[96] 13. Die versöhnte Venus

Die Göttin, so die Welt und alle Hertzen bindet,
Die Wasser, Erd und Lufft durch ihren Strahl entzündet,
Auf welcher Wunder-Wort erzittert niederfällt,
Was Nord, Süd, Oft und West in seinen Armen hält,
Die gieng nach ihrer Arth zu dem erhöhten Throne,
Es war das stoltze Haubt umbzirckt mit einer Crone,
Darauf der Berge Schatz und des Gewässers Pracht
Durch ihrer Haare Gold noch werther war gemacht.
Es küsten dazumal die wolgestalten Ohren
Zwo Perlen, den der Ost nichts gleiches hat gebohren,
Es war der zarte Leib durch einen Rock geziert,
Den Phrygien gestrickt, der Sydons Farbe führt.
Umb diesen schaute man der Venus grosse Thaten,
Die Helden, so durch sie in Dienstbarkeit gerathen,
Achillem, Herculem, Philippen und die Hand,
So Persien bezwang, und Poren überwand,
Hieß diese Mahlerey der Nadel knechtisch stehen,
Cupido wolte gleich von ihrem Saale gehen,
So sprach das Wunder-Weib: Was kommt dich wieder an?
Du meinst, daß meine Faust dich nicht mehr straffen kan
Die Berge zubeziehn, die Städte zubeschauen,
Der Kurtzweil nachzugehn auf den begrünten Auen,
Zu sehen, was der Nil, Euphrat und Ganges macht,
Bey Tage nichts zu thun, zuschlaffen bey der Nacht,
Ist nicht genug für mich. Wo sind die grossen Stunden,
Da deine Fackel brand, und deiner Pfeile Wunden
Fast iedes Hertze trug? Wie daß nicht mehr die Welt,
Wie vormahls ist geschehn, vor mir darnieder fällt?
Betrachte diesen Rock; Was meynst du von den Siegen?
Durch die mein hohes Lob ist auf den Thron gestiegen,
Der Sonnen gleiche kommt, den Sternen gleiche geht,
Und beyde trotzen kan, der Zorn beginnt zuwittern,
Es heist die Ungedult mir Hertz und Sehnen zittern,
Es zündet mir der Grimm Geblüth und Adern an,
Daß ich dir deinen Lohn nicht länger borgen kan.
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Du allzukaltes Kind, betracht ich diese Welt,
Was zwischen Gibraltar und Javan ist gestellt,
Den grossen Wunder-Kreiß, den Zirckel dieser Erden,
Wo sich die Sonne wäscht, und wo sie mit den Pferden
Den alten Weg besucht; wo ihre Hitze brennt,
Und wo der Phöbus fast nicht seine Strahlen kennt,
So merck' ich wenig mehr, als Wüten, Mord und Kriegen,
Ich finde hin und her die todten Leichen liegen,
Die Männer stehn verwund, die Weiber stehn verblast,
Mein Mars wird angeruft, und Venus wird verhasst,
Mars, der mich selber nicht gescheuet hat zuküssen,
Man schaut das rothe Bluth vor Liebes-Thränen flüssen,
Kein Seufftzer kommet fast von meiner Regung her,
Betracht ich Berg und Thal, beschau ich See und Meer,
Setz' ich die gantze Welt in meinem Sinn zusammen,
So find ich keinen Dampf von diesen Wunder-Flammen.
Da eine gantze Stadt durch eine Gluth gebrannt,
Da einer Feindin Schoß den Feind zum Buhler fand.
Da zweyer Hertzen Blut verliebt zusammenflossen,
Da das erzörnte Meer die Brunst nicht ausgegossen,
Da Armuth, Kälte, Schwerd, Flucht, Marter, Brand und Todt
Oft ein verliebter Sinn hielt vor geringe Noth.
Und wil ich gleich den Geist auf wenig Länder lencken,
Die ohne Zanck und Streit den Degen von sich hencken,
Da Fried und Einigkeit auf allen Seiten steht,
Da Wollust ohne Maaß auf ihren Mauren geht,
Da nur das Pulver gilt, so sich nach Cypern nennet,
Und iede Kugel stinckt, so nicht Venedig kennet,
Von den kein ander Rohr für köstlich wird geacht,
Als diß, so Zucker trägt, und Indien gebracht.
