieben werde / da die Teufels-Gespenster Heer-weise mit seltzamer und ungeheurer Gestalt im Thüringer-Lande Jährlich zu gewisser Zeit aus dem Hörselberge heraus gekommen / mit grossen Gereusche durch die Flecken und Dörffer durch gezogen / und nachmahls zu gedachten Berge wieder umgekehret / da ihnen denn dem euserlichen Ansehen nach / ein erbarer Mann / den man den treuen Eckhart nennet / vorgegangen.


[a] §. 1.

12.

§. 12.

Diejenigen so den Abgott Wodanum verehret haben Zweifels ohne diese Teufels-Gesichter vor der Verstorbenen Seelen gehalten. [21] Wiewohl sie aber aus der Vernunfft die Unsterbligkeit der Seelen nicht erforschen können / (b) so war es doch dazumahl durch ein einhälliges Bekänntnüß kundbar / was es etwa mit den Seelen nach dem Tode vor Beschaffenheit habe /[c] und konten solches gar wohl / gleichwie sie unterschiedene Sitten von andern Völckern und Nationen angenommen / also auch diese Meinung von der Seelen Wiederkunfft nach dem Tode / und wie sie gespeisset würde / wie bey andern Völkern man vor gewiß glaubte / empfangen haben. (d) Das ist auch daher gläublich / weil man vorzeiten davor gehalten /es erschiene der Wodanus nicht nur in der Verstorbenen Häusern / sondern ruffte auch deroselben Seelen hervor. (e)


(b) Man schlage nach Hülsem. brev. p. 191. 1071. und andere mehr / so hin und wieder davon geschrieben. (c) Voss. Theol. gent. l. 1. c. 10. p. 70.Hartn. Preussen P. 1. c. II. nr. 8. p. 188. [d] Zum Exempel die Preussen haben vorzeiten diese Meinung von der Seelen Wiederkunfft / und daß sie gespeiset würden / geheget / man lese itztgedachtenAutorem, davon am angezogenen Orte nr. 7. p. 188. (e) Eben dieser. P. 1. c. 6. n. 5. p. 135. Welches er aus den Scheff. Ups. [22] genommen c. 7. p. 70. Man halte dargegen / was §. 5. angezeiget worden.

13.

§. 13.

Welche Meinung denn derer Alten / der heutige gemeine Pöbel noch nicht gäntzlich ausgeschwitzet /wenn die Einfältigen Leute bey nahe alle dergleichen Erscheinungen / vor der Wiederkunfft der Seelen auslegen / und wie sie die Irrwische / so sich etwa an denen Sümpffen / nahe bey den Galgen aufhalten / vor die Seelen der gehangenen Diebe ausgeben (f) also halten sie auch dieses Teufelische Heer vor Seelen / in Schlachten gebliebener und erschlagener Kriegs-Leute; nachdem ihnen sonderlich hiezu Anleitung gegeben der Päbstler Aberglauben / welche gelehret / ob pflegten die Seelen im Fege-Feuer wieder zurück auf Erden zu kommen / die guten Wercke / so nach ihren Tode ihnen zu gute von andern geschehen / nachzuholen. (g)


[f] Caspar Ruthhard in sacra Cosmolog. theor. 5. p. 53. spricht: In dem letzten Theile der Lufft halten sich auff die Irrwische etliche tichten / als brenneten und leuchteten also die Seelen der Diebe an denen Sümpffen bey Galgen. Andere geben vor / der König aus der Hölle tantze da mit seinen Nacht-Gespenstern. [g] wiewohl sie heutiges Tages dergleichen Gespenster / davon wir reden / [23] lieber vor ein Spiegelfechten des Teufels / als vor wahre Erscheinungen der Seelen halten wollen. Dieses thut selbstenDelrio Disq. Magic. l. 2. qv. 27. Sect. 2. M.p. 292. b.F.p. 294. b.E.p. 295. a.E. Wiewohl er bey dem Exempel / welches er p. 293. a. anführet / wie a. wir dessen §. 15. gedencken werden / dieses wieder zu läugnen scheinet / welches er aber darum thut / damit er mit dem Leloyherio l. 4. c. 6. den er daselbst anziehet / nicht einerley Meinung haben möge / da er doch / wenn man recht Achtung drauf giebet / eben dieses statuiren will.

14.

§. 14.

Allein ausser dem / daß man zur selbigen Zeit aus alter hergebrachter Meinung / oder nachdem es die Lehrer dazumahl also fürgaben / sich einbildete / dieses wütende Heer bestehe aus lauter Seelen der Verstorbenen / so glaubte man auch über dieses ein unnützes Geschwätze und Fabel-Wercke / etlicher / ich weiß selbst nicht was vor böser Leute (die man vagirente Scholasticos nennte) welche sich nicht allein einiger Gewalt über solches Heer anmassen / sondern wolten auch das Ansehen haben / als kenneten sie diejenigen / derer Seelen sich mit in dieser Gesellschafft befänden: Man träffe nehmlich da an die ungetaufften [24] Kinder / alle diejenigen / so etwa in Feld-Schlachten geblieben / alle so entzückt gewesen /derer Seelen nachdem sie aus dem Leibe geflogen nicht wiederkommen / weil sie jemand der sie auffwecken wollen / bey den Tauff-Namen geruffen / und würden an einen andern Ort mit grossen Klagen geführet / woselbsten sie biß an dem jüngsten Tag verblieben / alsdenn sie auch zur Gemeinschafft der Auserwehlten gelangen würden. Dieses gaben sie also vor / nicht aus Liebe zur Warheit / und daß sichs in der That also verhielte /sondern die Gewinnsucht hatte sie solches gelehret /indem sie damit ihre Beutel spicken könten. Auch sind die nicht zu billigen / ob es wohl gar berühmte Scribenten sind / welche dergleichen Gespenster vor Kinder der Aelpe halten / die sie etwa als Väter zuweilen zeugen sollen (i)


[h] Besiehe annal. Svev. Crus. P. 3. l. 11. c. 18. p. 653. Wie a. Thomasii seel. Disput. de vagant nr. Scholasticis. §. 19. sqq. Da er die Ursachen anführet / warum sie die in Schlachten gebliebene hieher gezehlet §. 70. die ungetaufften Kinder §. 7. 72. (davon auch Kornmann de mirac. mort. P. 8. c. 18. schreibet / es hätten die Hexen davor gehalten / die Seelen der ungetaufften Kinder [25] vagirten in der Welt herum biß am jüngsten Tag und noch darnach etc.) Die Entzückten §. 73. Da er es biß auff §. 80. erkläret / wer hie durch die Entzückten verstanden werde? Dahin weisen wir vor dieses mahl den geneigten Leser (i) Besiehe Remig. Dæmonol. l. 1. c. 7. p. 52. und Prætor. in Blocks-Berg 2. Th.c. 5. §. 6. p. 159. sqq.

15.

§. 15.

Wie nun alles also zum Aberglauben abgeleget war /so that über dieses der Lügen-Geist gar offt seine eigene Bekänntnüß hinzu / und wuste die leicht-gläubigen Menschen durch erbärmliches Klagen / welches aber nur ein Spiegelfechten war / erbärmlich zu betrügen. Unterschiedene Exempel zu ersparen / wollen wir anietzo mit dem einigen vergnügt seyn / was Crusius erzehlet: Bey Worms spricht er / an einem Orte / sahe man etliche Tage nicht eine geringe Anzahl gewaffneter Reuter hin und wieder marchi ren / welche aber bey dem nechsten Berge / da sie heraus gekommen / um die neunde Stunde des Nachts wieder verschwunden. Diese sind von einem / der sich mit dem heil. Creutze bezeichnet hatte / beschworen werden / daß sie ansagten / [26] wer sie wären? Da denn einer in Nahmen aller zur Antwort geben: Sie wären keine Soldaten /sondern derselbigen Seelen / die unlängst am selbigen Orte erwürget wären. Die Waffen und Pferde so sie zuvor zum Sünden-Dienste angewendet /dieneten ihnen nunmehro zur Straffe / alles um sie herum sey von Feuer / ob es gleich mit leiblichen Augē nicht möge gesehē werden. Man sagt es sey unter ihnen Graff Emicho gesehen worden / (so umbs Jahr Christi 1117. umbkommen) welcher gesagt / von dieser Straffe könne er durch Gebeth und Allmosen befreyet werden. (k)


(k) Crusius Annal. Svev. P. 2. l. 9. c. 9. p. 331. ad. ann. 1123. welches er aus Ursperg. und Thritenh. genommen. Damit conferire man / was Kornm. de mirac. mort. P. 7. c. 75. aus Naudero geschrieben. Daß auch zu mehren mahlen eben dieses Heer daselbsten gesehen worden / bezeuget Petrus Thyræus l. 1. de locis infestis c. 1. p. 10. da er aus der Hirsaugensischen Chronicke erzehlet / wie umbs Jahr 1098. nicht ferne von Worms so wohl bey Tag als bey Nacht / Fuß-Knechte und Reuter umb die neunde Stunde zu Abends zu einem Berge gekehret. [27] Man kan auch hiervon lesen Waldsehm. pythoniss. Endor. P. 2. conc. 1. p. 472. Und in eben gedachter Chronika wird dergleichen Historien gedacht / die sich umbs Jahr 1168. zugetragen / wie es auch Delrio anführet Disqv. Mag. am angeführten Orte p. 293.

