Tagebuchblätter
[227] In dem Traum siehst du die stillen,
Fabelhaften Blumen prangen;
Und mit Sehnsucht und
Verlangen Ihre Düfte dich erfüllen.
Doch von diesen Blumen scheidet
Dich ein Abgrund tief und schaurig,
Und dein Herz wird endlich traurig,
Und es blutet und es leidet.
Heine
Ich rauchte nicht und trank kein Bier,
Ein junger Mensch von achtzehn Jahren,
Und dieses Buch der Welt schien mir
Wie eines Engels Memoiren.
Schon sah ich mich im Frührothschein
Vor lauter Glück die Hände falten,
Doch heut gesteh ich's traurig ein:
Mein Herz hat mir nicht Wort gehalten!
Auch schrieb ich manchen Liebesbrief
Und schwärmte à la Heinrich Heine,
Doch das war kindisch und naiv,
Denn statt der Herzen fand ich Steine.
Nun hängt am Galgen mein Humor
Und macht mein warmes Blut erkalten,
Denn traurig klingt es mir im Ohr:
Mein Herz hat mir nicht Wort gehalten!
[229]
[230]Zwar meiner Kunst ersehnten Kranz,
Schon streift ihn hie und da mein Scheitel,
Doch denk ich schon wie Meister Hans
Und deklamire: Alles eitel!
Mir kreist das Hirn, mir wankt das Knie,
Ein Andrer mag mein Amt verwalten!
Zu traurig klingt die Melodie:
Mein Herz hat mir nicht Wort gehalten!
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- TextGrid Repository (2012). Holz, Arno. Gedichte. Buch der Zeit. Tagebuchblätter. 1. [Ich rauchte nicht und trank kein Bier]. 1. [Ich rauchte nicht und trank kein Bier]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-83D5-8