So machen sie mich roth, und heissen dich verstummen,
Wie schöne bistu doch aus solchen Ländern kommen,
Ein Köcher ohne Pfeil, ein Kämpffer ohne Muth,
Ein Bothe sonder Fleiß, ein Hertze sonder Blut,
Die stehen hier für mir. Ich kan dich nicht mehr schauen,
Und deine Gegenwart erwecket mir ein Grauen,
Du kleiner Ehren-Dieb. Es hieng an einer Wand
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Des Saales, da sie war, ein altgesticktes Band,
Darauf der Perlen Glantz des Goldes Pracht umfassen,
Und der verliebte Mars der Venus hinterlassen,
Als seinen Leib Vulkan, Sie Geist und Leib umfieng,
Und dieser grosse Gott an schweren Banden hieng.
Das Zeugnüß aller Gunst must ihre Peitsche werden,
Sie stieß den kleinen Sohn erzürnet zu der Erden,
Sie grieff mit einer Hand ihm in das schöne Haar,
Und peitschte, biß sein Leib wie ihre Lippen war.
Biß Rosen um den Schnee der zarten Lenden stunden,
Cupido hatte kaum den ersten Schmitz empfunden,
So ruft er: Königin! ich bitt' euch umb den Pfeil,
Der mehr verrichten kan als Blitz und Donnerkeil,
Ich bitt euch um den Schertz, ich bitt euch um das küssen,
Durch die der starcke Mars ein Sclave werden müssen,
Und so diß alles noch gesucht ist allzuweit,
So bitt ich euch umb diß, davon ihr kommen seyd.
Die Göttin konnte hier nicht mehr das Lachen halten,
Der Eifer, den sie trug, begunte zu erkalten,
Sie warf das Band hinweg, und sprach: Mein kleiner Sohn,
Genung vor diesesmahl, und denck an diesen Lohn,
Den du durch Müßiggehn aus meiner Faust bekommen.
Es wird der Mutter Schlag geduldig aufgenommen,
Fieng der Cupido an mit Seufzen ohne Maß,
Als welchem Schmertz und Furcht auf Haut und Hertze saß,
Und fuhr so ferner fort: Beherrscherin der Erden,
Soll diese Schuld allein auf mich gebürdet werden,
Greift meine Mutter mich mit Band und Marter an,
Daß diese gantze Welt nicht länger brennen kan,
Und allzulaulicht ist. Es wird der strenge Bogen,
Wie vormahls ist geschehn, itzunder angezogen,
Mein Pfeil hat gleiche Maß, und führet gleichen Stahl,
Daß Eiß und Eisen umb sich findet überall,
Und Wasser für das Blut die hohlen Adern füllet,
Daß Aetna itzt nicht mehr in allen Hertzen quillet,
Ist ja nicht meine Schuld. Es ist nicht lange Zeit,
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Da zog ich durch ein Land, wo Unmuth, Krieg und Streit
Gar frembde Gäste sind. Ich dachte hier zu siegen,
Da Agtstein gleich wie ihr sich läst die Wellen wiegen,
Und setzte meinen Fuß bald in die gröste Stadt,
Da Reichthum, Macht und Muth Verstand zum Bruder hat.
Mein Fürwitz führte mich in eine stille Kammer,
Da nicht erschallen kan des schwartzen Vaters Hammer,
Man schaute um und um manch hochgelehrtes Pfand,
So der beredten Mund und vieler Tichter Hand
Von Rom, Corinth, Athen, und die sich diesen gleichen,
Den alle Männer noch der Künste Scepter reichen,
Den Menschen zugeschickt. Hier saß ein junger Mann,
Und sprach manch schönes Buch um seine Schätze an.
Ich war alsbald gemüht ihn schleunig zuereilen,
Ich grief den Bogen an, ich spielte mit den Pfeilen.
Es war verspieltes Werck und Arbeit sonder Lohn,
Die Pfeile flogen weg, der Jüngling kam davon,
Und hielt mich ungescheut vor einen Kinder Schützen,
Ich ließ ihn dieses mahl bey seinen Büchern sitzen,
Ich hab ihn zwar nach dem auch ferner angerant,
Doch war ein ieder Pfeil vergebens ausgesand.