16.

§. 16.

Ob nun wohl die Päbstler nicht gäntzlich in Abrede seyn können / daß dieses nicht anders als Teufels-Gespenster seyn / gleichwohl damit sie nicht etwan umb diese güldene Meynung (die ihnen viel Geld und Gold einbringet) von Fege-Feuer / und daß die Seelen / so darinnen gereiniger werden / daraus wieder zurücke kämen / gantz und gar kommen möchten; so haben sie die Sache also abgelegt / daß sie gesagt / die Teufel erschienen in Gestalt der Pferde / die Seelen aber sässen und ritten auff solchen Pferden. So meynet Bellovacensis, denn so fähret er in seiner schon oben angeführten Erzehlung fort (l):

Daraus ist offenbahr / was das vor Pferde seyn müssen / auff welchen zuweilen der Verstorbenen Seelen reitende gesehen werden. Denn es sind leibhafftige Teufel die sich in Pferde verwandeln /die Reuter sind die Seelen mir ihren Sünden [28] gleichsam als mir Waffen und Schilden auffs erbärmlichste beschweret.


(l) §. 9.

17.

§. 17.

Und damit es nicht das Ansehen gewinne / als habe er solches ohne Grund angeführet / so setzt er alsbald den Beweiß und die Ursache hinzu: Und zwar was die Waffen belanget / will er es mit dem Prophetischen Spruche beweisen: (m) Sie sind mit ihrer Kriegs-Wehre zur Höllen gefahren / weil sie ihre Glieder begeben zu Waffen der Ungerechtigkeit und nicht zu Waffen der Gerechtigkeit. Was die Pferde anbelanget: Es ist gewiß / spricht er / daß ein Pferd ein stoltzes und halßstarriges Thier sey / zum Streit und Krieg begierig / hitzig und mächtig zur Wollust (n) also haben die Teufel / wenn sie sich in Pferde verwandelt / anzeigen wollen / diejenigen so auff, ihnen sässen und ritten / hätten sich in ihrem Leben mit solchen Schand-Thaten belustiget. Und damit man diesem seinem Vorgeben desto mehr Glauben zustellen möge / so bringt er bald ein ander Exempel zum Beweiß herbey von einen Grafen / welcher ein Gespenste / (das dem Ansehen nach auff einem schwartzen Pferde gesessen / und mit blossem[29] Degen eine nackende Weibs-Person verfolget / auch selbige durchstochen / und endlich in eine Kohl-Grube gestürtzet) unter andern auch dieses gefraget:Wer er wäre? worauff er stille gestanden und ge sagt / ich bin derjenige Soldate / und diese ist diejenige von Adel / ein Eheweib desjenigen Soldatens / welchen sie umb meiner Liebe Willen ermordet hat / damit sie desto ungehinderter und öffterer bey mir liegen / und sich an meiner Liebe sättigen könte. Und in dieser Sünde sind wir beyde gestorben / worauf der Grafe gefragt: was ist das vor ein Pferd darauf ihr reitet? deme er geantwortet: es ist der Teufel / der uns unaussprechlich qvälet.


[m] Ezech. 32. 27. Rom. 6. 13. (n) Hiermit stimmet überein Delrio Disq. l. 2. qv. 28. Sect. 3. p. 304. Der Teufel verstellet sich am liebsten in solche Thiere / die etwas tadelhafftes und unflätiges ansich haben.

18.

§. 18.

Worbey nicht zu übergehen jenes Pferd eines von Adel / welches wohl ausstaffirer war / und ihn zur Höllen führen solte. Die Historie verhält sich also: Es hat im nechsten Jahr-hundert einer von Geschlechte[30] ein Rechenberger gelebet / welcher aber seinen ererbten Adel-Stand mit einem ruchlosen Leben geschändet. Dieser / da er einsmahls des Nachts mit seinem Knechte / der ihm in seiner Boßheit treue Dienste leistete / aufstund / in willens etlichen reisenden Leuten aufzupassen / siehet er einen grossen Hauffen schwartze Reuter gegen ihn hertreten / weswegen er auf die Seite weichet. Die Reuter waren nunmehro vorbey / als dieser Rechenberger einen / der hinter dem Zeuge herritte mit einem ledigen Hand-Pferde /mit Sattel und allen versehen / fragte: Wer die Vorreitende gewesen? jener antwortete: es sey das wütende Heer aus der Hölle gewesen. Er fragte weiter: Weme doch das wohlgeputzte ledige Pferd zustehe? darauf antwortet jener / es gehöret einem von meines Herren getreuen Dienern / der heist Rechenberger / der soll heute über ein Jahr erstochen werden / und denn auf diesem Pferde in sein Logiament reiten / da er hin gehöret. So bald er das gesagt / macht er sich auff und davon / dieser aber sehr erschrocken / will sich bekehren und Busse thun / wird daher bey einem Abte Stall-Knecht / bey dem er aber gleichwohl an dem / von dem Gespenste / so er gesehen / bestimmten [31] Tage /von seiner Mit-Knecht einem / mit einer Gabel erstochen worden.


(o) Von dieser Historien findet man Nachricht beyDieter. T. 2. Conc. 4. in cap. 17. Sap. p. 1016.Item in D. Mengerings Inform. Consc. p. 283. in M. Cyriac Spangenbergs Adell-Spieg. 2. Th. 13.b. 32. c.p. 380. 381. Waldschmid. Python. Endor. P. 2. Conc. 3. p. 485. Im Buch dessen Titul ist: Wend Unmuth. Ernstens Bilderh. 3. Th. Sect. 5.p. 701.

19.

§. 19.

Allein / was jenes erste anbelanget / da unsere Theologi aus der heiligen Schrifft schon vorlängst das Fege-Feuer als ein Mönchs. Gedichte ausgelöschet /dergleichen sie auch gethan mit der falschen Einbildung von Erscheinung der Seelen / als trage ich auch keinen Zweifel / den gantzen höllischen Hauffen des wütenden Heeres bloß den Teufeln zuzuschreiben. Massen sich selbige vielfältig so wohl mit Worten als mit der That verrathen haben. Mit Worten / indem sie erdichtet / es sey ausser Himmel und Hölle noch ein ander Ort / und kämen der verstorbenen Seelen aus dem Fege-Feuer wieder zurücke auf die Erde / bey denen Lebendigen / Hülffe durch ihre Vorbitte und gute Wercke zu suchen; mit der That / indem sie über solche falsche Beschwatzungen und [32] nichtiges Vorgeben / gedrohet die Seelen zu peinigen / dem Leibe aber oder andern Gütern / Dampff und Schaden anzulegen. Denn daß sie auch Schaden zugefüget / findet man Exempel bey Delrione, am angezogenen Orte /p. 293. it. p. 295. Besiehe hiervon auch §. 31.

20.

§. 20.

Allhier müssen wir einen absonderlichen Ort einräumen dem ansehnlichsten unter diesen Gespenstern /dem Vorgänger / d.i. dem treuen Eckhart. Selbigerpræsentiret sich als ein Mann von sonderbahrer Gravitæt, mit Ehrwürdigen grauen Haupte / und scheiner / ob wolle er auch mit dem weissen Stabe, den er in der Hand führet / und etwas beweget / sich ein sonderbahres Ansehen zuwege bringen. Und weil er für dem Heere voran gegangen / hielte er eine Rede an das herzulauffende Volck / und ermahnete sie / vom Wege zu weichen und heim zu gehen / wo sie anders nicht Unglück haben wolten. Seinen Nahmen hat er ihme bald selbsten gegeben / bald aber / so viel man Nachricht hat / sich von andern also nennen lassen;(p) nehmlich weil er sich diesen Nahmen zuerst beygeleget / so hat er ihn auch nachmahls bey dem gemeinen Mann behalten. Wer aber eigentlich dieser Eckhart gewesen / ist sehr ungewiß / nichts desto [33] weniger will ich davon unterschiedene Meynungen hersetzen / daß wenn etwa einen diese nicht dienet / er alsbald eine andere zur Hand habe; welchen aber auch diese nicht recht dünckt / der gehe hin und mache sich selbst eine eigene nach seinem Kopffe / nachdem ihm solche am besten zu seyn vorkommet.


[p] Der Urheber dieses Nahmens soll Eckhart selbst gewesen seyn / wie Agricola am angeführten Orte / und mit ihme Vechnerus haben wollen / dagegen will Heiderus und ein anderer Autor, so sich nicht nennet / in Geschicht- und Land-Grafschafft Thüringen c. 4. p. 26. Er hätte solchen Nahmen von andern bekommen.

21.

§. 21.

