Das Aehrenfeld

Ein Leben war's im Aehrenfeld,
Wie sonst wohl nirgend auf der Welt:
Musik und Kirmeß weit und breit
Und lauter Lust und Fröhlichkeit.
Die Grillen zirpten früh am Tag
Und luden ein zum Zechgelag:
Hier ist es gut, herein! herein!
Hier schenkt man Thau und Blüthenwein.
Der Käfer kam mit seiner Frau,
Trank hier ein Mäßlein kühlen Thau,
Und wo nur winkt' ein Blümelein,
Da kehrte gleich das Bienchen ein.
Den Fliegen ward die Zeit nicht lang,
Sie summten manchen frohen Sang.
Die Mücken tanzten ihren Reih'n
Wohl auf und ab im Sonnenschein.
Das war ein Leben rings umher,
Als ob es ewig Kirmeß wär'
Die Gäste zogen aus und ein
Und ließen sich's gar wohl dort sein.
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Wie aber geht es in der Welt?
Heut' ist gemäht das Aehrenfeld,
Zerstöret ist das schöne Haus,
Und hin ist Kirmeß, Tanz und Schmaus.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich. Das Aehrenfeld. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-70CE-F