Ertheilet mir nun Rath, was ferner sey zu machen?
Die Mutter sprach, mein Sohn, hie liegt der Grund der Sachen,
Wer nicht durchsuchet hat der Leiber Unterscheid,
Und nicht zu urtheln weiß von Sehnen, Blut und Zeit,
Nicht weiß, wenn dieser Trieb und jener sich beweget,
Wann Blut und Geist erwacht, wann Bluth und Geist sich leget,
Wann Feuer Meister wird, wann Wasser herschen wil,
Der trift, ich schwere dir, nicht auf das rechte Ziel.
Du wirst, mein lieber Sohn, fast keinen Menschen finden,
Der sich nicht leichtlich läst an dis und jenes binden,
Der sich nicht allsobald erschüttert und beweg't,
Wenn dieses auf ihn trift, was er im Hertzen trägt,
So dencke nicht auf Pfeil, auf Bogen und auf Wunden,
Du habest denn zuvor den Hertzens Trieb gefunden,
Und glaube, daß allhier der Hertzen Schlüssel liegt,
Wer nicht die Geister kennt, hat selten obgesiegt.
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Der eine liebet nur des Leibes Pracht und Gaben,
Ein ander will die Zucht zu einer Schwester haben,
Der eine meint, das Geld die beste Heyrath stift,
Ein ander heist die Treu das beste Morgen Gift,
Viel lieben Spiel und Tantz, nicht wenig auch das Singen,
Und manchem muß der Wein die Brunst zum Hertzen bringen,
Viel seufzen ohne Maß nach zarter Bluhmen Pracht,
Viel heissen diesen Schatz ein Kleinod einer Nacht,
Viel locket und bewegt der Eltern Geist und Tugend,
Viel werden angereitzt durch unverwelckte Jugend,
Der eine siehet nur die süssen Wörter an,
Viel sehen auch dabey, was Spiel und Nadel kan.
Diß alles mustu wol und gar genau erwegen,
Es wird auch gleicher Pfeil nicht iedes Wild erlegen,
Und dieses hab ich schon vor vieler Zeit bedacht,
Und nicht nach meiner Arth der Pfeile Zeug gemacht.
Der eine schicket sich noch zu den grünen Jahren,
Ein ander sehnet sich nur nach den grauen Haaren,
Der eine lencket sich auf Hertzen reich an Kunst,
Ein ander reitzet nur die Adern voller Brunst,
Der eine führt Zibeth, viel schmecken nach der Küchen,
Der eine weiß Latein, der ander kennt die Grichen,
Der eine führet Gold, der ander stinckt nach Wein,
Viel sind von Ebenholtz, und viel von Helffenbein.
So lauf nun vor mir hin, und gründe recht die Hertzen,
Wo Ernst und Witz regiert, wo Lachen, Spiel und Schertzen
Fast immer müssig gehn, wo Kunst am meisten gilt,
Wo Füllerey und Wein die blauen Adern füllt,
Wird dieser Unterricht nur richtig eingenommen,
So wirstu, liebes Kind, bald wieder zu mir kommen,
Und ruffen, dem ich oft der Liebe Garn gestellt,
Der ist durch euren Sohn und meine Faust gefällt.
Cupido, der genug der Mutter Wort erwogen,
Grieff nun mit Zuversicht auf Köcher, Pfeil und Bogen,
Und schwang sich ungesäumt auch wieder in die Stadt,
So von den Dähnen noch den alten Namen hat,
Und ihre Mutter itzt mit reichen Gaben ehret,
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Ein Hertze, so kein Pfeil der süssen Brunst versehret,
War dieses Schützens Zweck. Es war bey Tag und Nacht
Der Bogen stets gespannt, das Hertze stets bedacht,
Nach vielem Krieg und Streit dem Jüngling obzusiegen,
Wie oft er aber kam, so fand er um ihn liegen
Der Griechen kluges Heer, der Römer weisen Rath,
Was Chäronea noch der Welt geschencket hat,
Halff nebenst Cordöen fast unermüdet kämpfen,
Auch Cato war bemüht der Pfeile Macht zudämpfen,
Und goß den heissen Brand mit seinen Sprüchen aus,
Cupido sprach bey sich: Sol dieses Mannes Haus
Mein Feuer und mein Pfeil denn nicht erreichen können,
Ist Eisen, Stahl und Stein der Grundzeug dieser Sinnen?