Demnach meldet Agricola, er sey gewesen ein Held von Prisach, aus Teutschen Geblüte / ein Herr Olsatiæ und Brisgau, welcher um das 6te Seculum berühmt gewesen. Und weil er den Mord der Harlinger (so ihme anverwand wären) von dem Ermenfried verübet / als Vormund nachdrücklich gerochen / habe er deswegen einen unsterblichen Nahmen / sonderbahrer Treu bey seinem Geschlechte / so gar / daß man aus seinen Nahmen ein Sprüchwort von der aufrichtigen Treue erfunden. (q)


[34] [q] Zwar Agricola am angeführten Orte (ingleichen ein anderer Autor) so sich nicht nennet / in seiner Erklärung teutscher Sprüchworter / welches Buch zu Franckf. 1582. gedruckt ist / setzet unsern Eccartum erst nach diesem Streite und Kampffe / aberCrusius in annal. Svev. P. 1. l. 8. c. ult. p. 29. wenn er dieses Duells um das 1529. Jahr gedrucket / saget / daß Eccartus dabey gewesen.

22.

§. 22.

Als aber die Christliche Heydenschafft das Pabstthum meine ich / unter andern unzehligen Fabeln und Gedichten / auch das von dem Venus-Berge ausgebrütet / so sind die Teutschen ihres treuen Eckharts wohl ingedenck gewesen / und haben ihn zum Thürhüter desselbigen Berges gemacht / der bey dem Eingange sitze / und keinen hinein gehen lasse / damit er nicht daselbst nieder zusitzen / und in Ewigkeit bey dem unglücklichen Tannheuser zuverbleiben gezwungen werde. Von diesem Tannheuser haben unsere Vorfahren abermahls unterschiedene Dinge fabuliret. Nehmlich er soll einsmahls aus dem Venus-Berge / welcher / in welchen Lande er liege / noch niemand sagen können / durch ein enges Loch oder Spalte entwischet seyn / und seine Zuflucht genommen [35] haben zu Urbano dem damahligen Römischen Pabste / ihn um Erlassung seiner Sünden fußfällig ersuchende: Allein das sey ihme abgeschlagen worden / alldieweil der Pabst gesaget: Der dürre Stab / den er in der Hand habe / könne eher und leichter wieder grüne werden / u. ausschlagen /als Tannheuser Vergebung seiner verübten Boßheit erlangen. Worauf Tannheuser verzweifelnde und desperat davon gegangen / und sich auff den Venus-Berg begeben. Nicht lange darnach habe derselbe dürre Stecken des Pabstes auszuschlagen und zügrünen begonnt, Tannheuser aber / nachdem er aller Orten gesucht worden / damit ihme diese fröliche Bottschafft überbracht würde /habe nirgends können angetroffen werden. Und sey also wohl durch seine eigene / als des unhöfflichen Urbani des Pabstes Schuld gezwungen worden / ich weiß selbst nicht in welchem Venus-Paradiese / mit der Götter-Hure Venere, und ihrem unkeuschen Sohne Cupidine zuverbleiben (r) Ferner / wie nun dieses / was von diesemVenus-Berge erzehlet wird / fast einerley ist mit [36] dem Hörselbergischen Fabeln / als haben unsere Vorfahren ihres Eccarts dabey nicht vergessen wollen / und ihme damit eine sonderbahre Ehre anzuthun vermeinet / wenn sie vorgeben: Er ziehe mit seiner Familie hin und wieder / welche auf dem Hörselberge ihren Auffenthalt habe / er sey zum allgemeinen Thor-Wächter der Höllen bestellet.


(r) Dieses sind nun Worte Heideri. V. 2. or. 28. p. 1224. Eben dieses schreibet auch Agricola am angezogenen Orte. Man conferire hier auch / wasKornm. in monte Veneris. c. 14. P. 226. der es aus ihme genommen / Prætor. in Blocksberg 1. Th. c. 1. §. 8. p. 17. sqq. geschrieben haben.

23.

§. 23.

Doch sind noch andere / welche diesen Nahmen herführen / vom Hegecarto, einem Könige in Beyern /welcher um die Zeit des Trojanischen Krieges gelebet / von welchem die Alten gedichtet / er sitzet vor der Thüre und Pforten der Höllen / und erinnere diejenigen / so hinein gehen wolten / und unterrichte sie gar treuhertzig und wohlmeinende / daher man ihm Troicum Heccardum oder corrupt den treuen Eckhart genennet / welches nachgehends zu einem Sprichwort worden. (s) Der berühmte Thomasius zu Leipzig schreibt hiervon in einer lateinischen Epistel an D. Casp. [37] Sagittarium, dieses zu teutsch-lautenden Inhaltes: Das ist bekannt / daß Marggraf Eccart mit dem Zunahmen der Getreue genennet / worden nicht minder als Eccart von Brisach, welcher nachmahls Anlaß zum Sprichwort von treuen Eckhart gegeben; wie wohl etliche sind / die den Ursprung dieses Sprichworts von einem Meißnischen Eccart herführen wollen: ein anderer gar von dem Eccone Repcovio, der das Sächs. Recht beschrieben. Das Sprichwort an sich selbst / mit denen hieher gehörigen Historien oder vielmehr Fabeln / deren eine von Tannheusern, die andere von dem Mannsfeldischen Gespenste handelt / hat Johannes Agricola beschriebē / der davon Nachricht geben kan / von dem Tannheuser ist auch was zufinden bey dem Goldasto ad Paræneticos veteres. (t)


(s) Zeil. Cent. 2. ep. 96. setzt aber hinzu: daß dieses Fabeln und Gedichte wären. Man kan hiemit conferiren. Avent. l. 1. annal Bojor. f. 38. a. (t) Dieses ist genommen aus einer Disputation, welcheAnno 1680. zu Jena von Phil. Bern. Eck. sub Præs. D. Sagittarii vom Eccarto gehalten worden / woselbsten dieses Sprichwortes Ursprung [38] vom Marg-Graf Eccarten hergeführet / und zu dessen Bestätigung ein alt Diploma von 104. angezogen wird dieses Lautes: Henricus-Rex-ob minime denegandam voluntatem fidelissimi fidelis nostri Eccardi Marchionis, decem regales mansos in proprium dedimns. In welchen denn der Marg-Graf vom Käyser Heinrichen der treue Eccart genennet wird. Es wird dieses angeführet Sect. 16. 17.

24.

§. 24.

Es bestehet dieses alles in eitel Muthmassungen. Dannenhero auch wir rathen wollen. Und wie? wenn wir davor hielten / es sey dieser Nahme nirgend her entlehnet / sondern nach der Beschaffenheit und Zustand dieses Gespenstes also ersonnen werden? Denn der Nahme Eccart, wenn man ihn nach seiner Bedeutung betrachtet / so klinget er bald wie Hegerath / vom Hegen / weißlich und bedächtig verwahren. (u) Ferner das Wort Treue ist auch denen Kindern bey uns bekannt; doch muß ich noch dieses hinzusetzen / daß es ein sehr altes Werck sey / und meinet Flacius, das Wort Truwe oder Treu / sey so viel als Göttlich / weil auff alt teutsch das Wort Trutis so viel als GOtt geheissen. Und eben daher hätten auch ihre Pfaffen den Nahmen bekommen / daß man sie Trutus geheissen.(x) [39] Ist also nach dieser Worte Eigenschafft und grundlichen Bedeutung / der Nahme des treuen Eckharts so viel als einer der treuen Rath heget / ein treuer und Göttlicher Rathgeber / auf welche Art denn jener Alte / so allemahl vor dem wütenden Heere hergegangen / sich wohl aufzuführen wuste.


[u] Mart. Luth. in nomin. pr. Germ. p. 26. [x] Flacius Illyr. In Præf. Ad Otfridi Evangel wie es anführetSched. de Dîs Germ. Syngr. 2. c. 3. v. 258. Schef fer. Upsal. c. 16. p. 309. sqq. Wiewohl Schæreus will / das Wort Treue komme her von Druyde. In Miscell. hier. P. 3. p. 134.

25.

§. 25.

