[320] 4. Fabel

Von einem unglücklichen Bauer

Ein Baur geht in die Stadt/
Und weil er einen Bart von funfzig Ellen hat/
So läßt er sich balbieren.
Ein junger Kerl/ der nicht die Kunst versteht/
Kömt über ihn/ sein Messer zu probiren.
Er schiert/ daß Haar und Haut herunter geht.
Der Baur sang trefflich schön/
Und muste sich zum Gelde doch verstehn.
Er kam hiernechst in einen Streit.
Ein junger Advocat war hier nicht weit/
Sein Handwerck anzubieten.
Ob Kluge schon zu dem Vergleiche riethen:
So war der junge Rabulist
Doch so geschickt/ den Bauren zu betrügen.
Das Urtheil lief sehr schlecht; die Kunst war aus zulügen.
Ich weiß/ daß Hauß und Hoff darauf gegangen ist.
Der arme Baur verfiel in großen Kram/
Daß über ihn ein starckes Fieber kam.
Ein junger Artzt/ der kaum so viele Lachen
Als Krancken je gehabt/ gieng selbst zu ihm ins Hauß/
Er striche seine Pillen raus.
Das Fieber solte gleich vor seinem Pulver weichen.
Darneben war auch eine Gold-Tinctur/
Die aus des Krancken Beutel fuhr.
Die Artzeney schlug trefflich an/
So daß sich ietzt der Baur nicht mehr beklagen kan.
Diß dreyes kanst du nun an einem Weibe haben/
Die jung und feurig ist/ galant, verthut und spielt/
Die erstlich deine Krafft/ denn Gut und Ehre stiehlt/
Und alle Qvaal ersinnt/ dich zeitlich zu begraben.
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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Hunold, Christian Friedrich. Gedichte. Academische Nebenstunden allerhand neuer Gedichte. Poetische Fabeln. 4. Fabel. 4. Fabel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-88B9-D