Er stellt ihm offtermahls durch ein verliebtes Blat,
Wie jener Lesbien und der Corinnen bat,
Wie der Petrarcha schwur die Lauren stets zu lieben,
Und was der Grafenhag vom Küssen hat geschrieben,
Marinens Wunder-Buch, Gvarinens treues Pfand,
Was Drayten, Theophil und Samtamann erfand,
Die schaut' er offtermals auf seiner Stelle schertzen,
Die Kunst gefiel ihm wol, das Gift drang nicht zum Hertzen,
Und der erzörnte Gott war nunmehr gantz bereit
Zu meiden diesen Orth, zu lassen diesen Streit,
Als dieser freye Geist bey schönen Sommer-Stunden,
Als Erd- und Himmel-Lust zusammen war verbunden,
Durch einen guten Freund ward aus der Stadt geführt,
Der Orth, so sie umfieng, stund überall geziert
Mit schönen Tulipen, geholt aus fremden Erden,
Die itzund auch bey uns gemeine Bürger werden,
Viel andre Blumen mehr die waren hier gepaart,
Manch fremdes Wunder Kraut, so die erkühnte Fahrt
Dem Ost und West entraubt, war neben dem zuschauen,
Das geile Kind der Luft kam Nester hier zubauen,
Die kleine Nachtigall, so nimmer schweigen kan,
Die stimmet ungestört ein süsses Brautlied an.
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Es schertzten überall die Baltischen Syrenen,
Man hörte manches Lied mit höchster Lust erthönen,
Der Phöbus schaute selbst erfreuet durch die Luft,
Als Richter, wie ihm deucht, der Kurtzweil angeruft.
Vor andern zeigte sich ein Kleinod aller Tugend,
Ein Spiegel aller Lust, ein Wunder-Bild der Jugend,
Auf deren Stirne selbst des Vatern Nahmen saß,
Aus deren Augen man der Mutter Keuschheit laß,
Da Höfligkeit und Zucht einander Schwestern hießen,
Da Sinnen Geist und Bluth sich fromm zu seyn befliessen,
Der eher nichts gefällt, als wenn der Vater wiel,
Und spricht, Der Eltern Wunsch ist mein gewüntschtes Ziel
Und meines Willens Zweck, der ernste Feind des Buhlen,
So nie ersuchet hat der Venus süsse Schulen,
That hier die Augen auf, und schaute wie die Welt
Sich itzund lustig macht in Florens Lustgezelt,
So Feld und Gärte deckt. Doch war das keusche Prangen
Derselben, so ich itzt zu rühmen angefangen,
Ihm liebreicher als diß, was uns der Tulipan
Auf seinen Blättern zeigt, und nicht bestehen kan.
Cupido, der sein Ziel zu keiner Zeit verlassen,
Begunte nebenst Trost auch seinen Pfeil zufassen,
Der Arm stund ausgestreckt, der Bogen war bereit,
Durch gleichgestellten Stahl der Sinnen Härtigkeit
Zu machen wie das Wachs. Er hielte zu dem Hertzen,
Der Pfeil drang durch die Brust nicht ohne süsse Schmertzen,
Und das erkühnte Kind, zu mehren seine Lust,
Traff auch das schöne Bild an ihre zarte Brust,
Die kein verliebter Strahl vor diesem angerühret,
Es ward die süsse Gluth durch beyder Blut geführet,
Sie schauten hin und her, sie schauten diß und das,
Und wusten fast nicht recht, was in dem Hertzen saß,
Biß daß die Flamm allhier iemehr und mehr entbrannte,
Und beyder Hertz und Geist die süssen Flammen kandte,
Da denn der Eltern Treu durch längst geneigte Hand,
Ihn'n Wunsch und Seegen sprach, und dieses Paar verband.