Doch wolte ich lieber / ob habe man vor alten Zeiten gesagt: Der Druyde Hegrath / oder ein Druyde / so guten Rath ertheilet / nehmlich von denen Warsagern der alten Teutschen. Denn gleich wie der treue Eckhart das zulauffende Volck erinnerte / und ihnen anzeigte / was sich ins künfftige begeben würde; also wer vor Zeiten ein Druyde und Wahrsager seyn wolte / der gab sich aus vor einen Lehrer der Warheit und der Treue so wohl gegen GOtt / als gegen den Menschen / wie also Merula redet. (y) Wie auch der Eckhart so wohl den Ansehen / als Gange nach sich gravitætisch aufführete / also hatten auch die [40] Druyden in ihren langen Röcken und gespaltenen Bärten eingewaltig Ansehen. (z) Eckhart führete einen weissen Stab / und dergleichen lieset man auch von denen Druyden / und ist kein Zweifel es werden auch ihre Stäbe seyn weiß gewesen / alldieweil sie diese Farbe am meisten liebten / als die GOtt am anständigsten und gefälligsten sey. (a)


(y) In Cosmogr. P. 2. l. 3. c. 11. p. 310. conf. Sched. Dis. Germ. Syngr. 2. c. 1. p. 254. etc. 13. p. 292.Wegener in notis über Luthieri nomina Germ. p. 218. Woselbst am Ende mehr Autores allegiret werden. (z) Eben dieser Sched. c. 8. p. 277. Ingleichen Schmiedens Zwickauische Chronica P. 1. c. 2. p. 342. (a) Daß die Druyden Stäbe gebrauchet / muthmasset Conradus Celtes aus etlichen alten Bildern und Gemäldern / die er will gesehen haben in einem Kloster am Fichtelberge / wie dieses Merula angeführet am angezogenen Orte. Und ist allerdings der Gebrauch der Stäbe bey der alten Heyden Pfaffen sehr gemeine gewesen / denn auch von dem obersten Priester der Preussen / den man Crive Evarte genennet / meldet Dusburgus P. 3. c. 5. de Pruss. Daß er ein solches Ansehen gehabt / daß wenn sein Bote mit seinem Stabe oder andern Zeichen / über die Gräntzen der [41] Oerter und Gegenden (die er daselbst nennet) gegangen / so sey er von Königen / von Adel und andern Volcke sehr hoch gehalten worden. conf. Hartknoch. Preussen. 1. Th. 8. cap. Bl. 147. 148.

26.

§. 26.

Und scheinet allerdings / ob sey dieser Aberglauben der Druyden zu Zeiten der Römischen Käyser Tiberii und Claudii, aus Franckreich übern Rhein kommen /und habe sich wie in andern Oertern Teutschlandes /also auch in Thuringen nieder gelassen. Zu dem Ende können wir Diodorum Siculum anführen / welcher bezeuget / daß die Druydæ biß an Scythien und an den Oceanum, ja biß an Hertzwald sich ausgebreitet.(b) Wir können auch anführen / daß einsmahls in Voigt-Lande / welches an Thüringen gräntzet / ein Stein mit dieser Uberschrifft angetroffen werden: Δρυιδῶν μέγιςος Δυρβαλής. Das ist: Der Druyden gröster Dyrbales. (c) Hieraus ist abzunehmen / daß die Druyden aus der Nachbarschafft in diese Gegenden übergangen / sonderlich weil diese wegen der Bäume und Wälder / ihnen zu ihrer Lebens-Art gar beqvem fielen. Und gewiß haben diese beyde Oerter Truttenhusen und Treutenburg (deren jenes ein Kloster in Schwaben ist Anno 1181. erbauet / dieses aber [42] ein Schloß in Thüringen / an der Unstrut gelegen) nirgend anders her ihre Nahmen bekommen / als von diesen Warsagern / welche wie Celtes bezeuget / (d) bey Ausgange der Zeit / man 1000. Jahr nach Christi Geburth zehlete / sich noch hier und da befanden.


[b] Diodor. Sic. l. 5. bibl. conf. Sched. Syngr. 2. c. 1. p. 254. Dres. Hag. Millen. 3. p. 259. 260. (c) Schmieds Zwickauische Chronic. P. 2. c. 2. p. 340. (d) Conr. Celterin Descriptione Norimb. c. 3.

27.

§. 27.

Diesem nach gerathe ich auff die Meynung / ob habe sich der verstellte alte Mann mit seinem Nahmen nach seiner Erscheinungs-Art gerichtet / daß gleichwie er durch das Wort Treue / oder besser Druyde / seine Kleidung und Gestalt; also durch das Wort Eccart oder Hegerath / seine Sitten andeuten / und an Tag legen wollen. Nehmlich auch auf diese Weise muste das arme Volck betrogen werden / damit sie ja nicht des Aberglaubens ihrer Vorfahren vergessen möchten / welcher dazumahl entweder noch nicht gar / oder doch nicht lang zuvor abgeschaffet war. Darum auch das Wort Treue an die Stelle des Wortes Druyde in nachfolgenden Zeiten gekommen / so wohl weil sie fast einerley Lautes / [43] als auch / weil jenes bekannter als dieses wäre. Wenn sie nun Sprichworts-weise sagen wolten: Du warnest mich wie der Druyde Hegrath / so haben sie davor gesagt: Du warnest mich wie der treue Eckhart. Ferner / da / diesen Nahmen unterschiedene Personen / die sich dabey durch sonderbahre Treue berühmt machten / führeten / (massen unterschiedene Eckharte mit dem Zunahmen die Treuen genennet worden) so ist nach u. nach eine Verwirrung entstanden / biß man endlich die rechte Ankunfft dieses Nahmens gar nicht mehr gewust hat. Daher halten wir davor sey geschehē / daß bey Untersuchung dieses Sprich-Wortes nach seinem Marg-Grafen von Meissen / andere von dem Vormunde der Herlinger / oder von einem eigentlichen Ursprunge / es etliche von einem andern herführen wollen / da doch keiner gründlich gewust / ob es dieser oder jener gewesen. Das wäre also unsere Meinung / welcher so etwa jemand beypflichten will / der thue es / will sie aber iemand verwerffen / der thue es auch / es stehet einen jeden frey zu thun / was ihm beliebet.

28.

§. 28.

Wir haben bißhero geredet von dem / was etwa bey der Frage: Was denn dieses Heer sey? in acht zu nehmen / nun wollen wir auch etwas von dessen Erscheinung / und was [44] dabey zu beobachten / gedencken. Daß diese Geister in Menschen und Pferde-Gestalt erschienen / haben wir schon oben erwehnet; sie sind aber also beschaffen gewesen / daß sie bey nahe allemahl gar ungestalt und mangelhafft an einem und den andern Gliede gesehen worden. Denn so viel man nur davon in denen Historien Nachricht hat / so ist an ihnen entweder was zerstimmeltes / oder ungeheuers /oder an selbigen Orten ungewöhnliches in acht genommen worden. Es bediente sich aber, der Teufel der menschlichen Gestalt bey diesem Spiegel-Fechten /damit er seines Gefallens denen Leuten einbilden /und sie beschwatzen könte / der Verstorbenen Seelen kämen wieder / und liessen sich nach ihrem Tode sehen. Der Reuterey aber bediente er sich / weil solche nicht allein zur Pracht angewendet / sondern auch vielmahl armen Leuten zu ihren Schaden unterhalten wird / Und eben darum offenbahrete sich auch erwehntes Gespenste in solcher Positur. Und gewiß /wie doch der Teufel von Anbeginn mit dem Laster greulicher Hoffart beschmitzt gewesen / also läst er sich noch keine Mühe dauren / damit er bey den leichtgläubigen Leuten einige Majestät und Ansehen[45] sich möge zu wege bringen. Und ie weniger er weiß /daß wahre Gottesfurcht unter solchen anzutreffen / ie desto grössere Ehrerbietung und Furcht sucht er bey ihnen zu erlangen. Dahero lieset man / daß er mit grossen Gefolge / und mit gantzen Schwadvonen umgeben / einhergezogen sey. Man lieset / daß er Jagten angestellet habe. Denn das war ebē vorzeiten grosser Leute beginnen; aber nicht zu billigen / indem es mit ihren und der Unterhanen Schaden geschahe. (e) Hat also dieser höllische Menschen-Jäger ihnen hierinnen nichts zuvor geben wollen.


(e) Man schlage hievon nach Spangenbergs unchristliche Jag-Teufel. Fürnehmlich das 18. cap. in welchen diese Worte zu befinden: Hieher gehören nun auch die Teufels-Jagten / da der Teufel in Gestalt und Person deren / die etwa grausame und unbarmhertzige Jäger gewesen sind / zur Nacht und auch bey hellen Tage sich sehen lässet / hetzet und jaget / wie man davon saget / daß etliche Fürsten und grosse Herren noch heutiges Tages sollen gesehen werden / daß sie jagen an den Orten / da sie etwa bey ihrem Leben / mit grosser Beschwer armer Leute ihre Lust mit Jagten und Wild-Bahnen gehabt. etc. Es stehet dieses in [46] Theatr. diab. T. 1. p. 222.conf. §. 31.

29.

§. 29.

Aber wo kommen denn nun eine solche Menge Teufel her? nemlich ein recht fruchtbarer Vater hat eine Volck-reiche Familie. Es solte wohl manchen die teutsche Redens-Art / wem sie gefällt / auf diese Gedancken bringen / ob habe der Teufel eine Mutter / wie man ihr solche Sprichworts-weise zutheilet (f) oder ob in der Hölle eine Teufelin Nahmens Lilit, die fleißig gebähre / zufinden. [g] Allein so möchte wohl jemand fragen / wer denn des Teufels Vater sey? Gewiß ist es / daß Hieronymus eines solchen gedenckt / der sich unterstanden den Teufel einen Vater zuzueignen. (h) Wenn man auch hieher rechnen wolte die Kinder / so die Aelpe zeugen sollen / (i) so würde man gewiß /daß / was den Teufel an Jungen und an Brut abgehet /allhier mit lauter Mährlein und Gedichten ersetzen: Gar anders werden wir berichtet in heil. Göttlicher Schrifft / wie nehmlich die Engel / so GOtt erschaffen / guten theils von ihme abgefallen / und ob man wohl nicht weiß / wie viel ihrer gewesen / gleich wohl /wenn man bedencket / wie in einem eintzigen Besessenen eine gantze Legion Teufel geherberget / so kan man leichtlich erachten / was vor eine unsägliche[47] Menge der Teufel seyn müsse. Aber dieses überlassen wir denen Theologen zu erörtern.


