Gebet eines Kindes

Aller Menschen Vater! höre,
Merk auf mich dein lallend Kind,
Gieb mir deinen Geist, und lehre
Mich, was deine Wege sind.
Dich zu fürchten, dich zu scheuen,
Dich zu lieben und in dir
Mich der schönen Welt zu freuen,
Schöpfer, dies verleihe mir!
Meinen Eltern Ehre geben,
Ihrem Wink gehorsam seyn,
Dir und ihnen dankbar leben,
Ohne Tadel, fromm und rein:
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Vater, dieß sind meine Pflichten;
Ach, ich wachse wie ein Baum,
Der gepflanzet ward zu Früchten
In des Gartens besten Raum.
Laß mich gute Früchte tragen,
Herr, du prüfest Herz und Sinn,
Ob ich in der Zukunft Tagen
Tugendhaft und glücklich bin.
Sollt ich nicht – o dann erhöre
Mein verdoppelt kindlich Flehn,
Und laß mich zu deiner Ehre
Unschuldsvoll dein Antlitz sehn.
Nimm mich früh von dieser Erde,
Daß mir nicht dein Auge feind,
Wegen meiner Sünden werde,
Wenn mein guter Engel weint.
[135]

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Karsch, Anna Louisa. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1792). Gedichte. Gebet eines Kindes. Gebet eines Kindes. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-8F83-B