[Du kennst mein treues hertze]

[390] [398]C.H.v.H.


Du kennst mein treues hertze/
Es lieget ja in deiner hand/
Als meiner liebe treues pfand/
So dich bedient im ernst und schertze.
Kein garten blüht mir ohne dich/
Du schöne blume meiner sinnen/
Wie solte doch mein auge sich
Von dir entfernt ergetzen können?
Kein amber will mir schmecken/
Wann du nicht kanst gefährtin seyn.
Der morgenröthe purpur-schein
Verkehrt sich mir in trübe decken/
Wenn deiner augen sonnen-pracht
Die güldnen strahlen mir entziehen/
Und dieses/ was dich englisch macht/
Von meiner seiten denckt zu fliehen.
Ich küsse noch die stunde/
Da ich den ersten liebes-kuß/
Aus keuscher freundschafft überfluß/
Genoß aus deinem zucker-munde:.
Das reine siegel/ so von dir
Auff meine lippen ward gedrücket/
Hat auch die seele selbst aus mir
In süsse bande hingerücket.
Doch fürcht ich das gelücke/
So nicht deständig farbe hält/
Und mir auff tausend wege stellt/
Braucht gegen mich auch seine tücke;
Mich daucht/ daß eine fremde hand
Um deine rosen sich läst spüren/
[398]
Und dich/ in einen andern stand
Aus meinen augen will entführen.
Mir aber muß belieben/
Was endlich dein belieben heist;
Es scheint/ daß mein verstrickter geist
Nach deinem willen wird getrieben.
Dein wohlseyn pflantzt auch meine lust/
Ich acht es über alle schätze/
Ich tadle niemahls was du thust/
Dein willen bleibet mein gesetze.
Denn dir zu widerstreben/
Wär eine höllen-harte schuld/
Ich dencke nur/ daß ungedult
Uns wenig wieder weiß zu geben;
Mich stell ich dir gehorsam ein/
Was du begehrst aus mir zu machen/
Doch kanstu auff den rosen seyn/
So muß ich auff den dornen lachen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von. Gedichte. Gedichte aus Neukirchs Anthologie, Bd. 1. Verliebte Arien. [Du kennst mein treues hertze]. [Du kennst mein treues hertze]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-6D3C-E