(f) Etliche verwegene Leute dörffen Sprichworts- weise sagen: Ich fürchte mich nicht / u. wenn es der Teufel u. seine Mutter wäre: L. Feller bekümmert sich um dieses Sprichworts Ursprung in Horib. Phil. c. 7. p. 103. Dergleichen verwegene Rede ist auch: man sagt / daß der Teufel wenn es donnert / und die Sonne scheinet / seine Mutter also schlage / daß sie Oele gebe: item: was der Teufel thue / wenn seine Mutter nicht zu Hause ist. WelchesPræt. in Blocks-Berge anführet. 2. Th. 1. c.p. 113(g) Von der Lilit einer Teufelin hat geschriebenElias Levita in Thisbi f. 49. v. Buxtorft Lex. Talm. col. 1140. ejusd. Synag. Jud. c. 4. p. 80. Wie esD. Pfeiffer angeführet hat in dub. Vexat. Cent. 4.l. 22. p. 710. Hieher gehöret auch was Seldenus de Dîs Syris Syntagm. 2. c. 2. p. 250. geschrieben.Waldsch. Pyth. Endor. p. 9. 50. Und wie? wenn man sagte / es sey dieses Sprichwort der Teutschen von der Mutter des Teufels / aus der Juden-Schule herkommen / und also unter denen Christen Schertz- weise gebrauchet worden (h) Hieronym. T.V.f. 37,in Es. c. 14. Dabey auch nachgeschlagen [48] werden kan Keysersberger f. 95. Wie ihn Feller anführet / am angezogenen Orte. [i] Siehe oben / was §. 14. von Alp-Geburht gesagt worden. (k) Marc. 5. v. 9. Uber welche Worte Musculus von des Teufels Tyranney schreibet / daß seind wohl 6. biß 7000. böse Geister / welches die Pommern wohl wissen / welche wenn sie einander schelten / einer dem andern wünschet und fluchet; nun tausend / zwantzig tausend Thunnen voll Teufel / und darum auch kein Land ist / da mehr Besessene Leute zufinden / als eben in Pommern / denn sie wollens also haben / und messen einander die Teufel in Thunnen zu. Was sie noch heutiges Tages vor einen Wuntsch brauchen / ist zufinden in Theatr. Diabol. P. 1. f. 103. a. Wer mehr Zeugnisse von der Vielheit der Teufel begehret / der schlage nach / Jodoki Hokkeri Buch / welches er tituliret hat / der Teuffel selbst. In eben diesen Theatr. P. 1. f. 11. stehet: Es helffe bey dem Teuffel nicht wenig darzu / daß er grosse Heere aufbringen könne / weil er nehmlich so geschwinde sey / daher hat er auch bey denen Teutschen den Nahmen Voland bekommen. Der Voland kommt von dem lateinischen valendo d.i. starck und mächtig seyn / der nur in bösen Sachen / so viel ihm GOTT [49] verhängt / daß er auch daher der böse Voland genennet mird. Ir. Es kan kommen von volando, das ist Fliehen / in der Lufft hin und wieder streichen / wie ihn auch Paulus darum nennet den bösen Geist unter dem Himmel. Eph. 6.etc. Scheræ Miscell. Hierarch. P. 1. p. 24.

30.

§. 30.

Was sollen wir aber von der Farbe hier anführen? Nehmlich auch diese weiß der Teufel also einzurichten / daß er damit Furcht und Schrecken einjagen könne / also daß er bey denen / welchen die weisse Farbe zuwieder ist / weiß / und wiederum denen schwartz zuwieder ist / schwarz erscheine. (l) Daher hat er den Nahmen bekommen / daß man ihn etwa den schwartzen Helle mehr genennet (m) weil er sich in Europa mehrentheils also offenbahret. Von denenAriis schreibt Tacitus: qvod arte ac tempore lenocinentur, nigra scuta, tincta corpora, atras ad prælia noctes legant, ipsaqve formidine atqve umbrâ feralis exercitus terrorem inferant, nullo hostium sustinēte novum ac veluti infernum adspectum. d.i. Daß sie sich sonderlich der Kunst und der Zeit zugebrauchen wüsten / sie erwehlten ihnen schwartze Schilde /mahlten den Leib / nahmen die Nacht [50] zum Streite /und jagten Furcht und Schrecken ein nicht anders als Toden-Heer / da indessen kein Feind diesen seltzamen und fast höllischen Anblick vertragen könte. (n) Scheiners doch bald / ob habe der Historicus unter der Arriorum Nahmen und Beschreibung / die Art dieses teufelischē Heeres anzeigen wollen / u. gemiß erkläret auch Crusius die Worte vom toden Heere also / daß ers von der Teutschen wütenden Heere annimt und verstehet / auch diesen locum in seiner Schwäb. Chron. anführet. (o) Gleiches Exempel führet Althammerus an / wenn er saget: Nostra ætate militum manus in inferiori Germania se Diabolos appellarunt, ad incutiendum terrorem iis, adversum qvos mittebantur. Vestes erant nigræ, hastæ nigræ, vulturus ipsi nihilo candidiores. (p) d.i. Zu unserer Zeit nennete sich ein Kriegs-Heer in Nieder-Teutschland /das Teufels-Heer / denen / wieder welche sie geschickt waren / eine Furcht einzujagen. Die Kleider waren schwartz / die Spiesse schwartz / die Angesichter schwartz.


(l) Conf. L. Felleri flor. Phil p. 51. und Arnolds Zugabe über Abraham Rogers offene [51] Thüre zu den verborgenen Heydenthum. p. 855. (m) apud Ottium in Onomatol. D. Dieter. T. 2. Sap. Conc. 5.in cap. 17. p. 1025. nennet ihn das schwartze Casperle. conf. Waldschm. Pyton. End. P. 2. c. 1.p. 420. hole sie der schwartze Casper / der das Schultheissen Geiß holte / spricht Florianus Daule von Fürstenberg in Tantz-Teuffel. Th. Diab. P. 1. p. 179. a. [n] Tacit. de moribus Germ. c. 43. n. 6. (o) Crusius ann. Svev. P. 1. l. 1. c. 4.p. 15. (p) wie Kirchmayer erzehlet über angeführten Ort des Taciti p. 427.

31.

§. 31.

Es sind auch solche Gespenster nicht allein mit Augen gesehen / sondern auch mit Ohren gehöret worden / gleichwie sich dieses also mir des Eckharts Familien zugetragen hat. Es hat mich ein Mann / dessen Andencken bey mir in Ohren verbleibet / in einem Schreiben berichtet / was ihme und andern mehr ein Pfarr-Herr einsten aus der Erffurtischen Inspection berichtet: als er einsmahls mit seinem alten Vater gegen den Abend aus der Stadt auffs Land nacher Hause gekehret / so wäre in der Nähe ein grosses Jäger-Geschrey erschollen / das sich immer mehr und mehr durch die Felder ausgebreitet / da denn der Alte zu ihm gesprochen: Last uns bey [52] Seite gehen / und vom Weg abweichen / denn das wütende Herr ist zugegen. Und siehe indem erblicken sie schändliche Ungeheuer / abscheuliche Höllen-Hunde mit offenen Rachen / sie sehen etliche in Jäger-Habit mit feurigen Augen und grausamen Blicken mit Schauern und Entsetzen vorbey eilen; sie hören dabey ein ungeschicktes und unordentliches Jäger-Geschrey / ein Gebelle der Hunde / ein Gethöne der Wald-Hörner / und doch sind beyde ohne Schaden davon gekommen. Es meldet auch Pausanias, daß auf den Marathonischen Gefilde / da der Atheniensische Fürst Miltiades die Perser überwunden / lange Jahre hernach des Nachtes Gespenste erschienen / und ein Geschrey der Soldaten / Wiehern der Pferde / gehöret worden / und die so es aus Fürwitz u. Neugierigkeit gerne in Augenschein nehmen wollen / hätten es theuer bezahlen müssen.(q)


(q) Wie es Crusius erzehlet / Ann. paral. p. 34.Nicol. Lernic. de var. hist. l. 2. c. 29. Kornm. de mirac. mort. P. 7. c. 74.

32.

§. 32.