Cupido meynte nun für Freuden zuvergehen,
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Er schaute höchst ergötzt die zwey verliebten stehen,
Er lachte, daß den Schall auch Echo selbst vernahm,
Und, wie man meinen will, in Juno Kammer kam.
Doch ließ die grosse Lust ihn länger nicht verziehen,
Er hieng den Bogen an, der Mutter zuzufliehen,
Zu sagen, daß sie nun für einen rauhen Schlag
Des kleinen Sohnes Haupt mit Rosen krönen mag.
Er schwang sich durch die Luft biß zu der Venus Throne,
Und rief: Was düncket euch itzund von eurem Sohne?
Dem ich vor vieler Zeit vergebens Garn gestellt,
Ist nun durch mein Geschoß mit Wucher hingefällt,
Und ruft die Venus an zu seiner Liebsten Füssen,
Der Liebsten, die mit ihm lässt Liebes-Thränen fliessen,
Doch wird ein festes Band bald enden ihre Pein,
Und Lachen vor die Noth, Lust vor das Weinen seyn.
Hab ich genung gethan? Die Mutter war ergetzet,
Daß dieses zarte Fleisch des Sohnes Hand verletzet,
Sie satzt ihn auf die Schoß, sie druckt ihn an die Brust,
Sie nannt ihn ihren Schatz, sie nannt ihn ihre Lust,
Sie küst ihn auf den Mund, sie klopft ihn auf die Lenden,
Sie nahm ihn aus der Schoß, sie trug ihn auf den Händen,
Und sprach: Weil sich itzund nicht alles sagen läst,
So eile nun von mir auch auf das Hochzeit Fest,
Dann kanstu ihre Noth und ihre Lust beschreiben.
Cupido lässt sich nicht viel zu der Wollust treiben,
Er ließ der Mutter Hand, er ließ der Mutter Schoß,
Er machte sich alsbald der süssen Bande loß,
Und schwang sich über Baum, Thal, Häuser, See und Hügel,
Es gläntzten wie Cristall die Silber-weissen Flügel,
Biß daß er in die Stadt des grossen Sieges kam,
Und seinen Freuden-Flug recht in die Wohnung nahm,
Da dieses werthe Paar auf einem grossen Saale,
Bey Kurtzweil, Liedern, Tantz, Gespräche, Spiel und Schale,
In höchsten Freuden saß; da der berühmte Rein
Mit Weinen, die er hegt, nicht wolte sparsam seyn.
Tockäy und Mallaga, Bourdeaux und ihres gleichen,
Die liessen auch den Schatz des Bachus überreichen,
[104]
Was seltsam in der See, was köstlich in der Luft,
Was Erd und Bäume ziert, ward auf das Mahl geruft.
Hier muste Cinnamey das Haselhun umschliessen,
Die Fische wolten nur in Muscateller fliessen,
Der stoltze Phasian ward in ein Grab gethan,
Dergleichen Phönix nur ihm selber geben kan,
Was die Natur gebiehrt, und was die Kunst erzwinget,
Was vieler Menschen Witz aus frembden Ländern bringet,
Was Zucker überzeucht und Specerey erhält,
Ward auf den Freuden Tisch mit reicher Hand gestellt,
Und wolte dinstbahr seyn den zwey verliebten Hertzen,
Den nun die reine Lust durch tugendhafftes Schertzen
In alle Glieder trat, und den der süsse Brand
Noch heisser ward gemacht durch Augen, Hertz und Hand.
Es kam nun unvermerckt der Hesperus gegangen,
Der Reisenden Verdruß, der Liebenden Verlangen,
Er sprach durch seinen Schein: Geht zu der neuen Ruh,
Und schlüsset nicht die Lust mit euer Kammer zu.
Bezwinget euch der Schlaff, so macht, daß bey erwachen
Der Braut die Röthe kommt, dem Bräutigam das Lachen
Nicht traure, zarte Braut, es sagt die gantze Welt,
Man samlet keine Frucht, wann nicht die Blüthe fällt.

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TextGrid Repository (2012). Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von. Gedichte. Gedichte. 13. Die versöhnte Venus. 13. Die versöhnte Venus. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-6C9B-2