Cantata von der Gedult

Gedult in allen Dingen/
Die Zeit kan Rosen bringen.

Aria.

Gedultig ist ein Hertze/
Das bey dem grösten Schmertze
An Himmel dencken kan.
Entflieht von mir ihr Sorgen/
Es bricht ein schöner Morgen
Auf diese Nacht wohl an.
Stellt sich bey mir Verdruß und Elend ein/
Muß ich ein Ziel der Unglücks Keile seyn/
Gedult: Weil Gott den Trost verspricht
Daß Israel auch nicht
Auf einen Tag ist aus Egypten gangen.
Und will das Leid
Wie eine Fluht mich überschwemmen/
Gedult: der Himmel wird es dämmen/
Im Meere der Trübseeligkeit
Kan man oft Perlen fangen.
Stürmt manches Wetter auf mich zu/
Stöhrt man mir da und dort die Ruh/
Gedult: die bey dem ersten Sturm verzagen/
Sind unwehrt/ sich ins Buch der Helden einzutragen
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Schlägt mir die Falschheit Ehren Wunden/
Gedult/ die werden durch die Zeit
Durch Tugend und durch Redlichkeit
Gar leicht verbunden.
Wer ist so hoch dem Monde gleich gestellt/
Den nicht ein Hund aus Neid an bellt?
Und will mir letzt nicht jeder Wunsch gelingen;
Blüht noch kein Glück;
Geht mancher Anschlag noch zurück
Gedult! die Zeit kan Rosen bringen.
Aria.

Gedult die Zeit kan Rosen bringen/
Wo itzo annoch Dornen stehn.
Beständig seyn/ sein Glück erwarten/
Und zum Begiessen fleißig gehn/
Macht einen itzo wüsten Garten
Zuletzt von vielen Blumen schön.
Gedult die Zeit kan Rosen bringen/
Wo itzo annoch Dornen stehn.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Hunold, Christian Friedrich. Cantata von der Gedult. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-8809-8