Aus dem / was wir ietzo erzehlet haben ist abzunehmen / daß Menschen durch ihren Abtritt diesen Teufels-Hauffen den Weg eröffnet. Und dieses nicht allein / sondern ich [53] vernehme auch / wie etliche dieses Höllische Heer mit demüthigen Vücken und Beugen des Leibes beehret. Welches auch gar leichtlich zu glauben. Denn ich habe auch anderweit gelesen / wie dergleichen Ehre denen Gespenstern angethan werde. In der Moscau / und zwar umb dieselbe Gegend / so Morgenwerts lieget / ist sonst zur Ernden-Zeit der Teufel um Mittag in Gestalt einer verschleierten und traurenden Wittbe umhergegangen und hat denjenigen Arbeitern / so es von ferne gesehen / und sich nicht zur Erden niedergebeuget / Arme und Beine gebrochen. (r) Und gewiß hat es der Riebezahl auff seinem Gebirge in Schlesien / bey den Inwohnern und herumliegenden so weit gebracht / daß / so bald man ihn erblicket / alsbald zur Erden falle / und ihn gleichsam damit beehre. (s) Wie nun aber der Teufel dergleichen Verehrung begierig suchet und verlanget / als pflegt er auch denen / die sie ihn erweisen / darum kein Leyd zuzufügen / damit er ihrer mehr zu dergleichen Aberglauben hinan bringen möge.


[r] Delr. am angeführten Orte. p. 287. b. (s) Pretor. Riebezahl p. 426. Man schlage hier nach / was hiervon Mengering Inform. Consc. Ev. q. 9. p. 288. sqq.

[54]

33.

§. 33.

Wir schreiten nunmehro auch zur Ursachen. Und diese ist nichts anders / als der Menschen Beschaffenheit / da denen meisten das Sündigen lieber ist / denn das Leben / die wenigsten aber also leben / damit sie nicht der Langmuth und Gütigkeit GOttes mißbrauchten. Eben das mag man auch sagen von unsern Teutschen. Diese sind zwar durch das helle Licht des Evangelii erleuchtet worden. nachdem sie aber untreue Führer und Lehrer überkommen / sind sie wieder in dichte Finsternüsse gerathen / durch allerhand Fabeln verstrickt und eingenommen / sind sie in die Ferne nach Bildern gewalfarthet / haben Versicherungen angestellt / und damit denen herum flatternden Seelen helffen wollen / und daß ichs kurtz gebe / sind sie wieder auff die alte Weise / nur unter einen neuen Nahmen gekommen. Hat also GOtt durch sein gerechtes Gerichte / diese abergläubische Leute / in ihren verkehrten Sinn dahin gegeben / daß weil ihren an dieser Abgötterey so gar viel gelegen / möchten sie immerhin daheime solche Heere haben / darnach sie in die Fremde zogen / solche verhaßte und schädliche Götter / solche herum-vagirende Gespenster / und solche Seelen Irrwische / welche ihrer Einbildung nach / wenn sie [55] genung gebüsset / oder ihnen genug Seel-Messen gehalten werden / zu gewisser Zeit selten selig werden. Also hat es der Menschen Boßheit verdienet / daß GOtt des Teufels Vorhaben nicht gehindert.

34.

§. 34.

Wir haben bereits schon oben erwehnet des Wodani, welchen die Alten vor den Urheber und Obersten des wütenden Heeres gehalten; Allein ich erinnere mich auch / daß man dieses vorzeiten etlichen Göttinnen zugeschrieben / als der Holda, (t) Dianen, Herodias, und der alten Berthen, (u) dabey ich mich aber nicht viel bekümmern will / ob diese iemahls in rerum naturâ gewesen / oder ob sie aus alt-vettelischen Fabeln entsprungen / oder ob es / wie mich fest bedüncket /wohl gewisse Geschichte / aber mit vielen Gedichten vermenget seyn. Gewißlich gedencket der Discipulus: (x) Man sage / daß um die Weynacht-Zeit / die Göttin / welche etliche die Dianam nennen / oder insgemein die Frauen-Huld mit ihren Heere ziehe. Und in Synodo Ancyrana (y) wird diese Meynung der Hexen und Unholden verworffen / da die Weiber / so der Teufel mit seinen Verblendungen verführet / vermeineten /sie ritten des Nachts mit der Dianen [56] auff allerhand Thieren herum / und beschaueten viel Orte der Welt. Daher halte ich davor / sey auch kommen / daß man die Hexen Frauen-Holden nennet / (z) zwar im Anfange wurden etliche der Teufel gute Hulden genennet /(a) weil sie nehmlich den Menschen dieneten und an die Hand giengen / andere aber Unhulden / weil sie solche Liebes-Dienste / wie man dachte / nicht leisteten / sondern vielmehr schädlich waren. Nachgehends aber sind die Hexen gleichfalls Unholden / wegen gleicher Verrichtung aus Gewohnheit genennet worden. (b) Was von der Frau Hulda gesagt wird / lieset man auch hier und davon der Dianen (c) und bin ich gäntzlich der Meynung / es sey auch die Herodias mit diesen beyden einerley / und nur durch den Namen unterschieden. Endlich von der Bertha schreibt Camerarius: (d) De moribus Berthæ (seu Berthradæ qvæ regis Caroli mater fuit) accepimus fœminam fuisse iracundam & pænè sævam, qvod adhuc fabulæ apud nos confrmant, de vagante circa domus noctu Bildaberta (Wildaberta) i.e. fera Bertha, ejulantes & contumaces pueros corripiente atq; lacerante, qvô terrore hi â matribus [57] compescuntur. Das ist: Von den Sitten der Berthæ (oder Berthardæ, welche König Carls Mutter gewesen) hat man so viel Nachricht / daß sie gewesen ein jagzornig Weib / und fast grausam / welches noch bey uns die Fabeln bestätigen / von der des Nachts um die Häuser herumgebendenBildaberta (Wildaberta) d.i. wilden Berthen / welche die weinenden und halßstarrigen Kinder nehme und zerreisse / durch welches Schrecken sie die Mütter stillen können. Oder wie es Crusius anders anführet:(e) A Cæsare Henrico IV. Imp. & Uxore ejus Patavium libertate donatum est. Inde in figna, libertatis armato cavvocio uti cœperunt in bello Bertha nominato. Hinc dictum hoc ortum puto, qvô terrentur in qvieti pueri: Schweig oder die eiserne Bertha kompt. d.i. Von Käyser Henrichen den IV. und seinen Weibe ist die Stadt Padua mit Freyheit begnadiget worden. Daher man zum Zeichen dieser Freyheit im Kriege /einen Rist- und Heer-Wagen / so wohl bewaffnet gewesen / gebrauchet / die Bertha genannt. Und halte ich dafür hieraus fey das Sprichwort entstanden /damit man die unruhigen Kinder schrecket: Schweig[58] oder die eiserne Berthe komt. Gleichwohl so rechnet der fol. Matthesius diese Bertham, mit denen / so wir kurtz vorher erwehnet haben / zu dem Hauffen der Teufel. (f) Doch will ich auch hier niemanden wehren / diese Nahmen vor absonderliche und unterschiedene Teufels-Heere zu halten.


(t) Diese Hulde wird auch genennet / Hela / Holla /it. Fauta/ Fute / daher hat man vor Alters gesagt / der Futen-Abend oder gute Abend / darauff das Gesinde in der Heydenschafft viel gehalten. [u] Wird auchBerchta, it. Herka genennt. (x) Discip. Serm. de temp. XI. [y] can. 24. (z) also werden sie vonAgricola in seinen teutschen Sprichw. hin und wieder genennt. 301. p. 162. b. (a) Synonyma und einerley Gattung mit diesen sind: Wichtlichen / Erdmännerchen / helle Keppelein / wie Agricola bezeiget / an angeführten Orte. p. 163. (b) man conferire hiermit Theatr. Diab. P. 1.p. 77. b.f. (c) besiehe Prætor. Saturn. pr. 48. v. 54. (d) Camerarius in Niceph. Chronol. wie esCrusius anführet: ann. P. 1. l. 1. 2. c. 6. p. 329.(e) an angezogenen Orte P. 2. l. 8. c. 7. p. 266. wiewohl er c. 5. p. 256. Carrocium für Cawozium geschrieben. [f] Matthesii Auslegung der Fest- Evangel. p. 22. Was [59] seynd anders alle Polter- und Rumpel-Geister / unnatürliche Irrwische / Fr. Heredias / oder Fr. Heida / die alte Berchte mit ihren wütenden Heere / Schretel / Wichtele / Trollē / Bergmännel / denn lauter Teufel.

35.

§. 35.

