[257] Er bereut nichts; er wüntscht nur/ daß ihn noch Ein-mahl der Frühling freut

Ode Jambica.


O göldner Vorjahrs-Schein/
brächstu doch bald herein!
Noch Ein-mahl möcht ich sehn
die Kindgens Kräntze drehn!
Itzt pfeifft der Wind auß Pohlen/
dan dantzt man auff Violen/
dan hängkt ob grüner Au
die Lufft Hertz-Himmelblau;
ümb bundte Kiesel schwäzzt der Bach/
der Gukguk rufft das Echo wach!
Frau Venus/ fast entblöhßt/
dan in ihr Hifft-Horn stöhßt/
ihr Kleid auß Doppel-Dafft
weht zihrlich auff-gerafft!
[258]
Sie hat mich gantz besessen/
ich kan es nicht vergessen/
alß ich im braunen Hahr
noch jung und frölig war!
Da machten uns vergnügten Sinns
die gelben Himmels-Schlüsselgins!
Wir saßen Hand in Hand/
manierlich und galant/
kein Lüfftgen blihß durchs Moos/
wir lihßen uns nicht lohß/
wenn das besüsste Lallen
der kleinen Nachtigallen
mich offt mit sanfftem Drang
ihr für die Knye zwang.
Mein Hertzgespan/ mein Augendrohst!
Wie hat sie mich dan lihb-gekohst!
Sie hat mir manche Nacht
den Rihgel auff-gemacht;
waß heymlig dan geschehn –
kein Mäntsch hats zugesehn!
Ich lag ihr fäst am Hertzen/
ich pflag mit ihr zu schertzen/
ich lihß ihr keine Ruh/
du lihbstes Seelchen du!
Sie war mein A/ sie war mein O/
künt ichs – ich dhät es noch-mahl so!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Holz, Arno. Gedichte. Dafnis. Angehänckte Auffrichtige und Reue-mühtige Buß-Thränen. Er bereut nichts; er wüntscht nur. Er bereut nichts; er wüntscht nur. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-801A-6