Mutterliebe

Was weidet dort so sorglos
Wohl durch das grüne Holz?
Was hüpft und springt daneben
So muthig und so stolz?
Sieh da! das ist die Hirschkuh,
Zur Seit' ihr liebes Kind,
Die beide stets beisammen,
Stets unzertrennlich sind.
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Da kommt ein Jägerbursche
Und schleichet leis' hinzu,
Er zielet und erschießet
Der Hirschkuh Kind im Nu. –
Was blicket aus dem Tannicht
So traurig dort hervor?
Das ist die arme Hirschkuh,
Die dort ihr Kind verlor.
Sie geht nicht aus dem Wege,
Sie stehet starr und stumm,
Sieht nicht nach Hund und Jäger,
Sieht sich nach Niemand um.
Und eines Tages frühe
Wohl um das Morgenroth,
Fand man am dunklen Tannicht
Die arme Mutter todt.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich. Mutterliebe [1]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-7160-A