Uber dieses auch / daß dieser höllische Heermacher /unmittelbahrer weise für sich alleine diese Kunstaperciret: so lesen wir doch hin und wieder / daß auch die schwartze Kunst ihr Heil versuchet / dergleichen höllische Heere hervorzubringen. Gregorius gedencket / wie die Hunnen nicht mit Waffen / sondern mit zauberischen Worten / der Francken Kriegs-Heer einmahl in die Flucht geschlagen / nachdem sie ihnen ein Hauffen Gespenster zum Schrecken entgegen gesetzt. [g] Und Delrio nachdem er viel Exempel dieses Inhaltes erzehlet / sagt endlich: Tales exercitus possent magi multos exhibere, si ex pactô, qvod cum dæmone superiore habent, dæmones illi subdiros evocarent. (h) d.i. Dergleichen Heere könten die Hexenmeister viel darstellen / wenn sie / nach ihren Pact und Gedinge / welches sie mit einen der grossen Teufel haben / diejenigen Teufel so diesen grossen unterworffen / hervorbringen. So sind auch zu unserer Zeit der gleichen Teufels-Banner so gar unbekannt [60] nicht /so nicht nur unter Soldaten / sondern auch unter Schäffern sollen angetroffen werden / wie diejenigen erzehlen / so es öffters mit Augen gesehen. Welche Kriegs-Zauberey Wierus doch behutsamer als andere Dinge beschrieben: Ut mille hominibus vel eqvis, qvis cinctus appareat, anniculus falicis ramus, unicô inflictu abscissus usurpatur cum exorcismo, barbarorum nominum recitatione & characteribus absurdis. (i) oder: Daß einer mit 1000. Menschen oder Pferden umgeben erscheine / wird darzu gebrauchet ein Jahr-Wachs von einer Weiden mit einen Hiebe abgehauen / darüber ein Zauber-Seegen gesprochen wird mit Erzehlung fremder Namen / abgeschmackten Characteren und Zeichen.


(g) Gregor. Turon. l. 4. hist. c. 28. conf. Olaum M.p. 118. m. (h) Delr. Disq. l. 2. qv. 27. Sect. 2. p. 295. a. [i] Wierus de præstig. dæmon. l. 5. c. 11.p. 542.

36.

§. 36.

In übrigen / ob gleich GOTT mit sothanen Heeren der Menschen Boßheit verbessern wollen / so lieset man doch nirgends / daß ers ihnen verstattet Schaden zu thun / wie die Kriegs-Heere der Menschen zu thun pflegen / sondern es hat bloß dabey bleiben müssen /daß sie mehr nicht ausgerichtet / als etwa [61] eine Furcht und Schrecken bey denen Leuten verursachet. Denn wenn ihnen verstattet würde zu beschädigen / zu tödten / Festungen einzunehmen / die Feinde anzugreiffen / hülff GOTT / wer wolte ihnen widerstehen / oder ihnen gewachsen seyn? (k) Nun hätten die Leute / als um derentwillen / solches geschähe / fein sollen in sich gehen / und an ihre Sünden-Schuld und dero Straffe gedencken / aber weit gefehlet / durch unsinnige Neugierigkeit angespornet / lieffen sie mit Hauffen auff die Strassen / als zu einem Schau-Spiele / und überlegten das / was sie etwa hörten oder sahen /nicht mit der Heil. Schrifft / oder gesunden Vernunfft / sondern thaten so blind hin den Aberglauben Thür und Fenster auf. Wie nun also der Teufel mit gantzen Fleisse sich fürnehml. nach der damahligen Fabel-und Lügen-begierigen Zeit gerichtet / also konte er denen Leuten mit leichter Mühe überreden / alles dasjenige / was insgemein von Fege-Feuer / von Seel- Messen / von denen auf der Welt herum-vagirenden Seelen fürgegeben wurde. Ich will jetzo nicht gedencken / wie diese am Füssen / Kopff und andern Gliedmassen zerstümmlete und unförmliche Gespenster /der Menschen Seelen / davor sie sich ausgaben / einer gewissen Materie / [62] daraus sie bestehe / beschuldigen wollen. Auch will ich nicht gedencken / wie der Teufel mit diesen wütenden Hauffen das Heer der Heil. Engel nachäffen / (l) oder die müssigen und abergläubischen Leute wegen des Urhebers dieses heiligen Heeres ungewiß machen / oder doch zum wenigsten /gleiche Krafft und Gewalt / mit GOtt von sich erdichten wollen.


[k] Sind Worte Delr. l. 2. qv. 27. Sect. 2. p. 295. a. [l] Gen. 32. 1. 2. 4. Reg. 6. 17.

37.

§. 37.

Nunmehro wollen wir auch mit wenigen den Ort und die Zeit berühren. Ob nun wohl der Teufel überall zu Hause ist / und in allen Ländern wie ein Wechsler anzutreffen / so setzt er gleichwohl seinen Wechsel-Tisch nicht an jede Orte. Denn etliche wollen / er halte sich lieber in Schatten und dunckeln auf / andere sagen / er baue seine Bude lieber am öffentlichen Marckte auf / da er bey bahren Gelde wechseln könne Diese aber mögen es selbsten verantworten / welche den Teufel eine gewisse Gegend in der Welt einräumen / und vorgeben / weil die Gegend nach Mitternacht hinein sehr weit von der Sonnen und dero gütigen Licht entfernet sey / als hätten daselbst in einer unreinen und abscheulichen Finsternüß die bösen Geister [63] ihre Herberge. (m) durch der Menschen Sitten und eigene Schuld / nicht aber durch die Gelegenheit des Himmels oder Art des Landes / werden die Teufel zugelocket. Denn wo Aberglauben ist / da findet sich der Teufel am liebsten / und betreugt die Leute. Wir unsers Theils bemercken allhie / daß der Teufel zu dieser seiner Handlung mit der Familien des Eckharts / sich fürnehmlich Thüringen / Francken-Land / Heidelberg / Schwaben / als ein Theatrum und Schau-Platz erkieset und ausersehen habe.


(m) Besolv. de nat. pop. c. 4. Gaffarell. deteurios. in aud. c. 13. n. 10. c. Consult. Lansii contr. Germ. p. 893. Daß in denen Mitternächtischen Oertern in Buchstäblichen Verstande der Sitz und Wohnung der Teufel sey / schreibt Olaus M.l. 3. c. 22. p. 127.

38.

§. 38.

Vor eine notable und sonderbahre Wohnung dieses wütenden Heeres wird gehalten / der Hörselberg / so zwischen Eisenach und Gotha liegt / (n) Heiderus schreibt: Diesen Nahmen soll er / wie unsere Vorfahren berichten daher empfangen haben / weil dessen nahe dabey gelegene Innwohner ein erbärmlich Gewinsel / wütiges Geschrey / ein Schall der Worte / ein Gereusche [64] von Eisen und auf der Erden her geschlepter Ketten (der Seelen wie Kornmann hinzu setzet; Denn also betrogen die Mönche das arme einfältige Volck / als ob hie das Fege-Feuer wäre) mit Schrecken höreten / also daß einer zu dem andern sagte: hier der Seelen-Berg / welche Wörter nachgehends in eines verwandelt sind / also daß man diesen Berg in unserer Mutter-Sprache den Hörselberg genennet. (o) Sonst wird er auch / doch um einerley Ursachen willen horrisonus, oder ein Heule-Berg / der ein größlich Geheule und Geschrey von sich giebt / genennet. [p] Und zweifele ich gar nicht / zubehaupten / daß von diesen Schalle die Hölle Pincke-Panck hin und wieder von denen altteutsch Erfahrnen genennet werde. (q) Wie denn dieser Nahme übereinkommt mit dem Klange /der geschleifften Ketten / und des Eisens / welchen die Schmiede mit ihren Hammer erregen / wenn sie die Wagen-Räder mit Schienen beschlagen. Dieses aber / weil es nicht seltzam und ungewöhnlich war /um dergleichen schallende Berge / als um den Heclum, Ætnum, Vesurium etc. als haben die Fabel-Hansen solche Berge mit unter die Werckstätte des Fege-Feuers gezehlet / und in ihrer Sprache denselben[65] Schall exprimiren und nachahmen wollen.


(n.o.) Kornm. de mir. mort. P. 2. c. 47 [p] Heider. Orat. 4. de Thuring. p. 1221. (q) Florianus Daule von Fürstenberg in Tantz-Teufel: ich halte dafür / in einer solchen Arbeit sterben / sey sehr gefährlich / zu besorgen / daß sie in Nobis-Krug / oder Venus- Berge / (Mänsterberg oder Goldberg) fahren / da denn zu tantzen alle Tage genug / und vollauff seyn soll / daß man von solchen Tantzen wohl sagen mag: also tantzen die Teuffel in der Hölle zu Pincke- Panck / wie ichs von vielen ehrlichen / verständigen / auch einfältigen Leuten gehört habe / es stehet dieses in Theat. Diab. P. 1. p. 179. c. von Nobis- Krug Schræi. Miscell. Hier. P. 1. p. 32. von Venus-Berg Kornm. in monte Veneris.

39.

§. 39.

