[Flavie schaut meine thränen]

C.H.v.H.


Flavie schaut meine thränen
Nur als wasser-perlen an/
Und mein seuffzer-reiches sehnen/
So ich doch nicht lassen kan/
Zeigt mir/ daß betrügerey
Meiner treu belohnung sey.
Doch kan ich mich nicht erwehren/
Zu verehren/ was mich haßt/
Und mich schmertzlich zu verzehren/
Unter einer schweren last;
Denn die liebe liebet pein/
Und heist galle zucker seyn.
Mir gefallen noch die narben/
Die mir hat das joch gedrückt/
Und durch tausend falsche farben
Wird mein treuer sinn berückt.
Meiner fässel heller klang/
Ist mein bester trost-gesang.
Ich muß itzt zurücke dienen/
Und der sonnen edles licht/
So mir vormahls hat geschienen/
[425]
Kennt itzund mein auge nicht/
Die mich ihren engel hieß/
Stöst mich aus dem paradieß.
Flavie lacht meiner schmertzen/
Meine qval ist ihre lust;
Und das joch in meinem hertzen
Ist ein kleinod ihrer brust.
Mein verderben ist ihr ziel/
Und mein' angst ihr possen-spiel.
Flavie zu deinen füssen
Leg' ich meine freyheit hin/
Und bin itzt in furcht beflissen
Dir zu opffern geist und sinn;
Doch die mir das hertze bricht/
Kennt itzund mein opffer nicht.
Die mir vormahls hat geschworen/
Der werd' ich itzt unbekandt/
Und ich singe tauben ohren/
Man verschleust mir hertz und hand/
Was mein irrthum hat gethan/
Ziert itzt ihre sieges-fahn.
Flavie ist das erbarmen
Nicht aus deiner brust verjagt?
Ach so reiche dem die armen/
Den sonst keine schuld verklagt/
Ausser daß er in der welt
Dich allzeit vor göttlich hält.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von. Gedichte. Gedichte aus Neukirchs Anthologie, Bd. 1. Verliebte Arien. [Flavie schaut meine thränen]. [Flavie schaut meine thränen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-6BDB-D