Man sagt daß dieser Berg daher am ersten bekannt worden: Einer Königin in Engelland Nahmens Reinswigæ. welche / ich weiß selbst nicht was vor ein König daselbst / soll aus ihrem geringen Stande erhoben / und zum Königlichen Gemahl angenommen haben / als selbige um ihres verstorbenen Mannes Seeligkeit bekümmert gewesen / soll offenbahret worden seyn / wie er auf diesen unheimlichen Berge sich befinde und da geplagt werde. Worauf sie eine Reise zu selbigen vorgenommen / und hat unten an / eine Kirche oder Capelle erbauet / zusamt einem Dorffe /welches [66] wegen häuffiger Erscheinung der umhergehenden Geister Teufels-Ort geheissen worden / heutiges Tages aber Sattelstad genennet wird. In welche Capelle denn erwehnte Königin sich ohn Unterlaß mit ihren Hoff-Damen begeben / so lange / biß sie damit ihrem Manne in Himmel geholffen / und sich darauff nach Eisenach begeben / und daselbst den Peters-Berg eingenommen hat. (r) In übrigen sagt Agricola eben von diesen unheimlichen Berge: es ist bey mir und andern noch in frischen Andencken / wie der Teufel etliche Weinträger durch ein Gesichte auf selbigen Berg geführet / und ihnen ihrer viele / auch etliche so noch am Leben / tieff in der höllischen Flamme steckende /gezeiget und fürgestellet. (s) Auch trägt sich auf diesem Berge zu / daß wenn man in Eingange desselbigen mit einem Besen den Sand oben gleich und eben machet / nichts desto weniger folgendes Tages eben an dem Orte Fußtapffen allerhand Thiere gesehen werden. (t)


(r) Besiehe hiervon Heider. und Kornm. de mir. mort. am angezogenen Orte. Binhard. Thür. Chron. l. 1. p. 127. (s) Agricolæ teutsche Sprichw. p. 301. Das wird geschehen / wenn der Teufel von Ach kommt. p. 163. (t) AbermahlsHeider. und Geschicht der Land-Graffschafft Thüringen. ann. 1685. c. 4. p. 26.

40.

§. 40.

Nun müssen wir auch von der Zeit reden. Zwar was des Eckharts Gesellschafft arbelanget / habe ich nirgends / wenn sie sich am ersten [67] entsponnen finden können. Doch so ich rathen soll / mag es wohl ungesehr geschehen seyn / als die Predigt des Evangelii an selbigen Orten / aufgangen / aber von dem Pärstischen Aberglauben und Irrthümern schon verunreiniget war. Wenn wir nun diejenigen Geister so derReinswigæ erschienen / davon wir nur geredet / von unsern Heere verstehen und auslegen wollen / so laufft es etwa in das 12. Seculum oder Jahr-hundert /da es vorgegangen. So hat auch Binhardus am angeführten Orte davor gehalten / man müsse diese Erzehlung ins 1143. Jahr nach Christi Geburt rechnen. Und so viel man aus Agricola abnehmen kan / hat es gewähret / biß in das 16. Seculum. Heutiges Tages hat es aufgehöret / wie dazumahl / zu erscheinen. (u) Was aber des Helleqvini Familie betrifft / davon wir oben geredet / wird man leichtlich / wenn man es ausrechnet inne werden / daß sie in 12. Seculo floriret / und wo nicht noch oben in diesen Jahr-Hundert / doch bey Anfange des 13. wieder zugangen. (x) Der übrigen so genannten Heere auf Untergang / Anfang und Ende will ich itzo nicht berühren / so wohl weil ihrer viele gewesen / als auch weil sie nicht alt werden.


[u] Das bezeuget der Autor, der sich zwar nicht nennet / aber schon und das andere mahl angezogen worden. (x) Denn so viel man aus Bellovacense sehen kan / so ist Johannes Aurlianensis, welcher dieses / was wir oben §. 8. von dieser [68] Familie erwehnet / seinen Bruder erzehlet / [dem Aurelianenschen Bischoffe / als den Bruder des Bellovacensischen Bischoffs / von welchen es Vincentius Bellovacenfis gehöret] mit diesen Vincentio zu einer Zeit am Leben gewesen: der ist aber gestorbenAnn. 1264. oder wie andere wollen an. 1256.

41.

§. 41.

Das lieset man gar offte / daß diese Heere alle mit einander des Nachtes oder auff den Abend erschienen; welches zwar auch am Tage geschehen / nehmlich zu welcher Zeit die blaue Dunst am besten könte gemachet / und das abergläubische Volck am leichtesten betrogen werden. Und haben die Alten davor gehalten / der Verstorbenen Seelen giengen nur des Nachts auff der Erde herum / (y) die übrigen Gespenster aber wären gemeiner und können öffterer mit grosser Macht und Stärcke / (z) aber so viel man lieser / so scheuet der verschlagene Geist der Finsternüß den Tag nicht / daß er ihn nicht zu seinen Betrug anwenden solte.


(y) Siehe Buxhorn. qvæst. Rom. qv. 9. 42. 43. undBarth. in Æneæ Gaz. dial. p. 144. [z] Delr. Disq. l. 6. c. 2. Sect. 1. qv. 1. §. 7. p. 926. b. Jac. Andr. Crus. in nocturn. office. c. 7. p. 305. it. c. 19. p. 370. id. Delr. Here. furent. Comment. v. 123.

42.

§. 42.

Endlich haben auch die Alten in acht genommen / daß der Teufel mehr einer als der andern Zeit mißbrauche[a] / welches auch wir allhier beobachten können. Denn wie die Autores melden / [69] so soll diese Familie des Eckharts zwar auch zur andern Zeit in Jahre /doch sonderlich um die Weyhnacht (b) und Fastnacht Zeit (c) sich haben sehen lassen. Fürnehmlich bat Agricola den Donnerstag in der Fasten-Zeit angemercket; und so es wahr / was die vagantes Scholastici vorgegeben / es komme dieses Gespenste an einen wüsten und öden Ort am Sabbat-Tage des Nachts an denen vier Qvatembern und zur Advents-Zeit dreymahl / des Nachts an denen Donnerstagen / und werde von dar mit grossen Klagen an einen andern Ort geführet / biß am Jüngsten-Tag; (d) so hat es gewißlich das Ansehen / als ob diese Sabbats-Nächte der Qvatember jährlich von denen Gespenstern celebriret worden / oder ist doch nur eine blosse Einbildung abergläubischer Leute gewesen. Welches ich denn aus nachfolgender Erzehlung schliesse: Auff den Osel-Berge zwischen Dinckelsbihel und Hankamm / hat vor zeiten ein Schloß gestanden / woselbsten sich eine einige Jungfrau auffgehalten / als eine Besitzerin des Schlosses / von welcher man aber gesagt / daß sie mit den Mauren verfallen und umkommen sey /zuvor aber / da sie ihren Vater einen Wittber /Hauß gehalten / habe [70] sie alle Schlüssel zu den Gemächern in ihrer Gewalt gehat. Nachmahls ist ein Geschrey entstanden / ihre Seele oder Geist vagie re um dieses Gemäuer herum / und werde des Nachts an denen 4. Qvatembern des Jahres in Gestalt einer Jungfrau mit einen Gebunde Schlüsseln an der Seiten gesehen. Dagegen sagen etliche alte Bauern dieser Orte aus / wie sie von ihren Vätern vernommen / es sey diese Jungfrau eines Heydnischen Mannes Tochter gewesen / und verwandelt worden in eine abscheuliche Schlange / welche einen Jüngfrauen-Kopff und Brust gehabt / und ein groß Gebund Schlüsseln am Halse hangen / und werde mehrentheils an denen 4. Qvatember-Nächten des Jahres gesehen. (e)


(a) Siehe Bodini Dæmonom. l. 2. c. 4. [b] Eben zu der Zeit soll auch die Diana mit ihren Heere fortgehen / siehe Prætorii Saturn. prop. 48. p. 395. Wie auch Frau Hulda / welche aufn Hirselberg wieder kommen soll / ums Fest der Heil. 3. Könige / it. prop. 54. p. 403. man conferire ejusdem Melib. P. 2. c. 7. p. 515. (c) Vechn. brev. p. 129. Sebast. Franc. prov. f. 259. [d] Siehe oben §. 14. [e] Crusii annal. Paralip. c. 17. p. 68. aus G. Widem.

[71]

43.

§. 43.

Man sagt daß zu Franckfurt eine alte Gewohnheit sey / daß die jungen Pursch jährlich um Gewinns willen /einen Wagen mit vielen Zweigen bekleidet / darauff ein Mann zu sehen / gegen den Abend von Hause zu Hause herum führen sollen / dabey sie allerhand Gesänge und Reimen hören lassen / welche sie von andern / so der Sachen erfahren sind / erlernen müssen. Der gemeine Mann sagt / es werde hiermit das Gedächtnüß des Eckartischen Heeres celebriret. (f) Wiewohl man dieses geschickter zu denen Lustbarkeiten /so etwa hin und wieder jährlich begangen werden /rechnen könte.


[f] Besiehe Prætorii Melib. P. 2. c. 6. p. 496. it. p. 462.

44.

§. 44.

Und das ist es also / geneigter Leser / was wir von den wütenden Heere angemercket haben. Hier findest du viel / so besser zu wündschen / viel das völliger /viel das gewisser und ungezweilfelter zu beschreiben gewesen. Ich wolte selber / daß es also geschehen. Jedennoch wem anders der Materie Beschaffenheit / und denn der Vorsatz ins künfftige es besser zu machen /für mich das Wort reden kan / so wird deine Wohlgewogenheit meine Fehler geneigter massen zudecken.

[72]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Hilscher, Paul. Werk. Curiöse Gedancken von Wütenden Heere. Curiöse Gedancken von Wütenden Heere. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-6A44-5